Konzentration hoch 18: Gebt Golf eine Chance – ich hab´s auch getan

Mit dem Fokussieren auf nur eine Sache ist das ja nicht immer so einfach. Selbst wenn ich rausgehe, um an der frischen Luft ein bißchen zur Ruhe zu kommen, um ins Grüne statt aufs Handy zu gucken – es gelingt mir selten so richtig. Irgendwann schnappe ich mir dann doch das in der Jackentasche schlummernde iphone (Notiz an mich: Nimm es doch einfach gar nicht erst mit, Du Döspaddel!) und ruf jemanden an. Oder schreibe eine Nachricht. Oder lad mal eben ein unnötiges Bild vom ach so schönen Wald, den ich in diesem Moment nicht mehr sehe, hoch.

Abschalten vom stressigen Allerlei gelingt mir eigentlich nur dann, wenn ich mich auf etwas anderes konzentrieren kann. Yoga ist so ein Beispiel. Da bin ich oft so sehr damit beschäftigt, an meine gerade Haltung zu denken, dass meine To Do-Liste gar keinen Platz mehr im Kopf findet. Doch draußen? Was könnte man an der frischen Luft anstelle des herabschauenden Hundes machen? Ich sag´s Euch: golfen!

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim2

Ich weiß genau, was bei Euch jetzt passiert: Eine Schublade im Kopf geht auf. In der liegen sämtliche Klischees, mit denen Golf behaftet ist: Sport für Reiche. Grün-blau karierte Hosen. Sekt schlürfende Frauen auf Terrassen aus weißem Holz. Alte Geschäftsmänner, die teure Trolleys hinter sich herziehen. Langeweile. Diese Schublade hatte ich auch im Kopf. Hab sie aber mal ausgemistet.

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim14

Sonntagmittag auf dem Golfplatz in Achim. Anja und ich treffen uns mit Clubmanager Thomas Schmidt. Und schon der sieht nicht aus wie einer, der in dicken Ledersesseln Zigarre rauchend sitzt und sich über unverschämt hohen Mitgliedsbeiträge ins Fäustchen lacht. Schon als Jugendlicher bewies er Können auf dem Grün, seine berufliche Golf-Laufbahn begann mit einem freiwilligen Jahr im Sport. 2004 war das, im Club zur Vahr. Einem Club, der in der Hansestadt wohl noch am ehesten das Golfklischee von einer geschlossenen Gesellschaft bestätigt. 2004 waren außerdem Olympische Spiele und  dementsprechend auch im Golfclub mehr los als gewöhnlich. So landete wahnsinnig viel organisatorische Büroarbeit auf Thomas´ Zivi-Tisch. Die ihm anvertrauten Sachen machte er auffällig gut und fand selbst ebenso viel Gefallen daran. Eh er sich versah, tauchte er beruflich in die Welt des Golfs ein. Erst ging es nach München, dann nach Bremerhaven, schließlich nach Achim. Seit knapp zwei Jahren lenkt er dort nun das Club-Leben, werktags, am Wochenende und bei Turnieren. Ein Job, der sich nicht klassisch in Arbeitszeit und Feierabend unterteilen lässt, ihm aber dem Anschein nach noch immer Spaß macht.

Ich bin wahnsinnig erstaunt, als ich den Betrag für einen Mitgliedschaft erfahre: 44 Euro im Monat. Keine Aufnahmegebühr. Von wegen Reichen-Sport. 40 Euro zahle ich in meinem Yogastudio auch. Und noch eine andere Zahl ist beeindruckend: 123. So viele Hektar ist das Golf-Gelände groß, inklusive Streuobstwiese, die auch zur Anlage gehört. Der Golfclub Achim setzt nämlich auf nachhaltige Platzpflege und trägt das Zertifikat „Golf & Natur“.  Trotz all dieser unerwartet spannender Infos, juckt es mich in den noch sehr entspannten Fingern, endlich mal auszuprobieren, was ich mit Schläger und Golfball so anfangen kann.

 

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim7

So einen Golfschläger nimmt man nicht einfach so wie man will in die Hand. Oder wie ein bekannter Spruch sagt: „Das kannste schon so machen, aber dann isses halt kacke.“ Nein, es empfiehlt sich, dem Ratschlag vom Trainer – in unserem Fall Andi – zu trauen und den Schläger so zu umgreifen, wie es sich intuitiv völlig falsch anfühlt. Dann klappt es mit dem Schwung nämlich besser.

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim6

Zweiter wichtiger Punkt: Den Ball an der richtigen Stelle treffen. Alternativ den Rasen. Ja, ganz genau, es gibt eine Disziplin, in der bist Du der Loser, wenn der Rasen unbeschadet bleibt: das Pitchen. Spannenderweise ging mir das deutlich besser von der Hand als das Putten (folgende Bilder) auf kurzgeschorenem Rasen über kurze Distanzen. Ich bin wohl eher die Frau fürs Grobe…

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim4    Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim5

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim12

Meine Gefühlszustände des Nachmittags lassen sich anhand der folgenden Bilder recht gut dokumentieren.

