Okay, ich soll mich also mehr fühlen. Da mir das ad hoc sehr schwer fällt, ergehe ich mich lieber in grammatikalische Überlegungen. „Sich fühlen“ – ein reflexives Verb. Die Sprache hat sich hier schon ganz genau ausgesucht, wie sie es haben will. Die Frage nach dem Akkusativ wird nicht mit „etwas“ beantworten, sondern mit „sich“. Es heißt meist nicht „Ich fühle Erschöpfung“, sondern „Ich fühle mich erschöpft“. Nicht „Ich fühle Hilflosigkeit“, sondern „Ich fühle mich hilflos“. Interessant. Ist es in anderen sprachen auch so? Im Italienischen schon: sentirsi. Im Englisch? Hmm… I feel good. Aber auch I feel sad? Nein, I´m sad. Im Deutschen geht das auch beides. Ich bin traurig. Ich fühle mich traurig.
Fühlen und sein ist in diesem Fall das selbe. Denken fällt raus.
Fühle ich mich besser, weil ich heute auch mal zugelassen habe, wütend zu sein? Wütend darüber, dass er wortlos am Kopierer an mir vorbei geht statt sich um Harmonie zu bemühen? Weiß nicht. Schreibe ich gerade „weiß nicht“? Verdammt, es geht doch nicht um wissen, sondern um fühlen. Fühlt es sich gut und richtig an? Fühle ich mich erleichtert?
Es hinterläßt keinerlei Wirkung bei mir. Im Gegensatz zu den vielen Gläsern Weißwein, die ich gerade mit G. getrunken habe. Und vielleicht trüben sie auch die Wirkung?
Die Liebe ist da. Aber sie hat einen ganz häßlichen Fleck aus Mißtrauen bekommen. Und daher mag ich sie nicht mehr anschauen. Liebe und Vertrauen gehören zusammen. Sie sind zwei Seiten einer Medaille. Eins ohne das andere ist nicht alltagstauglich!