Die Fahrradfreiheit nehm ich mir: Warum ich meinen Thule-Anhänger nicht mehr hergebe

Wer mir auf Instagram folgt, hat es längst mitbekommen: Ich genieße meine wiedergewonnene Fahrradfreiheit in vollen Zügen. Die vergangenen Tage war ich beispielsweise gleich mehrere Stunden radelnd in den wunderbaren grünen Ecken Bremens unterwegs: am Werdersee und im Blockland. Und wer mir auf Snapchat folgt, der weiß, wie sehr ich mich darauf gefreut habe, trotz und vor allem mit Baby wieder aufs Fahrrad steigen zu können. Ich hatte mit dem Kinderwagen so viele ätzende Erlebnisse in Bus und Bahn, dass meine ÖPNV-Nerven echt blank lagen. Dass ich bei Sonnenschein in einer Blechkiste umherjuckelte, das Ganze meist länger dauerte als mit dem Rad und mich am Ende noch zig Euros im Monat kostete, war zudem alles andere als ein zusätzliches Vergnügen. Kurz gesagt: Ich hatte es echt satt.

Ich fragte daher meine Hebamme Judith, ab wann der Lütte ungefähr in einem Fahrrad-Anhänger mitfahren darf. Ihre Empfehlung lautete: „Nach einem halben Jahr“. Weil dann Schädel, Wirbelsäule etc. etwaige kleine Stöße besser aushalten könne. Die Meinungen über den richtigen Zeitpunkt gehen allerdings weit auseinander, daher gilt auch hier wie bei allen Baby-Dingen: Man muss seinem Instinkt folgen.

Meiner fühlte sich mit der Empfehlung von Judith sehr wohl. Und dass ich nur wenige Tage nach dem Halbjährigen des Lütten Geburtstag hatte, erschien mir als zusätzlicher Wink des Schicksals. Auf meinem Wunschzettel stand daher dieses mal nur eins: ein Fahrradanhänger. Und diesen Wunsch bekam ich zu meiner großen Freude von meiner Familie erfüllt!

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Ich wage jetzt, nach einem Monat, mal eine ersten Erfahrungsbericht für all diejenigen, die vielleicht auch mit der Anschaffung solch eines Anhängers liebäugeln. Vorab: Ich bin kein Technikexperte, daher kann ich Euch nur die Perspektive einer Anwenderin geben, die es gern unkompliziert mag. Aber so geht es ja vermutlich vielen von Euch. Man stellt sich simple Fragen wie „Wo liegt der Vorteil zum klassischen Fahrradsitz?“, „Ist das zusätzliche Gewicht anstrengend für die Waden?“ oder „Ist das nicht total nervig, den ständig an- und abzumontieren?“

Ha! Auf so was kann ich inzwischen antworten. Los geht´s also mit meinem subjektiven „Warum ich den Anhänger schrecklich gern hab“-Bericht inklusive Impressionen meiner Radtour durchs Blockland am Dienstag. Hand aufs Herz: Eine Radtour, die auf den Bio-Hof Kaemena und damit zu einem der leckersten Eishändler der Stadt führt, ist einfach die schönste.

Merkmale meines Fahrradanhängers

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Ich bin mit dem Thule Chariot Cougar 1 unterwegs. Neben der Marke Croozer sieht man Thule am häufigsten auf den Straßen. Es ist die schmale Variante, ein Einsitzer. Anfangs dachte ich immer, ein breiteres Modell wäre besser, weil man dann noch mehr Einkäufe/ Taschen/ Babykram transportieren kann, aber inzwischen weiß ich, dass die schmale Variante auch eine Menge Platz bietet. Es gibt hinten eine Gepäcktasche sowie ein Netz für Dinge, an die man schnell ran muss. Im Fußraum des Wagen selbst lässt sich ebenfalls einiges unterbringen – Decke, Trinkflasche, Spielzeug, Mützchen. Für Kleinkram wie einen Schnuller oder das Handy gibt es im Innenbereich zudem kleine Netztaschen. Ich hatte daher noch keine Situation, in der ich etwas nicht wie gewünscht mitnehmen konnte.

