„Irgendwo im Nirgendwo“ – so würden vom urbanen Leben verwöhnte Städter meinen momentanen Aufenthaltsort wohl gerade ironisch bezeichnen. Also auch ich. Ja, ich bin irgendwo im Nirgendwo. Dort, wo man aus dem Fenster schaut und keine parkenden Autos oder Straßenlaternen sieht. Sondern einen See, viele Bäume und auf- und abstrebende Wiesen. Dort, wo der nächste Nachbar einige Fahrminuten entfernt wohnt, man ihn aber dennoch mit Namen kennt. Dort, wo die Luft nach Landwirtschaft riecht. Eine Bremerin in Konradsweiler. Bei Rot an der Rot, bei Memmingen, bei München.
Aber dieses IRGENDwo verliert seine Unbestimmtheit durch den Menschen, den ich hier besuche. Konradweiler ist Julia-Ort und damit überhaupt kein „Irgendwo“, sondern ein „genau dort“. Ich bin genau dort im Nirgendwo, wo Julia ist.
Heimat. Home is where my heart is? Wohnen versus leben. Warum fällt es uns leichter, zuhause zu bleiben, wenn wir wissen, dass wir um die Ecke mit Begleitung ins Kino gehen könnten, als wenn das nicht so einfach möglich ist? Wir brauchen die Wahl, um das Gefühl einer Entscheidung zu haben. Wir sagen „Nein, das möchte ich nicht“ und fühlen uns aktiv. Passiv den nicht vorhandenen Möglichkeiten ins Auge sehen zu müssen, erzeugt das hilflose Gefühl des Ausgeliefertseins. Und damit kommen nur wenige klar. Allein auf dem Land wohnen – eine echte Herausforderung.