Ubud: Bali #4

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Zweite Station: Ubud. Nach dem Start am Vulkanstrand von Amed und der durch zwei wunderbare Zwischenstopps absolvierten Überfahrt kam ich am Abend meines vierten Urlaubstags in Ubud an. Im Gepäck nicht nur die sparsam gepackten Klamotten für drei Sommerwochen, sondern auch die Vorstellung eines Städtchens, das sich rund um einen lebendigen Ortskern erstreckt, das der Langsamkeit und Kultur frönt, das voller spirituell erleuchteter Schöngeister steckt und im Gegensatz zu Amed wohldosierte Urbanität ausstrahlt.

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Weit gefehlt!

Die Bilder, die beim Lesen von Reiseführern, Internetseiten und Eat Pray Love vor meinem geistigen Auge entstanden waren, hatten mit der Realität nichts gemein. Sie waren wohl auch geprägt davon, dass ich bislang immer nur in Europa gereist bin und ich sie daher mit dem europäischen Pinsel gemalt hatte. Wenn ich „Zentrum von Kunst und Kultur“ oder „Küstlerstädtchen“ lese, dann assoziiere ich damit einfach keine Müllverbrennung am Straßenrand, kein permanentes Hahnengeschrei, kein Verkehrschaos, keinen Lärm, keine Löcher in den Straßen. Und vor allem keine penetranten Männer, die mich alle drei Meter fragen, ob ich ein Taxi brauche. Tagelang hörte ich nur „Taxi, Taxi!“, tagelang habe ich versucht, freundlich zu bleiben, bei meiner Antwort. Gelang am Ende immer weniger.

Im ersten Moment war ich ziemlich überrumpelt, wie wenig Ubud mit dem zu tun hatte, was ich mir gedacht, vermutlich ERHOFFT hatte, und zum ersten Mal fühlte ich mich elend und einsam. Wo ist das Ubud, von dem alle schwärmen, fragte ich mich. Meine Unterkunft machte den Einstieg nichts einfacher: Zwar hatte ich einen traumhaften Ausblick in ein sattes grünes Reisfeld und die Lage war phantastisch zentral, aber insgesamt war die Ausstattung deutlich liebloser als ich es bei Lisa für das selbe Geld erlebt hatte. Objektiv betrachtet trotzdem vollkommen in Ordnung, aber wenn man sich nicht gut fühlt, sehnt man sich natürlich nach etwas gemütlichem. Als dann noch ständig Eidechsen durchs Zimmer huschten, war ich in einem echten Stimmungstief angekommen. Schlafen konnte ich mit dem Wissen der kleinen Tiere dann auch nicht. Und da dachte ich wohlgemerkt noch, sie wären immer klein. Könnt ihr Euch vorstellen, wie es mir erging, nachdem ich zwei Abende später in einem Warung eine XXL-Variante über die Wand laufen sah? Ich war endgültig traumatisiert! Okay okay, ich übertreibe etwas, aber ich gehöre leider tatsächlich zu den Menschen, die klischeehaft spitz aufschreien, wenn solche Viecher an ihnen vorbeihuschen. Und in Ubud und später auch auf Gili Meno huschte es gewaltig, woran ich mich nur schwer gewöhnen konnte.

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Die Stimmung in den ersten Ubud-Stunden war also ziemlich niedergeschlagen. Was ich rückblickend menschlich und naheliegend finde. Das erste Mal weit weg, allein – wäre doch etwas merkwürdig, wenn ich, die ein Entdeckergeist, aber kein Abenteurerin bin, die ganze Zeit über vollkommen ausgeglichen gewesen wäre.

Ich entdeckte aber bald ein wirksames Gegenmittel: Aktivitäten planen. Im Gegensatz zu Amed, wo einzig Tauchen im Mittelpunkt steht, kann man in Ubud aus einer großen Menge an Unternehmungen, Kursen, Restaurants und Ausflugsangeboten wählen. Allen voran natürlich Yoga, denn Ubud gilt als Mekka für alle Sonnengrußliebhaber. Am populärsten ist das „Yoga Barn„, wo man gleichzeitig auch wohnen und sich mit ayurvedischen Essen versorgen lassen kann. Ich war zweimal im „Radiantly Alive Yoga„, wo es mir wahnsinnig gut gefallen hat. Ich empfehle den frühen Kurs um acht – danach gehört der Tag Dir und nichts kann Dich mehr erschüttern! Wer im Radiantly Alive Yoga vorbeischaut, sollte hinterher im gegenüberliegenden Café einen Stopp einlegen. Gesunde Säfte und Salate gibt es nämlich ebenso wie leckeren Kuchen. Im Erdgeschoss werden sogar Brote, Bagles und Zimtschnecken zum Mitnehmen verkauft. Im Ausland bekommt man ja selten Brot, auf Bali hätte ich es am allerwenigsten erwartet. Aber siehe da, in Ubud werden Vollkornträume wahr.

