Bonbon ist Trumpf – oder auch nicht?

„Möchtest Du vielleicht ein Bonbon?“

Ein was? Ein BONBON?

Spontan kam mir diese Frage, die mich auf dem Beifahrersitz erreichte, reichlich abwegig vor. Gibt es tatsächlich Menschen, die unter 70 und nicht erkältet sind, aber trotzdem Bonbons mit sich herumtragen? Ja, sieht so aus. Hippe Menschen, die meine volle Sympathie genießen und mit denen ich gemeinsam im Auto sitze tragen Bonbons in der Handtasche umher. Ist ein Trend an mir vorbeigegangen? Es scheint an der Zeit, meine persönliche Bonbon-Geschichte mal aufzuarbeiten. Ich stelle folgendes fest:

Nervennahrung fürs Büro

1. Ich gehöre zur seltenen Spezies einer Frau, die weder Zahnpflegekaugummis, noch TicTacs noch Bonbons mit sich herumträgt. Rauchen tue ich auch nicht. Merke: Es gehört scheinbar nicht zu meinen Urinstinkten, Entspannung über das Vorhandensein irgendwelche Elemente an meinen Lippen und / oder auf meiner Zunge zu finden.  Interessant, interessant. (Blöd nur, dass dieser Ursinstinkt nicht greift, wenn eine Tüte Chips, Zimtschnecken oder Schokolade vor mir liegt.) „Und was ist mit frischem Minz-Atem nach dem Mittagessen?“ Ein berechtigter Einwand. Dafür dient eine Zahnbürste samt Mini-Zahnpasta in meinem Kosmetiktäschchen.

2. Dennoch ist der unbewusste konsequente Verzicht auf Bonbons merkwürdig, denn die Zuckerstücke sind in meiner Erinnerung mit einer sehr fürsorglichen Geste verbunden. Damals waren es die kleinen Pappschachteln mit den dreiecksförmigen WICK-Bonbons, die bei uns im Winter neben Schal und Handschuhe auf der Flurkommode lagen. Sorte Zitrone. Wenn mich meine Schulfreundin und Nachbarin Marion abholte, damit wir uns mit dem Amigo-Schulranzen bepackt auf den Weg zur Grundschule machen, gab es an klagen Tagen immer ein Ritual: Uns beiden kleinen Mädchen wurde nochmal der Schal und die Mütze im warmen Hauseingang zurechtgerückt, dann duften wir den Mund weit aufsperren und Mama oder Papa ließen jeweils einen der gelben WICK-Bonbons auf die Zunge fallen. Vitaminreiche fruchtige Wegzehrung. Den Zuckern lassen wir jetzt mal beiseite.

Bonbonmanufaktur Bremen 2

Dennoch: Ich kaufe bis heute vielleicht einmal in fünf Jahren eine Tüte Bonbons. Nicht, weil ich sie nicht mag, sondern weil ich es irgendwie nicht auf dem Schirm habe. Da passt es umso besser, dass ich letzte Woche gleich zweimal Bonbons geschenkt bekommen habe. Eine Kracherportion Nervennahrung (mit Anker!) und eine bunte Mischung aus der Bremer Bonbon-Manufaktur. Diese zauberhafte Süßigkeiten-Werkstätte findet Ihr in der Bremer Böttcherstraße und ihr könnt sogar Kurse buchen, um selbst einmal Bonbons zu machen. Hab ich selbst noch nicht geschafft, möchte ich aber gern mal. Die beiden Süßigkeitengläser stehen jetzt jedenfalls neben mir auf den Schreibtisch und blinzeln mich verführerisch an. Verflixt!

Bonbonmanufaktur Bremen 1

P.s. Mir fällt noch eine weitere Erkenntnis ein:

3. Ich habe noch KEINEN Bonbon bis zum Ende gelutscht. Ich beiße immer nach kürzester Zeit zu.

Ihr auch?

bonbonglas

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

2 thoughts on “Bonbon ist Trumpf – oder auch nicht?

  1. Hahaha, ich lach mich schlapp!
    Bei mir sind ein paar Bonbons immer mit dabei, nicht als hipper Trend, sondern einfach nur so, weils lecker schmeckt – und man immer, zu jeder Zeit seinen lieben Mitmenschen ein Bonbon anbieten kann.
    Bonbon Manufaktur-Bonbons sind sehr lecker und es steht hier zu Hause immer ein Gläschen rum.
    Für die Handtasche sind die aber nix, da müssen es die einzeln eingepackten Bonbons sein – und da gibt es unendlich viele leckere Sorten. Zur Not tut es auch mal die gute alte Pullmoll-Dose, passt in jede Handtasche.
    Also liebe Sandra, greif ruhig öfter mal ins Bonbon-Regal!

  2. Hallo Sandra,
    Ein Bonbon Manufaktur -Besuch ist immer ein Muß, wenn wir in Bremen sind. nicht um zu kaufen, sondern um zu schnuppern und fasziniert zuzuschauen. Ich liebe Bonbons, esse (nicht lutschen!) sie aber eher selten.
    Warum? Weiß ich nicht.
    Ich finde ein Glas Bonbons gehören in jeden Haushalt, auch wenn man sie irgendwann entsorgen muß! Das komische ist meine kids machen es genau gleich. Unser Bonbonglas muß gefüllt sein, für die anderen kleinen Bonbonliebhaber Gäste.
    Wenn wir im Mai mal wieder in Bremen sind werde ich eine Tüte kaufen und genießen, ganz für mich alleine.
    Liebe Grüße aus dem Süden Beate

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