Auf Wohnungssuche in Bremen | „Blühender Beton“ von Steffen Geiger

Wer in Bremen eine neue Wohnung sucht, der träumt von einem gediegenen Altbremer Haus in Schwachhausen, einer individuellen Wohnung im Viertel mit Dachterrasse oder einem farbig gestrichenen kleinen Häuschen mit Wintergarten in Findorff. Peterswerder mögen viele und auch die Neustadt hat sich gemausert. Doch freien Wohnraum zu finden, der auch noch bezahlbar ist – schwierig. Das weiß ich aus eigener Erfahrung! Die grundsätzliche Entscheidung lautet daher meist: Entweder zentral und klein oder ausreichend Platz in einem der nicht ganz so beliebten Stadtteilen. Da der Wohnraum begrenzt ist und es daher kein Problem ist, Nachmieter zu finden, sehen sich die Vermieter in den meisten Fällen auch nicht in der Pflicht, energetisch zu modernisieren. Gerade im Bremer Viertel ist die Lage katastrophal: die beliebten typischen Häuser sind dort zwar auf den ersten Blick reizend anzuschauen, aber guckt man sich die alten Fenster, den Putz und die Heizungsanlagen mal genauer an, wird einem häufig ganz anders. Zeitgemäß und Nebenkosten freundlich ist anders.

Kurz gesagt: Bremen geht es wie vielen anderen Städten: Die wohlhabende Schicht kann sich die zentralen und modernen Unterkünfte schnappen, der Rest muss Kompromisse schließen.

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Steffen Geiger hat diese Situation in seinem ersten selbstverlegten Roman „Blühender Beton“ verarbeitet. Ich bin ja immer recht skeptisch, wenn Romane bewusst mit Lokalkolorit spielen. Gerade was Krimis auf Sylt angeht, bin ich da manchmal regelrecht genervt, wie plump bekannte Orte darin untergebracht werden. Aber bei diesem Roman hat es mich nicht gestört, im Gegenteil. Auch die Tatsache, dass die Figuren keine Eigennamen tragen, fand ich nicht störend. Letztlich zeigt diese sStilmittel nur, dass es Rollenbilder gibt, deren Rahmenbedingungen jeder, der sie ausfüllt, zu bewältigen hat. Mir ging es stets so, dass ich mich fraget: „Welcher der Bremer Fotografen, die ich kenne, könnte das wohl sein?“. Oder „Ob der Alltag im Autohaus in der Stresemannallee wohl tatsächlich so aussieht?“

„Blühender Beton“ ist kein Roman, der die Literaturgeschichte verändern wird. Er ist aber für Bremer ein kurzweiliges unterhaltsames Buch, dessen Kernthema ein aktuelles ist. Und ich habe einen großen Respekt davor, dass Steffen Geiger nicht nur Herzblut ins Verfassen gesteckt hat, sondern sogar noch den Schritt weiter geht und das Buch aus eigener Kraft auf den Markt bringt. Chapeau! Ein paar Fragen hatte ich nach dem Lesen natürlich – und die habe ich ihn gestellt.

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Steffen, Du hast ein Thema in Deinem Erstlingswerk verarbeitet, das viele Bremer aus eigener Erfahrung kennen: die Wohnungsnot in zentraler Lage. Wer hätte es Deiner Meinung nach in der Hand, die Situation zu entschärfen?

Der Senat und die Wohnungsbaugesellschaften. Ohne Regulierung und Auflagen wird sich die Situation weiter zuspitzen. Und ich rede nicht von Quoten für Sozialwohnungen, sondern von Wohnungen für die Mittelschicht. Dazu muss aber erst ein Umdenken stattfinden: Bezahlbaren Wohnraum schaffen, statt Profitmaximierung für Spekulationsobjekte und Brachflächen.

Wenn Du den Bremer Stadtteilen einen Stempel aufdrücken dürfest, was würde aktuell auf denen für die Überseestadt, das Viertel, Schwachhausen, Osterholz und Blumenthal stehen?

  • Überseestadt: Ungenutztes Potenzial, entwickelt sich leider zum Yuppie-Ghetto
  • Das Viertel: Die teure alternative Mitte Bremens
  • Schwachhausen: Familien müssen leider draußen bleiben
  • Osterholz: Dorfidyll mit Verkehrschaos
  • Blumenthal: Ich habe selbst zwei Jahre in Farge gewohnt und kenne Blumenthal daher recht gut. Es fällt mir schwer einen Stempel aufzudrücken. Denn dieser Ort ist nicht so schlecht, wie er oft in der Presse dargestellt wird. Blumenthal hat viele schöne Gebäude und Orte. Die Burg, das Weserufer, die alten Gebäude. Solche Stadtteile zu sanieren und attraktiv zu machen wäre auch eine wichtige Maßnahme um die Situation zu entschärfen. Also: Rohdiamant.

Deine Romanfiguren tragen keine Namen. Warum nicht?

Namen spielen für die Geschichte, die ich erzähle, keine Rolle. Ich wollte vielleicht auch einfach mal etwas Anderes probieren.

Du beschreibst viele Orte in Bremen, die ich auch gut kenne: das Autohaus in der Stresemannstraße, die Kneipe in der Hamburger Straße, die Läden am Concordiatunnel… Hast Du einfach nach prägnanten Plätzen gesucht oder verbindet Dich mit der Kneipe oder dem Buchladen tatsächlich eine persönliche Geschichte?

Diese Orte sind einfach unverkennbar für Bremen und völlig unterschiedlich. Das ist die Vielfalt die eine Stadt eben auszeichnet. Nur wenige Meter von der Stresemannstraße entfernt hatten meine Frau und ich unsere erste gemeinsame Wohnung. Übrigens habe ich erst nach Fertigstellung von Blühender Beton gesehen, dass es tatsächlich einen Buchladen am Concordia Tunnel gibt.

Deine drei Lieblingsplätze in Bremen?

Das Weserwehr am Hastedter Osterdeich, der Bürgerpark (spazierengehen mit meiner Familie, die Spielplätze und die Tiere besuchen) und der Marktplatz mit dem Rathaus, in dem meine Frau und ich geheiratet haben.

Den Roman „Blühender Beton“ bekommt Ihr in der Buchhandlung Georg Büchner im Viertel sowie bei der Buchhandlung Froben in Ottersberg. Außerdem kann es gedruckt bei Amazon bestellt werden und ich als eBook für 4,99€ erhältlich. 

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

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