Kaffeeträume erfüllt Euch währenddessen das „Seniman„. Unbedingt vorbeischauen, denn einen Latte macchiato bekommt ihr ansonsten eher selten. Ich hatte in den ganzen drei Wochen nur dort einen. Ach ja, und am Flughafen vor dem Rückflug. Ich boykottiere Starbucks ja normalerweise, aber meine Lust auf Koffein war so groß, dass ich da mal eine Ausnahme gemacht habe…. Das Seniman ist ein typische Backbacker- und Aussteiger-Lokalität, wo Apple-Hightech auf Freigeist trifft. Alle sind online und gleichzeitig schon seit mehreren Monaten nicht mehr zuhause gewesen. Leute ab 20, die Kaffee und Reisen mögen, sind genau dort. Wenn Ihr mal einen Nachmittag in einer etwas globaler anmutenden Atmosphäre anhängen wollt, seid Ihr dort richtig.

Was ich Euch ebenfalls ans Herzen legen möchte, sind die Kochkurse und Radtouren, die ihr in Ubud buchen könnt. Ich bin jetzt beispielsweise offizielles Mitglied der Bumbu Bali Kitchen Class. Alles, was ich dafür tun musste: essen. Naja, und ein bißchen kochen. Aber eigentlich durften wir überwiegend probieren, abschmecken und zuhören. Direkt vor dem Kurs sind wir mit der Köchin erst einmal auf dem unmittelbar beim Restaurant gelegenen Markt gegangen und wurden in lokale Obstsorten, unbekannte Gewürze und das Geheimnis vom Palmzucker eingeführt.

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Anschließend wurde ein bißchen geschnippelt und gerührt, aber das meiste hatte das Team von Bumbu Bali schon vorberietet, so dass wir uns wie gesagt aufs Kosten und Genießen konzentrieren konnten. Ein Kochbuch haben wir am Ende auch noch bekommen, so dass wir jetzt zuhause alle Gerichte des Kurses und noch einige mehr nachkochen können. Ich hab´s einmal bereits gemacht -Hauptgericht war ein Erfolg, Nachspeise ist missglückt. Vollkommen untypisch für mich, meistens läuft es umgekehrt...

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Ja, und dann gab es da eben noch die Radtour von Bali Eco Cycling, die mit einem Frühstückspanorama startete, das ich so wohl kein zweites Mal erleben werde: einem weiten Blick auf den Vulkan Batur und den angrenzenden See. Der absolute Wahnsinn! Von dort aus ging es immer bergab, mit Zwischenstopps in Reisfelder, auf Kaffeeplantagen und bei einer typischen Dorffamilie. Nein, die Küche, die ihr gleich seht, ist nicht ausgebrannt, da sieht es immer so aus! Denkt einfach mal an den Anblick, wenn Ihr das nächste Mal den Geschirrspüler anstellt oder den Kuchen aus dem Backofen nehmt. Haben wir das nicht gut?

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Noch einiges mehr habe ich in Ubud unternommen, doch ich möchte mit einem Erlebnis den Bericht zu diesen Tagen schließen, das mich so eng wie kein zweites in diesem Urlaub an das wahre Bali herangeführt hat: der Besuch des Tirta Emphul und das reinigende Bad in seiner Quelle. Die Balineser glauben fest an die heilige Wirkung des Wassers und kommen regelmäßig, um ihre Chakren zu reinigen, nach Todesfällen ihre Trauer anzuwaschen und ähnliches. Aus unterschiedlichen Wasserspeiern kommt das kalte klare Wasser, jeder hat eine bestimmte Funktion. Ich selbst bin nicht esoterisch und tue mich mit Spiritualität schwer. Aber ich habe mich einfach darauf eingelassen (vhl. Beweisfoto unten – ich bin die rechte ;-)) und mich eingereiht in die badenden Einheimischen. Und was soll ich sagen? Ich weiß nicht, was es war, aber irgendwas ist passiert. Irgendwie fühlte sich das Ganze magisch an und ich bin mit einem anderen Gefühl aus der Situation herausgegangen als ich begonnen habe. Vielleicht lag das einfach nur an dem Frischekick, den eiskaltes Wasser verursacht, aber letztlich ist es ja auch egal. Es war gut. Und es war ein ursprünglich balinesischer Moment. Kann ich nur empfehlen!

Das war also Ubud und Umgebung. Fünf Tage habe ich dort verbracht, viel unternommen, viel geflucht, viel gestaunt. Richtig warmgeworden bin ich mit dem Ort nicht, aber es stimmt schon: Wer in der Gegend ist, sollte sich Ubud nicht entgehen lassen. War übrigens bei meiner Tour auch der beste Ort, Mitbringsel zu kaufen. Gebt dort ruhig einen Teil Eures Reisebudget aus, anderenorts gibt es kaum etwas.

Von Ubud aus ging es zurück an die Ostküste, nach Padang Bai. Ein toller Flecken, für den ich Euch einen super Tipp für ein wunderbares Hostel geben kann. Freut Euch also auf die Fortsetzung!

