Moin Moin,

heute Morgen gab es einen kleinen Zwischenfall mit unseren Schafen, besser gesagt mit einem äussert stabilem, an dem ich euch mal kurz teilhaben lassen möchte. Die Geschichte ist zwar nicht lustig, aber spiegelt halt doch ein wenig die Überraschungen des Berufs wieder.
Eigentlich sollten zwei Schafe geschlachtet werden, das erste hing auch schon seit 20Minuten am Haken und als ich das Nächste aus dem Transporter holen wollte, hat es sich losgerissen und ist samt Strick um den Hals quer übers Unigelände ab in die benachbarte Siedlung. Ich und meine Kollegin sind mit weisser Schürze und und weissen Stiefeln im gestreckten Galopp hinter her und parallel habe ich am Handy mit der Zürcher Polizei telefoniert. Das Schaf war verschollen und ich dachte, es kommt nie aus dem Wald am Züriberg zurück, doch tauchte es wieder zwischen den Häusern auf, nahm dann aber wieder reißaus, rannte quer durch die Strassen und über die Baustelle der neuen Kleintierklinik, deren Bauarbeiter sehr über die Abwechslung erfreut waren. Nach 45 Minuten Verfolgungsjagd endete es auf dem Gras bewachsenem Flachdach der Klinik und ehe wir es mit zwei anderen Schaf resozialisieren konnten, nahm es die Abkürzung durch das Oberlicht und stürzte 4 Meter in die Tiefe mitten in den Neurologen OP. Ich dachte, das war es jetzt mit dem Schaf und meiner Karriere am Tierspital. Wir sind dann alle vom Dach und ich habe vorsichtshalber schon mal den Metzger zum Schiessen vor Ort bestellt, aber erstaunlicher Weise fehlte dem Schaf nichts, nur ein wenig Nasenbluten. Die Pfleger meinten nur zu mir „Viel Spass beim Erklären der geschrotteten Geräte bei der Unileitung“, aber auch hier stellte sich zum Glück raus, dass es nur ein Monitor war, der das Zeitliche gesegnet hat und eben die Fensterscheibe.
Für das Schaf hat dieser unschöne Ausflug dann schluss letztendlich doch am Schlachthaken geendet, aber ich kann mir jetzt besser vorstellen, wie es zugeht, wenn ein Tier vom Schlachthofgelände flieht.

Beste Grüsse aus Zürich an alle