Raumtraum

Darf ich vorstellen: Cezary Bodzianowski. Künstler. Gerade zu sehen in der Ausstellung „Space Revised“ in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst / Bremen. Space Revised ist ein Ausstellungsprojekt, das sich auf vier Standorte verteilt und sich mit der Frage nach dem Raum beschäftigt. Im Hand-Out zur Ausstellung heißt es „Im Raum situiert sich Kunst. Ohne ihn ist Kunst nicht denkbar. Ob zwei- oder dreidimensional angelegt – Kunst nimmt Raum ein, schafft und definiert Raum. Gleichzeitig wird sie durch den Raum bestimmt, sei er als Umfeld, Kontext oder Verortung formuliert.“ Klingt toll und nachvollziehbar. Und dennoch muss ich wieder kritisch fragen: Ist dann nicht alles Gegenständliche Kunst? Der Mensch, das Haarshampoo, der Gartenstuhl? Das alles steht doch auch im Kontext zum Raum, schafft und defniert Raum. Oder etwa nicht?

Anyway, zurück zur Ausstellung. Es gibt wenig zu sehen, aber eines fand ich dann doch sehr eindrucksvoll: den Film „The Prisoner“ von Rosalind Nashashibis. Er zeigt den Fußweg einer jungen Frau mit hohen Absätzen und modischer Kleidung bei ihrem Gang durch eine nahezu menschenleere, städtische Situation. Man wird zum Voyeur, ohne die Frau nur einmal von vorn zu sehen.
Inspiriert wurde die Künstlerin von einer Sequenz aus Chantal Akermans „Le Captive“, einer Adaption von Marcel Proust, in der die Hauptfigur seiner Geliebten eine lange Treppe hinaus folgt und dabei immer wieder aus dem Dunkel tritt. Den Eindruck sexueller Spannung und Kontrolle steigert Akerman, indem sie das Klappern der Absätze in versetztem, akustischem Abstand einfügt.
Ausstellung kann man sehen, aber man verpaßt auch nichts, wenn man es nicht schafft.

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

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