Ihr habt die anderen drei Berichte von Bali verpasst? Kein Problem, Ihr findet sie hier:

Bali #1: Allein reisen auf Bali

Bali #2: Amed
Bali #3: Pura Luhur Lempuyang und Water Palace

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

6 thoughts on “Ubud: Bali #4

  1. Ein sehr schöner Urlaubsbericht. Wir wollen dieses Jahr auch noch nach Asien, aber wir wissen noch nicht genau wohin. Bali steht aber definitiv auf der Liste! 🙂

  2. Da ich in Ubud seit vielen Jahren lebe sind Ubud Reisebericht fast so etwas wie Pflichtlektüre, die meisten durchaus unterhaltsam. Dieser Artikel ist einsame Spitze: Etwas Dümmeres und in seiner wichtigtuerischen Selbstironie das Leben fast auf den Kopf Stellendes habe ich noch nie gelesen. Glückwunsch, 1. Preis!

    1. Lieber anonymer Ubud-Bewohner, es ist wunderbar, wenn Du einen Platz gefunden hast, an dem Du gern lebst. Aber es ist etwas viel erwartet, dass jeder andere die Liebe für Ubud teilt, oder? Ich habe meine Wahrnehmung des Ortes geschildert – und das ist eben eine subjektive Sicht. Ich erwarte auch nicht, dass jeder Sylt oder Bremen gut findet. Schön wäre es, wenn Du konkret am Text darstellen könntest, was Du anders sieht. Das Pauschalurteil ist wenig konstruktiv.

      Viele Grüße auf die insgesamt sehr inspirierende Insel Bali!

    2. Konkret? Gerne ein paar Beispiele: Sepatu ist das Indonesische Wort für Schuhe, einen Tempel mit dem Namen gibt es sicherlich in Bali nicht – wie sogar eine Inschrift auf einem deiner Bilder belegt hast du im Tempel Tirtha Emphul gebadet – Geo-Tags zur Identifikation des Standortes deiner Schnappschüsse unterdrückst du ja ansonsten.

      Latte macchiato, Café Latteoder hochwertigen Cappuccino gibt es in Ubud in mindestens 100 Establishments. Indonesischer Kaffee gehört zu den besten der Welt und wird in Bali und selbst in Ubud in hervorragender Qualität geröstet – zum Glück nicht in den Mengen wie in Bremen, dafür aber erheblich schmackhafter, frischer und preisgünstiger.

      Die schönsten Eidechsen heissen hier Geckos, sind traumhaft farblich gemustert (google mal), sind sanfte und scheue, sicherlich gar nicht angriffslustige Tiere, wenn frau mal von ihrer Lieblingsnahrung den Moskitos abzieht. Sie dienen hier als natürlicher Mosquitoschutz und sind ein hervorragendes Zeichen für die ökologische intakte Form des Schutzes und sicher der in deutschen Hotelzimmern und bei Deutschen so beliebten Chemie vorzuziehen.

      Das Verbrennen von Abfall ist im Stadtgebiet von Ubud verboten und findet im Gegensatz zum übrigen Bali nur noch sehr selten statt und war im übrigen vor Aufkommen von Plastik sogar historisch sehr sinnvoll. Müll wird zu 95% recycelt, die Strassenreinigung ist überwiegend privat organisiert und klappt im allgemeinen gut – das Gehsteignetz ist in der Tat verbesserungsfähig und wird gerade in diesen Wochen komplett erneuert – das war auch zur Zeit deines Besuches schon abzusehen.

      Die meisten Kochkurse in Bali sind auf weit höherem Niveau und frau kann dort selbstverständlich auch mehr selber Hand anlegen als in dem von dir besuchten Billigkurs – Café Wayan, Casa Luna, Ladybamboo und Mosaic sind nur einige der Namen, die International für die Qualität der Indonesischen Küche und Kochkurse stehen. Beim gegenwärtig stattfindenden Literaturfestival allein gibt es mehr als 20 thematisch unterschiedliche Kochkurse.

      Die Liste deiner Fehler und Ungenauigkeiten liesse sich auf fast jeden Satz des Beitrages ausweiten, doch der Grund liegt in einer unglaublichen Ichbezogenheit deinerseits, die deine Gefühle zum Mittelpunkt der Welt macht und dabei keine Rücksicht auf Tatsachen nimmt und deine Stimmungen zum alleinigen Masstab der Realität werden lässt – deine vielleicht auch dadurch hervorgerufene oder verstärkte Einsamkeit stimmt traurig und lässt die Beleidigungen Ubud’s in milderem Licht erscheinen. Oft ist weniger mehr, halte einfach mal mehr an dich und informiere dich ein bisschen besser bevor du so viel Unsinn in die Welt hinausblässt.

  3. Du lieber Himmel…
    Sandra, deine Erzählung ist toll, lass dich bloß nicht verunsichern.
    Schade, dass du nicht jetzt auf Bali bist, denn ich werde nun 2 Wochen alleine in Ubud verbringen;)
    Kannst du ein gutes Hostel empfehlen?
    Liebe Grüße, Christina

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