Wäre ich nicht ohnehin in tiefenentspannter Urlaubslaune, die mich an die gute alte Zeit erinnert, in denen ich die sechswöchige Ferienfreiheit nahezu täglich im bronzeschimmernden Badeanzug verbracht habe, wäre ich es jetzt endgültig. Zwei Freibadtage am Stück – für mich nach fünf Jahren in der Hansestadt Premiere!
Früher, da hatte ich in meiner Heimatstadt immer eine Saisonkarte. Ich weiß noch, dass ich mich mit ihr immer an der langen Schlange, die sich am späten Vormittag eines heißen Tages (und davon gab es in den 90ern gefühlt noch deutlich mehr) gern einmal am Eingang bildeten, vorbeimarschieren durfte. Ein Schrank für meine Wertsachen nahm ich immer. Über die Schulter baumelte ein Rucksack, in der Hand trug ich die Badematte. Nee, so hießen die Dinger nicht, glaub ich. Diese Strohmatten mit Stoffrand, die jeder hatte. Mein Stoffrand war türkis. Im Laufe der Zeit lösten sich die verwebten Halme an einigen Stellen, was piekste. Und wenn ich auf dem Bauch lag und mit der Nase an der Matte roch – ja, dann war das ein ganz besonderer Freibadgeruch. Ein hölzerner Chlorwassersonnencremewärme-Duft. Unverwechselbar. Pantomime unter Wasser war eines der Spiele, mit denen meine Freunde und ich im kühlen Nass die Zeit vergaßen, bis die Lippen blau und die Hände schrumpelig waren.
Heute liege ich auf einer Decke. Eine Saisonkarte hab ich nicht und meine Augen lasse ich unter Wasser grundsätzlich zu.