Aggressionen am Schwimmbecken

Ein heißer Tag im Stadionbad. Rund 1.800 badehungrige Menschen tummeln sich in Bremens beliebtesten Freibad. Vom 10 Meter-Turm springen, den hungrigen Bauch mit Pommes füttern, mit Freunden auf der Liegewiese chillen, Kinder im Planschbecken mit Wasserspielzeug unterhalten – das alles macht einen Badetag unter freiem baluen Himmel rund. So soll es sein.

Blutende Schnittwunden, randalierende Jugendliche, erschrockene Gesichter und ein Polizeiaufgebot – so soll es nicht sein. Und trotzdem spielte sich das am Montagnachmittag im Stadionbad ab. Aus einer verbalen Auseinandersetzung zwischen einem 18- und 14-Jährigen wurde erst eine Messerstecherei, dann eine Massenjagd auf einen einzelnen. Bis zu 30 Jugendliche bildeten einen aggressive Mop, der keine Grenzen mehr kannte. Während ein Verletzter im Sanitätsraum behandelt wurde, randalierten die wildgwordenen Gegner an der Tür. Erste Hilfe-Leistende wurden respektlos attackiert. Die anrückende Polizei musste ebenfalls Hiebe einstecken.

Ich bin ratlos und erschrocken darüber, wie schon junge Menschen so ausrasten können. Eine Ohrfeige im Affekt – ja, so was passiert. Aber eine Horde, die sich bewusst zusammentut und selbst nachdem der „Feind“ aus dem Sichtfeld noch in blinde aggressive Wutanfälle verstrickt? Die sich selbst von der Polizei nicht abschrecken lassen? Die auf Gäste des Bades und das Personal einschlagen? Nirgends eine Spur Respekt und Empathie. Was läuft da so verkehrt, dass diese Werte so gar nicht vorkommen?

Und was bedeutet das für einen Schwimmbadbetrieb? Müssen die Schlangen an der Kasse an heißen Tagen noch länger werden, weil jede Badetasche gefilzt wird? Organisatorisch kaum möglich. Und was gebe ich meinen Mitarbeitern als Chef für einen Rat, wie sie sich in solchen Fällen richtig verhalten? Wie gelingt es, dass eine unerzogene Minderheit dem Rest nicht die Freude an einem Ausflug raubt? Wo führt es hin, wenn sich Schlägereien nicht mehr nur nachts im anonymen Park, sondern am helligten Tage in aller Öffentlichkeit und einem geschützen Rahmen abspielen?

Mir fehlt jegliche Vorstellungskraft für das Leben, Fühlen und Denken dieser tabulosen Cliquen. Was bewegt sie? Was fehlt ihnen? Warum ist die Moral nicht ausgebildet? Kann eine Sozialisierung derart gewaltorientiert sein? Diese Fragen bleiben für mich offen, ich habe keine richtigen Antworten.

Hier gibt es Infos zum Vorfall: Artikel und Video

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert