Warum Til Mette mir ein Bild malte | Veranstaltungstipp für die Schwankhalle Bremen

„Für einen Bielfelder ist Bremen doch wie Berlin“ – mit diesem Satz von Til Mette fing alles an. Letzten Mittwoch. In der Schwankhalle. Und am Ende lief ich dann strahlend mit einem Original-Cartoon des bekannten Stern-Karikaturists unterm Arm nach Haus. Was war passiert?

(Anm. Heute gibt´s ausnahmsweise nur Handyschnappschüsse, da eine Veröffentlichung des Themas in der Form gar nicht geplant war.)

Vor ca. 14 Tagen schickte mir die Schwankhalle Bremen eine Einladung zur Veranstaltung „Er will doch nur streiten“ in die Facebook-Timeline. Gast: Til Mette. Das schaute ich mir mal genauer an, denn der Liebste ist ein großer Fan von Mettes Bildern, die nicht nur im Stern, sondern auch jeden Sonntag im Bremer Weser Kurier erscheinen. Daher flugs auf die Veranstaltungswebsite, mal schauen, was das für ein Veranstaltungsformat ist, dieses „Er will doch nur streiten“. Was ich las, klang interessant: eine Talkrunde mit einem bekannten Gast, moderiert vom Journalisten Axel Brüggemann, im Stile von Inas Nacht, gespickt mit Live-Musik, eine „Streitrevue für Bremen“. Also den Termin notiert, dem Liebsten bescheid gesagt und vergangene Mittwoch mit etwas Verspätung in das Event mit Til Mette gesetzt.

erwilldochnurstreiten

Es gefielt mir schnell sehr gut- was natürlich auch an Til Mette lag, der ein Mann mit klaren Worten, spannender Lebensgeschichte und großer Sensibilität für Politik- und Mediengeschehen ist. Dafür, dass er nicht mehr in Bremen lebt, weiß er ziemlich genau, was hier gerade so läuft. Was hier in den 70er und 80er Jahren so los war, konnte er noch viel besser schildern – denn eine Zeit lang hat er hier tatsächlich gewohnt. Lustige Geschichten von einer Kunstaktion auf der Schwachhauser Heerstraße, die er nur genehmigt bekam, als er das Ganze als mehrtägige Demonstration anmeldete, oder von Marihuana-Plantagen in den Kleingärten von Findorff konnte er zum Besten geben. Aus dem Alltag der taz Bremen kurz nach der Gründung waren natürlich auch etwas mit dabei. Überhaupt ging es viel um die Medienszene und den Versuch zu verstehen, wie Medien heute im Vergleich zu früher funktionieren. In diesem Sinne war der Abend sehr inhaltsstark. Aber gleichzeitig auch unterhaltsam. Das liegt zum einen an Axel Brüggemann, der nicht nur wahnsinnig gut recherchiert hatte, sondern auch als Moderator eine gute Mischung aus ernsthaften und provokant-humorvollen Fragen stellte.

Bei allem merkt man: Der Mette, der mag Bremen ziemlich gern, auch wenn er durchaus auch kritisch auf manche Eigenheiten der Stadt schaut. Zitat: „Die einzige Stadt die ich immer verfolgt hab und wahrscheinlich am besten kenne. Ich habe hier viel gelernt, kenne noch viele Leute. Bremen ist für mich  übersichtlich genug, um tagesaktuell informiert zu sein. Es ist aber eine hermetische Stadt, leider. Das sieht man beispielsweise daran, dass alle Politiker, die die Grünen nach Bremen holen, keine Chance bekommen. Bremen lässt nichts raus, aber auch nichts rein. Damit schießt sich Bremen leider in die Provinzialität.“ Aber dennoch fühlt er sich Bremen loyal verbunden – so kommt´s mir jedenfalls vor.

Nun gut, aber wie kam´s nun dazu, dass ich am Ende mit einem Bild von ihm den Saal verließ? Also, als Til Mette sagte, dass für einen Bielefelder Bremen wie Berlin sei , war mir das ein Posting auf der Wortkonfetti-Fanpage wert. Daraufhin kommentierten Anja und Julia, die beide aus Bielefeld kommen und jetzt in Hamburg leben, etwas in dem Sinne, dass Hamburg dann für einen Bielefelder ja wie New York sei. Die Veranstaltung lief während all dem weiter und irgendwann wurde dieses Video gezeigt:

Im Anschluss wurde zunächst Til Mette gebeten, live zu demonstrieren, wie ein Cartoon eigentlich vom tagesaktuellen Thema bis zum Bild entsteht. Als nächstes weiße Blätter und Stift im Publikum verteilt. „Wir bitten nun auch Sie, Til Mette einen Cartoon zu malen. So wie es die Politiker tun sollten“, bat uns Moderator Brüggemann. „Und aus allen Bilder wählt Til Mette dann seinen Favoriten. Wer gewinnt, darf das Bild von ihm mitnehmen.“

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Einen echten Mette zuhause an der Wand haben – ach, das wär schon ein Knaller, dachte ich so bei mir. Erinnerte mich aber in der nächsten Sekunde daran, dass ich so überhaupt nicht malen kann. Aber ein echter Mette – ach was soll´s. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So griff ich also tatsächlich zum Stift und sinnierte, was ich denn malen könnte. Tja, und dann fiel mit der kleine Facebook-Dialog mit Anja und Julia ein. „Hamburg – das New York für Bielefelder“, perfekt, das sollte meine Botschaft mit dem Bild sein. Und so kritzelte ich im Stile eine Vierjährigen eine Skyline, eine Freiheitsstatue mit Ahoi-Flagge in der Hand und ein kleines tutendes Papierboot.  Das Ganze sah dann so aus (Vorsicht, die Künstler unter Euch müssen jetzt ganz tapfer sein):

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Tja, und was soll ich sagen: Til Mette schaute sich die rund 12 abgegebenen Bilder an und ich konnte sehen, wie viele wirklich phantastisch gemalte Cartoons dabei waren. Da haste keine Chance, schoss es mir durch den Kopf. Und war daher umso erstaunter, als es am Ende doch meine Pointe war, die Til Mette am meisten zum Lachen brachte (Beweis gibts bei Soundcloud, Minute 25:45). Und er mein Bild zum Gewinnerbild kürte, obwohl es doch so dilettantisch gemalt ist. Ich war baff. Und hab mich irre gefreut.

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In diesem Sinne war der Abend gleich ein doppelter Gewinn: „Er will doch nur streiten“ ist eine Veranstaltung, die ich sicher nicht zum letzten Mal besucht habe und gern weiterempfehle. Nächster Gast im Juli ist übrigens Joachim Lohse (o làlà, sehr mutig, Herr Umweltsenator). Und ich habe jetzt nen echten Mette. Besser kann´s doch gar nicht laufen, oder?

Ich wünsch Euch ebenso viel Glück, wo Euch immer es Euch begegnen könnte! Raus in die Welt, sie hält dann doch immer wieder Überraschungen bereit!

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About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

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