Goldige Zeiten

Für einen Trip nach Italien fehlt Euch das Geld? Kein Problem! Dolce Vita und süditalienische Abendsonne gibt es nämlich bereits für 10 Euro. Zum Mitnehmen in der Handtasche. Italy to go! Oder auch: Meine neue goldige Sonnenbrille. Sie ist die Warhrnehmungsstörung der Optikerindustrie. Der Trugschluss im Accessoire-Regal. Die Droge für den Augapfel.

Rückblick auf gestern Abend: Ich radle mit dem Liebsten am Unisee entlang und bin hin und weg. Vom bombastischen Sonnenuntergang, der sich über die Wasserfläche erstreckt. Feuerbrünstiges Rot, güldener Schimmer. Wow! Meine faszinierte Begeisterung teile ich sogleich durch ein eindringliches „Wahnsinn, was für ein krasser Sonnenuntergang! Wow!“ mit. „Hmm. Ja.“, kommentiert mein Freund. Ich denke mir bei dieser recht sachlichen Zustimmung nichts Schlimmes, wundere mich aber eine Sekunde über die verhaltene Reaktion. Zwanzig Radsekunden später rutscht mir ein weiteres „Echt toll!“ raus. Nur wenige Augenblicke weiter ziehe ich meine Sonnenbrille ein Stück von der Nase. Warum, weiß ich gar nicht mehr. Ich schaue erneut zum See und …. Äh, was ist das denn? Nichts mehr. Abendsonne, ja. Aber weder intensiv rot noch anderweitig beeindruckend. Eher langweilig. Ich schiebe die Brille wieder hinauf. Wieder hinab. Und stelle fest: Niemand sonst hat gerade einen unglaublich eindrucksvollen Sonnenuntergang gesehen. Es ist die Tönung der Gläser, die aus dem hanseatischen Himmel über Bremen ein sizilianisches Paradies gemacht hatte. „Der Sonnenuntergang ist ja gar nicht so schön. Das ist die Sonnenbrille. Hier, guck mal.“ Ich reiche meinem Gefährten die Neuanschaffung und er schaut hindurch. „Tatsächlich. Ich habe mich schon gewundert, warum Du so begeistert bist.“

An dieser Stelle sei eingeschoben, dass ich künftig ein „Hmm. Ja.“ meines Freundes nicht mehr vertrauensvoll als Zustimmung interpretieren kann, sondern dahinter immer ein „Häh? Wat meint die denn? Ich seh/ hör/ merk nichts“ vermuten muss. Tststs.

Wie auch immer, jedenfalls habe ich auf dem weiteren Weg immer mal wieder den Mit Brille vs. Ohne Brille-Vergleich gezogen. Und tatsächlich: Die neue Sonnenbrille taucht Häuser, Wege und Menschen in südliche Abendsonne. Urlaubsfeeling pur! Das jedoch sofort verfliegt, wenn man sie wieder abnimmt. Fazit: Dass ich probezeitbedingt vermutlich keine Reise mehr in diesem Sommer unternehmen werde, macht nicht. Ich habe Italien auf der Nase.

Brille: Bijou Brigitte | Armband: Oasis

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

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