Das Kinderzimmer als Dauerwerbesendung? Oder auch: Sinnvolles und DIY-Zubehör für die Kinderküche

Ich. Bin. Geschockt. Und vermutlich war ich auch ein bißchen naiv. Ähnlich naiv wie damals, als ich dachte, dass Jäger freilaufendes Wild nicht wirklich erschießen, sondern nur betäuben. Dass ich damals schon studiert habe, sollte ich vielleicht an dieser Stelle vielleicht nicht weiter breittreten… Naja, zurück zu meinem Alltagsschock: Ich war im Bremer Spielwarenladen „Wichmann“, um mir mal einen Überblick zu verschaffen, welches Zubehör es für Spielküchen und Kaufmannsläden so gibt.  Denn der Lütte bekommt von meinen Eltern zu Weihnachten eine Spielküche und ich dachte mir, dass sein Adventskalender jeden Tag Obst, Gemüse oder Lebensmittel enthalten könnte, die er darin dann nutzen kann. Die gute Nachricht: Es gibt ne ganze Menge. Die schlechte Nachricht: Es gibt ne ganze Menge Mist!

Zubehör für Kinderküchen: Habt ihr keine Skrupel, Ihr Marketingmenschen?

Mit „Mist“ meine ich in diesem Fall zwei Dinge. Zum Einen die Vielzahl an mit führenden und bekannten Marken versehenen Mini-Versionen von Joghurts, Süßigkeiten, Waschmitteln, Würstchengläsern oder Säften. Eine Werbunterbrechung auf Pro7 ist ja ein Witz gegen solch ein Regal im gut sortierten Fachhandel. Persil, Golden Toast, Toffifee, Nimm2, Actimel, Zewa, Nesquik … mir sprangen die Produktnamen, hinter denen riesige Marketingsbudgets stecken, nur so entgegen. Und auch wenn ich selbst aus der Unternehmenskommunikation komme und mich daher auch stets fragen muss, wo ich Zielgruppen erreiche, finde ich das nahezu pervers. Klar, es ist ziemlich schlau von den Firmen, sich auf diese Weise ins Gedächtnis der künftigen Kundschaft einzubrennen – aber es ist eben auch eine ekelhafte Manipulation. Das kindliche Spiel als Dauerwerbesendung – ich finde es wirklich ätzend.

Was ich nicht ganz so schlimm, aber auch irritierend finde, sind die fertig angerichteten Mahlzeiten, die man als Set kaufen kann. Döner Kebab, Pommes mit Schnitzel, Burger, Currywurst. Muss das ernsthaft sein? Kommen wir nicht alle früh genug  in Kontakt zu Junk Food und lernen es (leider) auch lieben? Muss dieser kulinarische Fettkonsum schon früh sozialisiert werden? Ich meine: Nein.

 

Zurück zu Hause habe ich mir im Netz erst einmal einen Überblick verschafft, was es denn an dezenten Alternativen gibt. Und was man selber machen könnte. Eine große Hilfe dabei waren die verschiedenen Nachrichten, die mich zu diesem Thema als Reaktion auf meine Instargamstory erreicht haben. Danke für all Eure Tipps!! Leider habe ich nicht auf alle Nachrichten antworten können, aber ich freue mich ehrlich immer sehr über die hilfreiche und inspirierenden Hinweise. Weil der ein oder andere vielleicht auch an diesem Thema dran ist, habe ich Euch im Folgenden meine Internet-Fundstücke zusammengefasst. Spart Euch hoffentlich ein bißchen Recherchezeit, die Ihr lieber für eine selbstfürsorgende Tasse Tee nutzen könnt.

Einfachheit für mehr Phantasie

Zuvor möchte ich Euch aber noch einen Artikel ans Herzen legen, auf den mich ebenfalls eine Instagram-Nachricht gebracht hat (danke, Nanne!): Susanne Mirau von Geborgen Wachsen hat einmal über „Gute Spielzeuge, schlechte Spielzeuge“ geschrieben – und als ich diese Zeilen jüngst gelesen habe, war ich froh, dass sie mich an die phantasiestiftenden Vorteile der Einfachheit erinnert hat. Denn was sie in ihrem Artikel beschreibt, habe ich erst vor Kurzem bei unserem Familienwochenende an der Thülsfelder Talsperre erlebt:

Als der Lütte dort in der Kinderküche mit dem Töpfen klapperte, kam ein etwa dreijähriges Mädchen hinzu. Sie kippte kurzerhand die Spielfiguren und – steine aus der danebenliegenden Spielesammlung in die Pfanne – und begann zu rühren, aufzutischen und zu dekorieren. Mühle-Steine wurden zu Pilzen, Mensch ärger Dich nicht-Figuren zu Nudeln. Deshalb ist Susannes Artikel so wichtig und richtig: Er versetzt uns nochmal in die Wahrnehmung eines kleinen Kindes. Und die braucht noch nicht viele Details.

