Ich steh zwar nicht auf der journalistischen, sondern auf der PR-Seite, kenne das Phänomen aber nicht minder gut: Kaum eine Lokalzeitung leistet sich jederzeit einen guten Fotograf, um einen Artikel zu bebildern. Und die wenigen festangestellten Bildjournalisten müssen von Termin zu Termin hechten, so dass kaum etwas anderes übrig bleibt als ein Business as usual-Foto. Bei den Anzeigenblättchen und kostenlosen Stadtmagazinen ist es noch schlimmer: da kriegt die Volontärin mal eben eine Kamera in die Hand gedrückt, wenn sie zu einem Pressetermin geht. Die hält sie dann auf ein in gähnender Langeweile die Eitelkeiten aller Anwesenden befriedigendes Motiv: die klassische Gruppenaufnahme mit Händedruck, Scheckübergabe oder inszeniertem Beratungsgespräch. Spannend wie zehn Schlaftabletten.
Dass es auch anders geht, ist aktuell in der Sparkasse am Brill zu sehen. Dort sind die Gewinner- und andere Aufnahmen aus dem erstmalig ausgeschriebenen „Bremer Fotopreis“ ausgestellt. Der DJV Bremen hat ihn ins Leben gerufen, um die Qualität von Bildjournalisten in Erinnerung zu rufen. Und in der Tat: Es waren einige Aufnahmen dabei, die man wirklich gern mal morgen beim Blick in die Zeitung sehen würde!
Anekdote am Rande: Als die Haupreisträgerin genannt wurde, dachte ich nur so bei mir „Die kenne ich doch. Verdammt, woher kenne ich die denn?“. Nach 5 Minuten fiel es mir wieder ein: Sie hat mich in meinem letzten Job auch mal für ein Magazin fotografiert. Wohooo!
Die Ausstellung will ich mir auch anschauen.
Gerade dieses Bild hier berührt mich so sehr.
LG
Oona