Haustier für einen Abend

Als ich den schwarzen Schatten an der Schlafzimmerwand sah, hab ich mich erst einmal ziemlich erschrocken. Nachdem ich das Licht angemacht habe, sah ich aber, dass es nur ein Schmetterling war, der sich in meine Wohnung verirrt haben muss, als die Balkontür aufstand. Ich entschied mich für ein einvernehmliches Beisammensein, kroch unter meine Decke und las in meinem Buch. Nach ungefähr 20 Minuten erwachte der Schatten zum Leben und tobte hektisch durchden Raum. Ich musste ein paar Mal den Kopf einziehen. Kreuz und quer flatterte der Schmetterling. Irgendwann dann Stille. Wo war er hin? ich sah ihn nirgends mehr. Hmm. Ich entschied mich, weiterzulesen und abzuwarten, daher bettete ich meinen Kopf wieder auf mein Kissen. Als ich mich etwas auf die Seite und mein Gesicht zum Licht drehte, traute ich meinen Augen kaum. Direkt neben meinem Kissen präsentierte mir der Schmettling seine farbenprächtigen Flügel. Von der Nachttischlampe angestrahlt leuchteten sie bronzefarben, durchbrochen von Mustern in klarem weiß und tiefen schwarz. Dann gingen sie auf und zu. Immer wieder, ganz langsam, bis sie dann zublieben und ich nur noch die schwarze Unterseite sah.
Bis ich das Kapitel zuende gelesen hatte, ließ ich ihn einfach bei mir sitzen. Dann wollte ich ihn aber doch in die Freiheit entlassen. Ganz langsam und vorsichtig nahm ich die Flügel zwischen Daumen und Zeigefinger. Erst merkte es der Schmetterling gar nicht. Dann erwachte er und krallte sich mit seinen dünnen Beinchen in das weiße Bettlaken. Das war zu rührend. „Neeeeiiin“, schien er zu rufen. „Ich will hierbleiben.“ Ich musste ganz schön stark den kleinen Körper nach oben ziehen, bis er den Stoff losließ. Dann versuchte er panisch mit den Flügeln zu schlagen. Ohne großen Erfolg. Ich redete ihm tröstend zu, er beruhigte sich und ich brachte ihn ins Freie. In der Dunkelheit zog er hinfort, hinaus in die Bremer Nacht.

Ein Schmetterling wäre eigentlich auch ein schönes Haustier…

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

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