Isabella, lass uns heiraten!

Es folgt eine schockierende, für die Mehrheit von Menschen vielleicht kaum nachzuvollziehende Nachricht: Frau Wortkonfetti hat kein Auto. Schon seit vierzehn Jahren nicht mehr. Oder anders herum gesagt: Nur ein einziges Jahr, direkt nach meinem 18. Geburtstag, war ich Autobesitzerin. Einen fast 80 PS starken kleinen französischen Flitzer hatte ich damals unterm jugendlichen Hintern, den Peugeot 205 XS. Ach, was war ich damals stolz. Und was fuhr ich gerne in der Gegend herum. Ich erinnere mich an die Kassetten, die ich mir extra fürs Auto zusammengestellt hatte. An einen rockigen Motorradfahrer mit Vollbart und Lederkluft, der einmal anerkennend den Daumen nach oben zeigte, als er neben mir an der Ampel stand und aus meinen Lautsprechern „Summer in the city“dröhnte. Und ich erinnere mich an das Jahrgangsranking in der Abizeitung: Auf Platz Eins bei der Frage „Wer parkt am umständlichsten ein?“

Zugegeben, parken ist bis heute nicht meine Paradedisziplin (Wie soll ich es auch üben?), aber ich fahre nach wie vor gern. Doch wie gesagt – ein Auto habe ich seit 14 Jahren nicht mehr. In der Altstadt von Heidelberg braucht man es genauso wenig wie im gut ausgebauten Netz der Öffentlichen Verkehrsmittel Bremens.

Dabei ist Bremen ja eine Autostadt.

„Hö? Autostadt? Ist das nicht Wolfsburg?“ mögt Ihr Euch jetzt fragen. „Oder Sindelfingen? Rüsselsheim?“ Na klar, die auch. Aber Bremens Wirtschaft wird seit 75 Jahren auch ordentlich durch die PKW-Produktion angekurbelt: Das Auto-Werk in Bremen-Hemelingen gibt´s seit 1938. Bremen ist heute nach Sindelfingen der zweitgrößte Standort von Mercedes. Wissen die wenigstens außerhalb der Hansestadt. In Bremen selbst ist es allseits bekannt. Fast jeder Mann, mit dem man hier mal über Studentenjobs ins Gespräch kommt, berichtet davon, dass er in den Semesterferien mal am Band von Mercedes gestanden hat und sich am Ende über 2000 Mark Feriengeld freuen konnte. Und auch als Anbieter fester Arbeitsstellen gehört Mercedes zu den größten privaten in der Hansestadt: 12.500 Menschen verdienen dort ihr Geld.

Doch bevor Mercedes sich vor 35 Jahren ansiedelte, gab es eine ganz andere Marke, die in die Geschichte Bremens eingegangen ist und nicht nur Oldtimer-Fans bis heute zum Schwärmen bringt: den Borgward. Carl Borgward ist nicht unumstritten – im Dritten Reich mussten Zwangsarbeiter für seine Autos schwitzen – doch eines muss man ihm lassen: Er hat wunderschöne elegante Modelle auf den Markt geworfen.

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Gestern nun wurde der Auto-Standort Bremen gefeiert. Dieter Zetsche himself kam in die Hansestadt, um auf die letzten 75 Jahre zurückzublicken. Mercedes überraschte mit den Bremer Philharmonikern, dem Theatre du pain, phantastischen Kleinigkeiten aus der Küche von Sarah Wiener, kurz gesagt: mit einer stilvollen Atmosphäre inmitten der Produktionshalle 66. 350 Gäste waren geladen, mitten drin, ja genau: die autolose Frau Wortkonfetti. Und die hat sich prompt in Isabella verliebt!

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Die Isabella ist eines der bekanntesten Modelle aus dem Haus Borgward. Und als ich so vor ihr stand, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Sie muss das Auto für meine Hochzeit werden! Kaum zu fassen, dass ich bis gestern Abend nicht daran gedacht habe, dass wir diesen klassischen Bremer Wagen für diesen Tag leihen. Dabei liegt es doch so nahe.

Daher gehe ich jetzt auf die Knie und frage offiziell: Isabella, willst Du mich heiraten? Also zur Hochzeit bringen? Ich hoffe, Du sagst ja.

 

 

 

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

3 thoughts on “Isabella, lass uns heiraten!

  1. Hallo, liebe Bali-Reisende! Da ich auch Bremerin bin, kann ich die Begeisterung für die Feier und die schönen Autos verstehen, zumal ich immer Autos hatte/habe. Aber … mir fehlt doch noch etwas vom Rest der Bali-Reise. LG

  2. Genau so ein Auto war auch unser Hochzeitsauto! Es gibt nichts besseres! Ein Borgward und eine Traumhochzeit in der Altstadt in Bremen! Toll!! LG Eva

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