Zubehör für Kinderküche: Objekte mit schlichter Optik

Am Ende meiner Empörung über die marketingsverseuchten Regale im Spielwarenhandel steht nun also folgendes Vorhaben: Die Ausstattung der Kinderküche des Lütten soll einerseits so schlicht wie möglich sein. Andererseits werde ich auch ein paar Objekte hineinlegen, die er verwenden kann, wie er will und die hoffentlich seine Phantasie anregen: Murmeln, Stoffstreifen, Papierschnipsel, Wattepads…

Außerdem möchte ich ein paar Sachen selbst machen. Da ich aber weder eine Nähmaschine noch besonders viel Zeit geschweige denn DIY-Geschick habe, wird es leider am Ende wenig Gebasteltes sein. Aber ein bisschen was werde ich versuchen. Ob es klappt, seht ihr dann vermutlich auch wieder in der Instagram-Story. Wie oben schon gesagt, habe ich für dieses Vorhaben schon ein wenig im Netz gestöbert. Allein auf Pinterest findet man unzählige DIY-Ideen und zu kaufen gibt es natürlich auch in diversen Shops etwas. Daher sind meine Links nur eine minikleine Auswahl.

Obst und Gemüse sowie von HEMA

Brotzeit und Picknickkorb von Legler small foots

Gemüse von IKEA

Gesunde Lebensmittel von Hape (leider mit englischsprachigem Aufdruck, aber das können die Kleinen ja noch nicht lesen)

Tostbrot, Marmelade & Butter von Le Toy Van

Geburtstagskuchen von Kids Concept (die Sachen von Kids Concept finde ich persönlich alle sehr sehr schön)

Fisch & Fleisch von LIDL

Zubehör für Kinderküche: DIY ohne Nähmaschine

Ich bin Mutter, ich benötige wohl nun doch mal eine Heißklebepistole. Das ist mir in Sachen DIY für die Spielküche klar geworden. Ob ich mir am Ende sogar noch eine Anfängernähmaschine in die Bude stelle? Das würde ich gern verhindern, um ehrlich zu sein. Daher hier ein paar Ideen, was sich ganz ohne Nähmaschine, dafür mit einer Menge Filz und Moosgummi zaubern lässt.

Käsescheiben aus Moosgummi

Käseschachteln (inkl. Etikett als Download)

ein Netz Kartoffeln aus Steinen

Milchflaschen (inkl. Ettiket als Download)

Pasta, Pizza & Co aus Filz

Brezel, Brötchen und Co. aus Salzteig

Tortenstücke aus Filz

Karotten aus Filz

Seit meinem kleinen Schockerlebnis sind genau sieben Tage vergangen. Heute hatte ich Gelegenheit, in der Spielerei vorbeizuschauen. Und wieder einmal habe ich festgestellt, mit wieviel Bedacht der Laden sein Sortiment zusammenstellt. Dort war bis auf eine Ausnahme kein Kinderküchen-Accessoire zu sehen, das einen Firmennamen trägt. Die Spielerei setzt auf no name-Würstchen, Hunderfutter, Brezeln und Co. vom Hersteller HABA. Ansonsten gibt es – wie auch bei Wichmann – einiges von Erzi. Eine kleine Kiste Holzspielzeug ist heute nun auch bei uns eingezogen. Was den Rest betrifft – sie oben.

So, und nun beschmeisst mich gern mit weiteren DIY-Ideen für zwei linke Hände und lasst mich wissen, wie Ihr über Maggi, Lenor und Iglo in der Kinderküche denkt. Bin ich zu engstirnig oder nervt es Euch auch?

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

11 thoughts on “Das Kinderzimmer als Dauerwerbesendung? Oder auch: Sinnvolles und DIY-Zubehör für die Kinderküche

  1. Moin Moin
    ja, mich stört das mit den Marken-Etiketten auch – allerdings haben (oder hatten?) wir mal Mini-Nutellagläser. Das fand ich schon witzig, weil das hier jedes Wochenende auf den Tisch kommt ☺️ Aber wir haben ganz viel von Haba (gebraucht gekauft) und Tchibo hat oft kurz vor Weihnachten auch neutrale Holz-Lebensmittel.
    Ich habe mal Milch-Tetra-Packs aus Papier gebastelt, aber das war wenig langlebig, dafür aber umso aufwendiger…
    Aber Bauklötze gehen auch. Für alles. Grüne, quadratische für Äpfel, tote für Tomaten, braune für Brot oder Kartoffeln … (so war das bei unserer Tagesmutter)
    Viel Erfolg beim basteln

    1. Mini Nutella Gläser gabs hier auch von der Oma. Mein Sohn konnte damit nix anfangen bzw benutzt sie als „Schatztruhe“ :-).
      Ich habe Zubehör / Kochlöffel etc. aus der echten Küche aussortiert. Das findet mein Sohn besonders toll – die echten Sachen eben. Ansonsten sind ein grosser Gelber Wollknäul die Spaghetti. Und Eier könnte man aus Styropor machen und in einen echten Eierkarton legen.
      Viel Spass beim Basteln ;-).

