Wir erinnern uns…

Wie oft sitze ich zuhause und habe das Gefühl, dass in meinem Leben gar nicht viel passiert. Doch dann gibt es Anlässe, zurückzuschauen und sich zu erinnern. Gestern stöberte ich in einer Kiste, in der ich Dinge sammle, die mit irgendwelchen Erlebnissen zu tun haben. Seien es Eintrittkarten, Notizen, Flyer, kleine Gegenstände, Fotos… Plötzliche flackerten ganz viele Situationen vor meinem Auge auf und ich mußte mir sagen „Doch, Du hast schon ganz schön viel erlebt.“ Gut, ich war noch nicht auf großen Reisen, aber auf ganz vielen kleinen. Citytrips, Restaurants, Kino, Museen… Bei manchen Tickets wußte ich schon gar nicht mehr, wozu sie gehören. Aber die meisten Erinnerungen sind gar nicht so sehr an Orte, sondern an kleine Alltagssituationen mit Freunden gebunden. Pumuckltorte in Wiesloch, eine fremde WG-Couch in Berlin, eine Zigarette auf dem Rosa-Luxemburg-Platz, ein pinkelnder Peter Handke, die perfekte Welle im Weinkeller, Geburtstagsfrühstück am Werdersee, Henri-Nannen-Preisverleihung mit Reich-Ranicki und Angela, der letzte Detektiv im Neckartal, Ottonen in Magdeburg, ein knarrender Toaster in Bologna, eine Thalia-Buchhandlung mit Büchern, … Wenn ich Kalender der letzten Jahre durchblättere denke ich ganz oft „Ach Gott. Stimmt ja. Das hatte ich schon wieder vergessen.“

Wonach entscheidet das Gedächtnis, was es präsent hält und was nicht? Und gehen manchen Erlebnisse vollständig verloren? Oder ist alles noch da, doch aus Effizienz nur ein Teil abrufbar? Es heißt, das emotionale Gedächtnis vergesse nie. Narben, die einmal zugefügt wurden, verschwinden niemals. Auch wenn wir uns scheinbar gar nicht mehr erinnern, reagiert das limbische System auf ähnliche Situationen/ Gerüche/ Worte/ Menschentypen mit eindeutigen Signalen. Das emotionale Gedächtnis ist also der Elefant in uns.

So, und woran denke ich als nächstes? Ha, an die Zeit mit Helmut und den damit verbundenen Champus- und emotionsreichen Sommer.

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

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