Eine Kuschelecke und viel zum Anfassen. Oder auch: Wie der Lütte nach und nach Bücher für sich entdeckt.

In meiner Brust schlägt das Herz einer Germanistin. Ich war die, die erst als junges Mädchen Pferdebücher und später Hermann Hesse verschlang. Lesen bis die Augen zufielen, das war für mich abends selbstverständlich. Ich war die, die immer gute Noten in Deutsch bekam und die ihr Schulpraktikum bei der Zeitung absolvierte. Die Redaktionsleitung fürs Abi-Buch war und die immer gebeten wurde, die Grußkarten für die Familienfeste mit schönen Worten zu versehen.  Dass ich in einem Kommunikationsberuf landen würde, tja, das überraschte am Ende niemanden. Dass ich eineinhalb Jahre einen Büchermuffel als Kind haben würde,  überraschte mich dann hingegen schon!

Da bekommt man dann als sprachbegeisterte Frau ein Kind – und träumt davon, wie dieses Kind stundenlang lauscht, wenn man vorliest, und vom Ansehen vieler wunderschön illustrierter Bücher gar nicht genug bekommen kann. Man träumt von einer rasanten Wortschatzerweiterung im heranwachsenden Kleinkind-Gehirn und stundenlangen Stadtbiliotheks-Aufenthalten.

Bücher für Kleinkinder: Vom Büchermuffel zum Bücherfreund

Jo, und dann kommt der Lütte und tut am Bücherregal lediglich eins: Jeden Tag aufs neue die lange Reihe Reclam-Bücher ausräumen. Ein Kinderbuch angucken? Zuhören, wenn ich einen Reim vorlese? Wissbegierig in der Bib nach unbekannten Bilderbüchern greifen? Muaahahhaaa! ich habe das alles immer wieder probiert, aber er hatte nur selten Lust darauf. Zum siebentausendvierhundertsiebenundachtzigsten Mal die Motorikschleife inspizieren und Bauklötze auftürmen – das war monatelang sein Ding. Mein Germanistikherz weinte, das architekturbegeisterte Herz meines Mannes jubilierte. Ich gab mich geschlagen, ließ die Bücher erst einmal in ihrer Kiste und wartete ab.

Seit einigen Wochen nun wächst das Interesse des Lütten an Büchern merklich. Einige Bücher werden immer wieder angeschaut, neue neugierig unter die Lupe genommen. So richtig lange vorlesen kann man ihm allerdings nur, wenn er im Bett liegt. Da hören wir nun aber tatsächlich schon häufig ein sehnsüchtiges „Mehr“, wenn wir mit einer Geschichte am Ende sind. Mich freut das ungemein, denn mir liegt gemeinsames Bücher anschauen deutlich mehr als Lego bauen, was sich hier aber immer noch unangefochtener Beliebtheit erfreut.

Auf dem Weg zum Büchermuffel zum Bücherfreund habe ich zwei Dinge festgestellt, die ich Euch ans Herz legen möchte, wenn auch Ihr ein einjähriges Kind habt, das Ihr mehr für Bücher begeistern möchtet. Erstens: Seit wir eine Kuschel-Ecke mit angrenzendem Bücherregal haben, greift der Lütte häufiger zum Buch. Zweitens: Zwischen seinem Desinteresse und seiner jetzt aufgekeimten Begeisterung halfen Bücher zum Aufklappen, Anfassen und Musik abspielen enorm dabei, dass er Freude am Medium Buch hatte.

Lesen mit Kleinkind:  Eine Kuschel-Ecke mit angrenzendem Bücherregal hilft

Irgendwann begann der Lütte damit, Kissen von der Wohnzimmercouch auf den Boden zu stapeln und sich hineinzuschmeißen. Später zog er auch in seinem Zimmer immer wieder Polster und Kissen aus seinem Bett, um es sich auf dem Boden gemütlich zu machen. Da war klar: Er braucht eine Kuschelecke, in die er sich schmeißen und lümmeln kann. Ich bestellte einen Baldachin und war danach erst einmal ziemlich ratlos: Was für eine Matraze bzw. welches Polster/ Kissen passt gut darunter? Letztlich kam der entscheidende Tipp von Kerstin, die mich auf Nobodinoz aufmerksam machte. Dort würde ich fündig, ich ergänzte noch kleine Kissen dazu und bestellte auch eine offene Spielzeug-Kommode aus Holz, um die Bücher direkt neben die neugestaltete Ecke zu stellen. Das sind die Bestandteile im einzelnen:

