Der Sylter Norden im Winter: Spaziergang am Ellenbogen und Aufwärmen im „Voigts“

Das Kalenderblatt zeigt den 1. Januar 2015.

Willkommen neues Jahr! Willkommen Sturmböen. Willkommen Augenringe und dicke Nase.

Gesundheitlich war der Start ins neue Jahr ungefähr so erfreulich wie Pfützenspritzer auf einer frisch gewaschenen hellen Hose: Kein Weltuntergang, aber nervig. Die überwunden geglaubte Erkältung meldete sich zurück, ich hatte nicht geschlafen und war dünnhäutig. Trotzig aber auch:

ICH GEH TROTZDEM WIE GEPLANT UM DEN ELLENBOGEN! MIR DOCH EGAL!

Das war nämlich der in Bremen bei bester Gesundheit geschmiedete Plan für den Neujahrstag. 2015 sollte mit einem ausgiebigen Strandspaziergang um die Nordspitze Sylts zelebriert werden. Im Volksmund ist die Spitze als „Ellenbogen“ bekannt – wegen der Form, is klar, ne? Auch der Blick nach draußen konnte mich nicht von der Idee abbringen: Es war kalt, regnerisch und vor allem stürmisch. Die Zweige vor dem Küchenfenster wippten orientierungslos hin und her, der Himmel zeigte sich grau. Aber dieses herbe Klima hat eben auch seinen Reiz! Also hab ich alle Unterhemden, Schals und dicken Socken aus der Reisetasche gekramt, vieles davon über den Körper gestreift, meinen wasserfesten Friesennerz  geschnappt und mich in bester Begleitung aufgemacht.

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Der Sylter Ellenbogen ist Heimat der Wanderdünen, Naturschutzgebiet und – siehe da – in privatem Besitz. Wer einen Teil der Strecke mit dem Auto absolvieren möchte, der muss Maut bezahlen. Ich glaube, es sind um die 5 Euro? Wenn das Wetter allerdings nicht radtauglich ist, dann empfehle ich Euch trotz der Gebühr für die Privatstraße, mit dem Auto bis zum ersten Leuchtturm zu fahren. Vielleicht parkt Ihr auch schon etwas eher – je nachdem wie viel Zeit ihr für den Spaziergang um die Spitze vorgesehen habt. Wir haben vom ersten Leuchtturm aus bei heftigem Wind ungefähr eineinhalb Stunden gebraucht.

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Was bei gutem oder zumindest ruhigem Wetter keine lange Dauer ist, ist mit Gegenwind, ins Gesicht peitschenden Sand und Erkältung aber ein anderer Schnack, kann ich Euch sagen. Ich war k.o. als hätte ich stundenlang einen hohen Berg bestiegen. Durchgefroren machten wir uns zur Belohnung auf den Weg ins Voigts. Das findet Ihr am Ortseingang von List und Ihr erkennt es in jeder Jahreszeit an den großen Töpfen und Bestecken, die rund um das Grundstück als Dekoration  aufgehängt sind.

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Und an den Erwachsenen, die mit großen weißen Lätzchen an ihrem Tischen sitzen. Was Euch beim ersten Mal sicher genauso irritiert wie mich damals, hat aber eine charmante Tradition: Jeder, der eines dieser Lätzchen trägt, hat vorher einen der riesigen Windbeutel bestellt, für die das Voigts bekannt ist. Wer wie ich keinen Windbeutel mag, MUSS MUSS MUSS einen Apfelpfannkuchen probieren. Oder irgendeinen der anderen Pfannkuchen. Die sind phantastisch.

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Und wenn man dann da sitzt, mit sauerstoffgetränkten roten Wangen, einem heißen Tee und pfannkuchenwarmem Bauch, dann ist man zufrieden. Dann ergibt der Kampf gegen Sandwehen und bitterböse Böen einen Sinn. Ohne Erkältung offenbart der sich auch schon beim Kämpfen selbst. Wer einen Winteraufenthalt an der Nordsee verbringt, ohne das ab und an herbe Wetter einmal erfolgreich bezwungen zu haben, der hat was verpasst! Das gehört einfach dazu. Punkt.

Einmal um den Sylter Ellenbogen

Und hier für alle Fälle die Route auf einen Blick – zum Ausdrucken für die Hosentasche.

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Habt ihr denn auch schon den nördlichsten Zipfel Deutschland erobert? Oder steht es demnächst auf Eurer Reise-Liste? Erzählt mal…

 

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

6 thoughts on “Der Sylter Norden im Winter: Spaziergang am Ellenbogen und Aufwärmen im „Voigts“

  1. Oh, die Karte hättest du besser weggelassen… mir war gar nicht bewusst, wie lang das ist!
    Aber für so einen Spaziergang an der See bin ich auch immer zu haben! Unbedingt!
    Liebe Grüße vom (Innland) Deich
    Claudia

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