  2. Also wir haben unserem Sohn einfach kleine Nudeln(Fussili, Penne) gegeben. Wenn er die ungekocht isst, finden wir das nicht so schlimm, und die gehen auch fast nicht kaputt, wenn die mal runterfallen. Es sei denn, das Kind trampelt dann darauf rum.
    Tischtennisbälle als Eier, und leere Gewürzdosen(keine aus Glas) findet er auch ganz toll. Ansonsten kann man Nüsse oder Blätter im Garten sammeln oder Duplosteine tun es auch. Er kocht alles Mögliche im Topf.
    Wir fanden das mit der Werbung auch doof.
    Ich finde es vor allem unverschämt, für Produkte Geld zu verlangen, auf denen prominent Werbung gemacht wird. Ich finde, das sollte verboten werden. Unsere Regierung verbietet so viel, und das würde meines Erachtens niemanden stören.

    1. Tischtennisbälle als Eier, das merk ich mir auch mal. Gewürzdosen werde ich auch aufheben. Naheliegende und gute Tipps – doch selbst kommt ich im ersten Moment nicht drauf. Man ist schon so auf „Kauf Zubehör“ getrimmt, dass man an solch einfachsten Dinge gar nicht denkt. Schlimm ist das.

  3. Liebe Sandra, meine Mama-Bastel-Näh-usw.-Zeit liegt nun schon eine ganze ganze Weile zurück, aber ich erinnerte mich beim Lesen deines Artikels sehr gut daran, mit welcher Empörung und Genervtheit ich auf dieses scheußliche und „indoktrinierende“ Spielzeug reagierte. Zum Glück gab es auch damals schon Haba und wir haben im Herbst mit unseren Kindern oft Spaziergänge gemacht und für den Kaufladen Eicheln, Kastanien, Blätter – Hagebutten (je nach Alter), Gänseblümchen etc. – gesammelt.
    Die Themen deines Blogs betreffen mich ja nicht mehr – vielleicht in absehbarer Zeit als Oma – aber ich lese deine toll geschriebenen Texte immer wieder mit Freude und Interesse. Klasse. Liebe Grüße. Gislinde

    1. Oh Gislinde, ich freu mich, dass Du hier immer mal wieder vorbeischaust. Danke für die netten Worte – und die Inspiration aus der Natur. Da gibt es wirklich ausreichend Auswahl 🙂

  4. Ich habe momentan das gleiche Problem. Mit einer Pizza die ich selbst aus Filzstift bastel habe ich schon angefangen. Am Wochenende habe ich im Prospekt von Tedi gesehen, das es ein Hähnchen, Nudeln und Spiegeleier aus Filzstift gibt. Das Hähnchen habe ich dort auch heute morgen gekauft, da es mir zu aufwändig zum basteln ist. Nudeln und Eier werde ich noch selbst machen. Danke für die vielen Tipps

  5. Also, als Nicht-Mutter trau ich mich ja oft gar nicht, sowas zu kommentieren. Aber ich kann mich noch so gut dran erinnern, wie das als Kind war und ich habe diese Mini-Packungen GELIEBT. Ich habe sie so so sehr geliebt, weil sie eben echt waren. Die kleine Packung Persil und die Mini-Fischstäbchen… Ich fand sie alle großartig. Und Persil kaufe ich heute trotzdem nicht. 😉 Die Fischstäbchen… Hüstel… Die schon. Aber ich glaube nicht, dass der Kaufladen da so einen riesigen Einfluss hatte.
    Die Nichte hat übrigens auch super gern mit echten rohen Nudeln und dazu kleinen Holzsteinen „gekocht“. Ist man als Erwachsener halt öfter mal ins Fettnäpfchen getreten, wenn die gelben Steine beim einen Mal noch Möhrchen waren, beim zweiten Mal aber plötzlich Bratwurst. Ja mei. 😉

  6. Vielleicht gibt es eine Oma/Tante, die häkelt? Meine Oma hat die Kinderküche mit allerlei gehäkelten ausgestattet. Ansonsten ist Filz ein sehr dankbares Material zum Selbermachen. LG und viel Freude beim Basteln….

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