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Der Wagen kann innerhalb einer Minute zum „Buggy“ umgerüstet werden. Den dafür vorgesehenen Schiebebügel hab ich immer schon eingesetzt, wenn ich unterwegs bin. Daher brauche ich nur die Gelenkstange, die Rad und Anhänger verbindet, abnehmen und die kleinen Vorderräder montieren. „Montieren“ klingt aufwendig, aber im Grunde muss man nur einen Knopf reindücken, das jeweils oben steckende Rad rausnehmen und dann von unten wieder reinklicken. Fertig. Die Gelenkstange kann man an der Außenseite des Wagens festmachen. Und das war es dann auch schon. Easy!

Um den Anhänger mit einem Baby oder Kleinkind nutzen zu können, gibt es entsprechendes Zubehör: eine Art Hängematte für Babys und Seiten- und Kopfstützen für Kleinkinder. Der Anhänger kann außerdem mit drei fest installierten Abdeckungen genutzt werden: einer halbhohen Sonnenabdeckung, einer vollständigen Netzabdeckung (gegen aufwirbelnde Steinchen, Fliegen, Wind etc.) und einer vollständigen Regenabdeckung.

Unterwegs mit meinem Fahrradanhänger

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Inzwischen war ich mit dem Anhänger im der Stadt unterwegs, auf grünen Radwanderwegen und am Strand. In allen Fällen hat er gut mitgemacht. Schotterpiste, hochstehende Stolpersteine, Baumwurzeln unterm Asphalt – die großen Räder schaffen das prima. Und dank der einstellbaren Federung nimmt der Lütte meine Einschätzung nach auch keinen Schaden.

Ich war sehr erstaunt, wie schnell ich mich an meine „neuen Ausmaße“ gewöhnt habe. Was die Breite betrifft, reicht der Fahrradanhänger nur links ein klein bißchen über die Breite des Fahrrades heraus. Ich komme also auch an vergleichsweise engen Stellen gut mit ihm klar. Und die Länge macht auch weit weniger Probleme, als ich das befürchtet habe. Klar, man muss immer ein bißchen aufpassen, wenn man an einer Ampel hält, dass man nicht zu sehr Fußgängerweg und Radweg blockiert, und auch bei der Suche nach einem Parkplatz muss man mal eine Ecke weiterfahren, um etwas passendes zu finden, doch alles in allem funktioniert es gut. Auch beim Fahren und Überholen im Straßenverkehr. Ich habe das wirklich enorm schnell verinnerlicht, hätte ich nicht unbedingt gedacht.

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Der Lütte genießt die Fahrten meiner Einschätzung nach auch sehr. Jedenfalls guckt er immer fröhlich aus der Wäsche, wenn ich ihn in den Anhänger setze, und während er Fahrt schaut er immer interessiert umher, was ihn so umgibt. Mosern tut er nur, wenn er müde ist. Das tut er im Kinderwagen dann aber ebenso. Ich glaube, ihm macht das Umherradeln recht viel Spaß.

Im Auto haben wir den Anhänger übrigens auch schon transportiert, als wir an die Nordsee gefahren sind. Da man ihn auf recht kleine Ausmaße zusammeklappen kann, passte er bei uns in den Kofferraum.

Vorteile zum Fahrradsitz

Ich habe natürlich noch keinen direkten Vergleich, sehe aber aktuell schon zwei wesentliche Vorteile. Zum einen kann der Anhänger schon deutlich früher eingesetzt werden als der Sitz. Wer viel und gern mit dem Rad unterwegs ist, ist mit einem Anhänger weit früher wieder mobil. Außerdem hat man mit dem Anhänger gleich einen Kinderwagen/ Buggy dabei. Stellt Euch vor, Ihr fahrt mit dem Kindersitz in den Bürgerpark und wollt dort noch spazieren gehen – klappt nicht, solange das Kind nicht selbst läuft.

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Nachteile im Allgemeinen

Für mich sind derzeit zwei Nachteile erkennbar, die aber je nach Baby, Zeitpunkt und Wohnsituation variieren können. Zum einen schläft der Lütte nicht gut im Anhänger ein, wenn wir nicht gerade herumradeln.  Wenn ich mit dem Kinderwagen in einem Café oder spazieren bin, kann er in der Horizontalen (am liebsten auf dem Bauch) gut einschlafen. Im Sitzen klappt das aktuell nicht. Wird beim Buggy später vermutlich ähnlich sein?! Der zweite Nachteil: So ein Anhänger benötigt einen (idealerweise trockenen) sicheren und leicht zugänglichen Stellplatz. Obwohl wir Haus, Garten und Keller haben, gestaltet sich das Abstellen momentan noch schwierig. Entweder wäre der Weg zu lang und umständlich oder die Sicherheit gegen Diebstahl wäre nicht gewährleistet oder  er wäre der Witterung ausgesetzt. Mal schauen, für welche Lösung wir uns langfristig entscheiden werden.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Fahrradanhänger meine Alltags-Lebensqualität enorm verbessert. Ich bin flexibler, tu meiner Gesundheit durch die Bewegung und frische Luft was Gutes und schone meine Nerven, weil ich mich nicht mehr in überfüllte Busse quetschen muss. Ich hoffe daher auf einen möglichst trockenen Herbst und Winter, damit ich auch in der dunklen Jahreszeit viel mit dem Rad unterwegs sein kann.

Und Ihr? Habt Ihr auch Erfahrungen mit einem Fahrradanhänger? Oder noch Fragen zu meinem? Dann nutzt gern die Kommentarfunktion!

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

12 thoughts on “Die Fahrradfreiheit nehm ich mir: Warum ich meinen Thule-Anhänger nicht mehr hergebe

  1. Hey!Was habt ihr jetzt für den Anhänger mit allem drumherum bezahlt?
    Und habt ihr zum schieben auch 4 Reifen oder die 3er Version ?
    Grüße aus der Neustadt

  2. Hallo, wir haben auch beides – Hänger und Sitz – und beides hat seine Vor- und Nachteile. Unterm Strich bin ich aber tatsächlich lieber mit dem Fahrradsitz unterwegs. Ich bin gefühlt mobiler und ohne „Anhängsel“ unterwegs. Und ganz negativ habe ich gerade beim geringeren Alter die schlechte Kommunikationsmöglichkeit während der Fahrt gefunden. Dann wird hinten gejammert, aber ich musste gegen Fahrtwind und Verkehr beruhigende Worte nach hinten „brüllen“. Aber eine Zeitlang war der Hänger auch einfach die einzige Möglichkeit, weil ich spät sitzende Kinder habe, die immer erst ab ca. 12 Monaten auf den Fahrradsitz konnten. Daher verstehe ich dein Argument mit der wiedergewonnenen Freiheit total gut. Die war mir dann eben auch wichtiger… LG Maria

    1. Hallo Maria, das mit der fehlenden Kommunikation kann ich mir durchaus vorstellen. Ist momentan natürlich noch kein Thema, kann aber eins werden.

  3. Vorteil gegenüber dem Kindersitz: Mir wurde von verschiedenen Seiten u.a. Ärztin, gesagt, dass Kinder bei einem Unfall im Anhänger sicherer aufgehoben sind.
    Schön, dass euch das Radeln so gut tut.
    Das Problem mit dem Stellplatz haben wir auch und ich entscheid mich daher oft fürs Laufen, statt Radzufahren (ÖPNV muss ich netterweise nicht nutzen).

  4. Toller Artikel! Unser Lütter ist zwar gerade ein paar Tage alt aber wir haben einen Fahrradanhänger schon in der Schwangerschaft geschenkt bekommen. Ich freue mich jetzt schon auf unsere ersten Touren. Das Rad fahren fehlt mir nämlich sehr. Zumal wir hier in Pusdorf toll an der Weser zum Lankenauer Höft fahren können.
    Vielleicht habt ihr ja die Möglichkeit einen kleinen Schuppen zum abschließen zu bauen, der dann auf eurem Grundstück stehen kann.

    Liebe Grüße

  5. Hallo,
    toller Bericht. Wir fahren schon viele Jahre mit einem Thule Chariot Modell. Angefangen haben wir mit dem Einsitzer und sind dann beim zweiten Kind auf den Zweisitzer umgestiegen. Beim dritten Kind konnte die Erstgeboren zum Glück schon selbt radeln 🙂 Die Investition in solch einen hochwertigen Anhänger lohnt sich auf jeden Fall im Hinblick auf den guten Widerverkaufswert!
    Grüßle und weiterhin gute Fahrt
    Tori

  6. Eine Frage. Sitzt dein Kind in der Hängematte auch so dicht an der Abdeckung mit dem Gesicht? Wenn ich den Sonnenschutz runter mache klebt sie direkt mit der Nase dran und sieht nichts mehr….

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