Umzug an den Sylter Deich: Danica Jansen hat´s gemacht

Im ersten Moment klingt es traumhaft: die heimischen Zelte auf dem Festland abbrechen und einfach in einem Bauwagen auf Sylt einziehen. Der nicht irgendwo auf Sylt steht, sondern direkt am Keitumer Deich. Also mitten in der Natur. Könnte man nur durch einen Bauwagen toppen, der am Lister Ellenbogen steht. Aber mit Keitum hat man es wahrlich gut getroffen. Ja, da macht sich Neid breit, wenn man gerade im urbanen Büro über Alltagskram brütet. Doch im nächsten Moment habe ich mich gefragt, wie sich das wohl nach zwei, drei Wochen anfühlt. Warum man sich zu so einem Schritt entscheidet. Und wie ein Miniatur-Alltag auf einer beliebten Urlaubsinsel wohl so abläuft. Wie gut, dass ich all das eine Frau fragen kann, die es wissen muss. Die Münsteranerin Danica Jansen hat genau das nämlich gemacht: Sie ist im April zusammen mit ihrem Hund und ein paar Habseligkeiten auf 9 Quadratmeter mitten in der Natur eingezogen. Zeit, sie einmal zu löchern, wie sie ihren ungewöhnliche Sylter Wohnsitz erlebt.

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Danica, Du hast bis vor Kurzem in Münster gelebt. Wie sah Dein Alltag dort aus?

Ich hatte einen Halbtagsjob und habe mein Onlinestudium der Tourismuswirtschaft angefangen. War jeden Tag unterwegs, habe mich mit Freunden getroffen und war zwei Wochen im Voraus immer schon verplant.

Was hat Dich bewegt, noch einmal etwas ganz anderes zu machen?

Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die Zeit reif ist für etwas Neues. Als ich im Februar 2013 mit einer Freundin zum Fastenwandern nach Sylt gekommen bin, habe ich mich direkt in die Insel verliebt und alle Hebel in Bewegung gesetzt, dort zu Leben. Seit zehn Jahren arbeite ich mehr oder weniger am Schreibtisch und ich habe in den letzten Monaten gemerkt, dass ich gerne etwas Nachhaltiges machen möchte. Ich will etwas bewegen und verbessern und finde es toll, den ganzen Tag an der frischen Luft zu verbringen. Es ist nicht nur der Job und das Leben, auch in mir verändert sich einiges.

Seit April bist Du nun im Sylter Osten im Bauwagen zuhause. Lebst Du dort tatsächlich rund um die Uhr oder ist er nur tagsüber Dein Domizil? 

Ich lebe dort 24/7. Als ich einzog, waren es nachts Temperaturen um die 4°C und in meinem Bauwagen eisigkalte 7°C, mittlerweile bin ich froh, wenn sich zur Nacht hin die Temperatur im Bauwagen von 30°C etwas herunter kühlt. Er ist nicht isoliert und heizt sich bei dem schönen Wetter total auf.

Wie sieht ein typischer Tag auf Sylt derzeit für Dich aus und was gefällt Dir an Deinem neuen Leben besonders?

Einen wirklich typischen Tag gibt es gar nicht, denn meine Arbeit richtet sich nach den Gezeiten und die verschieben sich täglich. Aber ein normaler Tag sieht in etwa so aus: Mein Wecker klingelt um 7 Uhr, dann fülle ich Wasser (je nach Außentemperatur warmes oder kaltes) in eine Schüssel und wasche mich ganz Old School mit einem Waschlappen ;-). Das betone hier mal, weil mein Papa Angst hat, dass ich verloddere, denn die nächste Dusche ist 6 km entfernt. Dann schnappe ich mir meinen Hund und wir drehen eine Runde am Deich entlang, um zu schauen, ob in meinem Gebiet und vor Allem an den beiden Sandinseln alles in Ordnung ist und fahren dann nach Westerland, wo ich noch drei Stunden bei der Sylt Marketing GmbH arbeite. Das ist super, denn dort kann ich eine Schnittstelle zwischen Naturschutz und Tourismus bilden. Außerdem nutze ich auch die Gelegenheit, mein Handy aufzuladen und nach Feierabend meine E-Mails für Keitum zu checken, außerdem fülle ich meine 1,5l Flaschen mit frischem Wasser☺.

Zurück in Keitum habe ich dann entweder eine Wattwanderung oder eine ornithologische Führung, die 1,5 – 2 Stunden dauert, anschließend knurrt der Magen und ich koche mir etwas leckeres auf meinem Zweiplatten-Gaskocher. Zum Abwasch erhitze ich in zwei Töpfen das Wasser und fülle es in eine Wanne. Danach mache ich es mir mit Ceddy (meinem Hund) und einem Buch in meinem Strandkorb gemütlich und bin Ansprechpartnerin für die Besucher, die am Deich längs fahren. Den Sonnenuntergang genieße ich auf dem Deich bis es zu frisch wird und ich zurück in den Bauwagen gehe. Dank meiner Stirnlampe kann ich noch ein bisschen lesen und meine Gedanken mit Blick auf den Siel, die Keitumer Kirche und den Keitumer Bahnhof schweifen lassen.

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Zu Deinen Aufgaben gehört es auch, Sylt-Besucher über die Vögel auf und vor der Insel zu informieren. Woher hast Du all Dein Wissen über die Vögel?

Am Anfang bin ich mit meinen Hörnumer Kollegen mitgelaufen und habe mir die Konzepte durchgesehen, die wir für unsere verschiedenen Wanderungen ausgearbeitet haben. Für den Job ist es aber von Vorteil, neugierig zu sein und so liest man sich im Laufe der Zeit eine Menge an und schlägt die Fragen der Gäste nach, die man nicht sofort beantworten konnte.
Wie würdest Du jemandem, der noch nicht auf Sylt war, die Insel beschreiben?

Abgesehen von Deinem Stammplatz am Keitumer Deich – welcher  ist Dein Lieblingsplatz auf der Insel?

Sylt ist eine wunderschöne Insel mit ganz vielen Facetten. Wer mal Abseits des Westerländer Trubels sein möchte, frühstückt auf der Terrasse des Teekontors in Keitum mit Blick auf die Tinnumer Wiesen oder fährt an den Ellenbogen. Selbst wenn die Insel vermeintlich aus allen Nähten platzt, findet man immer noch ein Fleckchen, bei dem man denkt, man wäre der einzige Mensch auf der ganzen Insel.

Wie lange planst Du, auf Sylt zu bleiben? Schon Pläne für die Zeit nach dem Bauwagen?

Am liebsten bleibe ich für immer hier – so ist zumindest der Plan. Ideen bezüglich Unterkunft und Job habe ich ein paar aber die sind noch nicht spruchreif. Wenn ihr neugierig seid, was ich so mache und wie es mir ergeht, besucht mich doch. In echt oder virtuell.

Danke, Danica. Und weiterhin viel Spaß!

Die Facebook-Seite von „Sylter Deichkinder“ kann ich allen Naturliebhabern tatsächlich ans Herz legen. Wer ihr folgt, bekommt regelmäßig schöne Aufnahmen von Sylt in die Timeline gespült. So, und nun träum ich ein bißchen vom Leben am Deich, bevor es am Schreibtisch weitergeht… Habt es fein!

 

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

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