Lesen mit Kleinkind: Bücher zum Ziehen, Aufklappen und Musik abspielen

Wenn der Lütte in den ersten 18 Monaten ein Bilderbuch in die Hand genommen hat, war es fast immer eines, wo es etwas zu ziehen, zu streicheln und zu entdecken gab. Vier davon waren bei ihm besonders beliebt – nämlich diese hier (Links für mehr Informationen in der jeweiligen Überschrift):

Alle meine Kullertiere“ von Ravensburger

Dieses Buch haben wir vor unserer Reise nach Kanada gekauft, damit der Lütte etwas Neues zum Anschauen hat, wenn wir im Flugzeug sitzen. Und wider Erwarten hat er an diesem Buch lange Gefallen gefunden. Die Kugel quietscht ein bißchen, durch das Loch kann man Dinge stecken und einen Trecker gibt es auch zu entdecken – das hielt ihn wochenlang bei Laune.

 

Mein erstes Buch von den Fahrzeugen“ von ars edition

Ein Mitbringsel von Katarina war das Fahrzeuge-Buch aus der „Mein erstes Buch von…“-Reihe. Der PKW zum rausziehen hat schnell das Zeitliche gesegnet, weil der Lütte tagein, tagaus intensiv daran herumspielte. Der Rest hält noch heute und inzwischen habe ich auch die Version „Mein erstes Buch von den Gegensätzen“ gekauft.

 

 

Lieder rund ums Jahr“ von Carlsen (PR-Sample)

Wer meine Instagram-Stories schaut, wird dieses Buch in den vergangenen Monaten sehr häufig gesehen haben. Der Lütte liebt es heiß und innig, vor allem die Herbstseite mit dem Lied „Es regnet“. Mir gefallen die Zeichungen außerordentlich gut, aber vor allem mag ich, dass die Musik nicht blechern klingt. Die Weihnachtsversion habe ich daher jüngst selbst gekauft.

 

Wo ist mein Ball?“ von Ravensburger

Mit dem Finger die Strecke verfolgen, die ein verlorengegangener Ball genommen hat – seit einiger Zeit steht diese Art des Lesens bei uns hoch im Kurs. Das Buch ist quasi ein Erbstück: Jessica hat es mir einmal mitgebracht, nachdem sie bei ihren Zwillingen aussortiert hat. Was mir auffällt: Der Lütte fühlt immer sehr mit, wenn er den Hasen am Anfang unglücklich weinen sieht. Vielleicht weckt das Buch also auch die ersten Anzeichen von Empathie?

Ich freue mich jedenfalls Tag für Tag darüber, dass ich die Leseecke im Kinderzimmer ins Leben gerufen hab. ICH sitze übrigens auch gern in der Ecke, manchmal sogar, wenn ich allein im Haus bin. Und ich bin happy, dass nun die Zeit beginnt, in der Bücher fester Bestandteil im Alltag mit Kind werden. Es ist halt wie bei allem – ie beim Laufen, beim Sprechen oder beim Abstillen: Das Grad wächst nicht schneller, wenn man an ihm zieht. Aber das Lesen wird gemütlicher, wenn man einen schönen Platz dafür hat!

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

6 thoughts on “Eine Kuschelecke und viel zum Anfassen. Oder auch: Wie der Lütte nach und nach Bücher für sich entdeckt.

  1. Aus Erzählungen weiß ich, dass ich meiner Mama die Bücher immer zugeklappt habe, wenn sie versucht hat sie mit mir anzuschauen oder mir vorzulesen ( was gewiss nicht an der wirklich guten Lesequalität meiner Mama lag). Das ich mich freiwillig hingesetzt und Bücher verschlungen habe, kam erst im Grundschulalter. Trotzdem habe auch ich später bei der Zeitung das Schülerpraktikum gemacht und noch später für gearbeitet 😉 manchmal will gut Ding halt Weile haben

  2. Das freut mich,
    dass dem Lütten unser Erbstück so gut gefällt. Immer wieder schön, wenn man seine „alten“ Sachen weiter gibt und in zweiter Hand auch so gemocht werden 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert