Neues Jahr, neues Büro. Oder auch: Ich erzähl Euch mal was über die Böttcherstraße.

Wenn ich in den vergangenen Wochen jemandem meine neue Büro-Adresse verraten habe, dann hörte ich immer ein ehrfürchtiges „Ohooo, wow!“. Und manchmal las ich in den Augen ein irritiertes „Na, Du musst ja in Geld schwimmen“. Das war mir häufig etwas unangenehm, um ehrlich zu sein. Denn mir persönlich sind  Menschen, die „prominente“ Immobilien beziehen, auch häufig  suspekt.

Diese Menschen wählen meist auch ihren Firmenwagen nach der Wirkung auf andere aus,  halten SEO für ihre eigene Website für die effektivste Akquise und würden niemals einen „Konkurrenten“ empfehlen, wenn sie einen Auftrag selbst nicht annehmen können. Ich fahre Rad, mein Akquisemotto lautet „Mach freie Projekte, die zeigen, wofür Dein Herz schlägt“ und einige PR´ler in Bremen können bestätigen, dass ich ihnen hin und wieder Kunden vermittel. Tja, und trotzdem steht mein Schreibtisch seit Neustem in der Böttcherstraße.

Den Bremern unter Euch muss ich nichts weiter über dieses touristische Highlight  erzählen. Wer allerdings noch nie in Bremen war, kennt sie nicht zwingend, daher heute mal ein paar Worte zu diesem begehbaren Denkmal:

Die Böttcherstraße verbindet – grob gesagt – den historischen Marktplatz mit der Weser. Früher waren hier „Böttcher“, also Fassmacher,  zu Hause. In Fässern wurden früher  auf dem Seeweg Lebensmittel und andere Güter transportiert. Als das Handwerk kaum mehr gebraucht wurde, zogen Handwerke und Tagelöhner in die Gebäude der Böttcherstraße, die zunehmend verfielen. Die Straße war zweitweise in einem echt desolaten Zustand. Hilfe brachte das, was auch müde workingsmums aus ihrem desolaten Zustand  befreit: Kaffee!

Ludwig Roselius, der Gründer von Kaffee HAG, brachte die Wende : 1902 zog er in das Haus Nummer 6, später kaufte er nach und nach alle anderen Grundstücke. Die Gebäude ließ er abreißen und verwandelte die Böttcherstraße mit den Neubauten in ein wahres Kunstwerk. Aufgrund der imposanten expressionistischen Architektur ist die Böttcherstraße heute neben Schnoor und Stadtmusikanten DIE Touristenattraktion.

Entlang der 100 Meter gibt es eine Handvoll Gastronomien, das Paula-Modersohn-Becker-Museum, die Bremer Bonbon-Manufaktur, ein kleines Kino und handverlesene Geschäfte, beispielsweise BOETTCHER8 und Kaenguru. Das Glockenspiel, das sich erstaunlicheweise mit seinem zarten Klang bis zu uns auf die Toilette ihren  akustischen Weg bahnt, erwarten Touristen stets voller Vorfreude. „Auf Matrosen, die Anker gelichtet“  ist  eines von zehn Stücken, das 30 Porzellanglocken spielen. Von Januar bis März hört man die Melodien um 12, 15 und 18 Uhr, von  April bis Dezember zwischen 12 und 18 Uhr zu jeder vollen Stunde. (Ich bin gespannt, wie Tobi das in einigen Monaten finden wird – der sitzt nämlich im Angesicht des Glockenspiels bei uns im Büro und wird es vermutlich am häufigsten und lautesten hören… )

Seit 1973 steht die Böttcherstraße übrigens unter Denkmalschutz (alles andere wäre auch merkwürdig), seit 2004 wird sie von der Böttcherstraße GmbH, einer Tochter der Finanzholding der Sparkasse in Bremen betrieben.

So, und da sitze ich nun also seite Januar. In der Nummer 1, im Robinson-Crusoe-Haus. Zum Glück mit einem Haufen anderer illustrer ambitionierter Kreativer, deren Arbeitsergebnisse Euch sicher schon regelmäßig in Bremen begegnet sind. Mit dabei sind Tobi, Josie, Pete, Stefan, Basti, Simon und Matthias mit Team. Bei dieser bunten Mischung fällt auch gar nicht weiter auf, dass ich es mir in meinem Teil des Büros noch nicht so richtig gemütlich gemacht habe. Kahl und weiß ist es hier. Ideen, wie ich das ändern kann, habe ich zwar, aber die Zeit und Muße für das Besorgen der Sachen und das Umsetzen fehlt leider. Falls jemandem langweilig ist und er dringend eine Gelegenheit sucht, seine Interior-Talente auszuleben – ruft mich an.

Eins ist jedenfalls schon jetzt klar:  BÖ1 rockt und ich freu mich, auf das, was hier noch so passiert!

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

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