Erste Phase: Heitere Zuversicht.

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim23

Zweite Phase: Konzentrierter Ehrgeiz nach wiederholtem Danebenschlagen. 

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim17

Dritte Phase: Angriffslustiger Übermut nach ersten Erfolgen. 

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim11

Aber mal ganz im Ernst: Es hat echt Spaß gemacht auf der Anfänger-Fläche. Golfen ist wirklich ein prima Weg, an der frischen Luft den Kopf auszuschalten. Allein oder in Gesellschaft – das kann ja jeder selbst entscheiden. Ich hatte nicht übel Lust, nach diesem Probetraining (gibt´s übrigens sonntags für 19 Euro) gleich noch den Winter-Schnupperkurs ranzuhängen, in dem man die Platzreife macht und neben regelmäßigen Trainerstunden auch das ganze Theorie-Wissen kredenzt bekommt). Aber die Babykugel wächst und da sollte man tunlichst auf rotierende Bewegungen in der Körpermitte verzichten. Daher muss ich mich erst einmal mit dieser kurzen Kostprobe begnügen. Das hat mich aber nicht daran gehindert, den Winter-Kurs an jemanden zu verschenken (Randnotiz für die kritischen Geister: Den habe ich aus voller Überzeugung nach dem Schnuppertraining, zu dem ich eingeladen war, selbst bezahlt, nicht etwas für meine Berichterstattung bekommen.). Dieser Kurs hat inzwischen begonnen und dem Beschenkten macht es Spaß. Falls das auch etwas für Euch ist: Im November startet noch einer.

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim20

Also, gebt Golf eine Chance. Die Zeiten von Etepetete sind vorbei – auch wenn ein Hauch davon an dem ein oder anderen Tisch der Clubterrasse natürlich noch zu spüren ist. Aber der Spaß dominiert, ihr werdet schon sehen! Vielleicht golft Ihr selbst ja bereits? Dann erzählt doch mal, wie ihr dazu gekommen seid. Freue mich über Eure Erfahrungen!

Wortkonfetti-Blog-Bremen-Golf-Achim21

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

2 thoughts on “Konzentration hoch 18: Gebt Golf eine Chance – ich hab´s auch getan

  1. Welch erfrischender Blog, der auf das Wesentliche eingeht – weil Du (sag ich jetzt einfach ‚mal) es so erlebt hast. Und weil es auch nach Jahren noch so ist, wie ich aus eigenen Erlebnissen weiß.

    Golf ist viel mehr, als ‚mal eben schnell eine Stunde schwitzen. Nach 27 Jahren Handball wollte ich Sport, Herausforderung, Geselligkeit und ein Clubleben, in dem ich mich integrieren kann, wenn ich mag. Ich wollte nicht in ein Klüngel-Club, keine kalten Sporthallen (inkl. Vorräumen mit kaputten Bänken und ungepflegten Duschen), mich beim Sport im Spiegel sehen und dabei nicht von der Stelle kommen und auch nicht in teure Ausrüstung und Zubehör investieren. Ergo bin ich zum Golf gekommen. Eine meiner besten Entscheidungen!

    Entspannung in der Natur, aktive Erholung, Herausforderungen für den anderen Teil des Kopfes (welchen, ob den logischen oder kreativen, muss jeder selbst herausfinden), Selbstdisziplin, Demut, soziale Kontakte, Freude beim Sport und den kulinarischen Angeboten. Ein rundum entschleunigendes Erlebnis, ob für 2 Stunden oder einen Tag. Im übrigen am Besten ohne iPhone&Co.

    Klischees, Vorurteile, verdrehte Bilder und Fakten – man kennt es. Durch die freie Zeiteinteilung ist man nicht gebunden. Einzig im Winter streicht die Natur so manche Stunde mit der Dunkelheit. Selber erleben ist der Beste Weg sich eine eigene Meinung zu bilden. Ich kenne nur sehr wenige, die, wenn sie einmal den Ball haben fliegen sehen, wieder aufhörten. Wieviel Zeit man investiert entscheidet jeder selber. Da ich aber Golf bis ins hohe Alter spielen kann (ein Bekannter ist 96 und läuft die 18 Bahnen!), kommt es nicht auf ein paar Monate des Lernens mehr oder weniger an. Die Freude steht im Mittelpunkt.

    Ich kann nur von positiven Erfahrungen berichten und würde jeden ermutigen es auszuprobieren!

    1. Hallo Thomas, danke für Deine ausführlichen Zeilen. Du scheinst ja auch recht unerwartet Blut geleckt zu haben – vor langer Zeit. Wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim Golfen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert