Pat Appleton: "Mittendrin"

Zum zweiten Mal findet in Bremen derzeit das Ducksteinfestival statt. 9 Tage Musik, Straßenkunst und gediegene kulinarische Genüsse mit Blick auf den Europahafen in der Überseestadt. Toll! Schon letztes Jahr war ich ganz begeistert, denn die Kulisse, vor der die Bühne platziert ist, könnte besser nicht sein: Das zentrale Hafenbecken, über dem abends dann sogar die Sonne untergeht. Statt Pommesbude gibt es Spezialitäten aus verschiedenen Ländern, statt angesagten Hitjägern gepflegten Jazz, Pop und auch Rockabilly. Eine schöne Veranstaltung, die von Duckstein in verschiedenen Städten organisiert wird. Imagepflege über Eventkultur: Während man Marken wie „Becks“ mit Rock´n´Roll im Festivalmatsch und Grillparties im Freien verbindet, baut die Brauerei Holsten, zu der Duckstein gehört, auf den gepflegten Genussmoment. Die Imagepflege ist gelungen, allerdings muss ich zugeben, dass ich in den letzten 365 Tagen kein Duckstein-Bier getrunken, geschweige denn gekauft habe.

Als ich hörte, dass Pat Appleton, die Sängerin von De-Phazz, ein Konzert geben würde, war ich sehr angetan. Ich habe sie vor einigen Jahren in Mannheim gesehen und erinnerte mich dunkel, dass ich begeistert war. Daher bin ich auf blauen Dunst gestern Abend da gewesen – und wurde positiv überrascht. Pat Appleton singt nun auch auf deutsch, und das tut den Texten gut. Denn die greifen mitten ins alltägliche Leben, erzählen fast schon poetisch von Momenten, die wir alle kennen: Wenn wir durchs Fenster fremder Menschen schauen und uns fragen, was die Räume über diese Menschen erzählen und welche Geschichten sich im Inneren gerade abspielen. Wenn wir einen Kurztrip auf eine Insel brauchen, um Abstand zu bekommen. Wenn wir feststellen, dass wir unseren Freund vermissen, wenn er nicht da ist, auch wenn wir uns manchmal wünschen, er würde nicht ständig bei uns sein.

Besonders berührend fand ich den Text von „Mittendrin“. Der Song greift vieles auf, was ich kenne: Angst davor, dem Leben nicht zu genügen. Die Frage, was sich eigentlich hinter dem eigenen Spiegelbild verbirgt. Den aufkeimenden Wunsch, den offenen Fragen und der fehlenden Selbsterkenntnis einfach zu entfliehen. Das alles kommt allerdings nicht als melancholische Ballade daher, sondern ist verpackt in einer energiegeladenen Melodie, gesungen mit einer progressiven Stimmfarbe. Und der Refrain wendet sich dann der Hoffnung zu. Der Erkenntnis, dass es nichts hilft, sich dem Leben zu verweigern – denn schließlich ist man mittendrin. Auch wenn man das Gefühl hat, vollkommen unbeteiligt zu sein, nimmt einen das Leben mit!

Pat Appleton kann was. Vor allem texten, ohne dick aufzutragen und doch genau ins Schwarze zu treffen.

Infos zum Album „Mittendrin“
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About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

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