Ganz gemütlich lag er da. Schlummerte leicht auf der Seite liegend im Sonnenschein. Um ihn herum: Wattenmeer. Sonne. Bahnbrechende Lichteffekte. Ich beneidetet ihn, den Kiel des kleinen Schiffes, das sich da inmitten der Nordsee vom Wellengang der Anreise auszuruhen schien. Und noch viel mehr beneidetet ich die NDR-Reporterin und den Wattexperten, die auf der Mattscheibe über Ebbe und Flut schnackten. Auf dem Sofa sitzend schaute ich zunächst gebannt den Zeitrafferaufnahmen vom ablaufenden und wiederkehrenden Wasser zu, dann bestaunte ich, welch wunderschöne Wolken-, Licht- und Wattreflexionen sich zu einem einzigartigen Farbenspiel verbanden. Und ich wünschte mir in diesem Moment, dass ich auch mal mitten in der Nordsee mit einem Schiffchen trocken fallen würde.
Ich hätte niemals gedacht, dass ich eineinhalb Jahre später diese Zeilen tippen und mich genau auf solch ein Erlebnis freuen könnte. Und es kommt noch besser: Yoga und Sylt spielen bei dieser Vorfreude eine nicht unbedeutende Rolle. In diesem Sommer werde ich meine Yogamatte mitten in der Nordsee auf einer Sandbank ausrollen.
Möglich machen das die Undine – das Segelschiff für den spannenden Yogatörin – und Maren Schulz, Yogalehrerin auf Sylt. Über das Frachtschiff Undine bin ich schon einmal „gestolpert“: Mit ihr kann man von Hamburg aus nach Sylt anreisen! Ha! Was für eine spektaluäre Alternative zu Bahn und Autozug, oder?
Jetzt hat sie noch eine weitere Mission: Viermal legt die Undine in diesem Sommer in Hörnum ab, um eine Gruppe Yogis hinaus auf See zu bringen. Und einmal werde ich dabei sein, wenn sie an einer Sandbank ankert. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gespannt ich auf dieses Erlebnis bin. Ebbe und Flut so hautnah zu erleben, sich selbst inmitten des Meeres klein zu fühlen, das schimmernde Wattenmeer in der stetigen Veränderung von nass zu trocken zu beobachten – das allein muss ein wahnsinnig intensives Erlebnis sein. Aber dann noch in verschiedenen Asanas zu verharren, den Blick in die Weite zu richten und das maritime Klima zu genießen – das muss unglaublich eindrucksvoll sein. Jedenfalls stelle ich es mir so vor. Ich werde Euch natürlich berichten…
Mich hat aber vorerst interessiert, wer mich in einigen Wochen an Bord als Yogalehrerin erwartet. Um Maren schon jetzt ein wenig kennenzulernen, habe ich ihr ein paar Fragen gestellt. Lest selbst, mit wem ich demnächst den herabschauenden Hund mit Sand zwischen den Fingern absolviere:
Zugezogen oder echte Sylterin – was trifft auf Dich zu, Maren?
Ich bin vor sechseinhalb Jahren der Liebe zum Meer gefolgt. Nach sechs Jahren des Großstadtlebens in Berlin genau das richtige. Als gebürtige Hamburgerin mit Stationen in Plön, Kiel, Paris und auf Rügen habe ich mein Leben meist in Wassernähe verbracht. Die ist ganz wichtig für mich uns meine Arbeit.
Wann hast Du mit Yoga begonnen und welche Effekte haben Dich so begeistert, dass Du sogar eine Ausbildung zur Yogalehrerin absolviert hast?
Zum Yoga bin ich bereits als Kind gekommen. Ein Schlüsselerlebnis war die Anweisung für mich, in den großen Zeh zu atmen. Das hat sich gut angefühlt – und tut es noch heute jedes Mal. Ich bin dann bald gefragt worden, selbst zu unterrichten und diesen Impulsen gefolgt.
Herabschauende Hunde auf Hallig Hooge, die hohe Planke auf eine Sandbank, Sonnengruß auf einem Segelschiff und Krieger Zwei auf Sylt – Yogaklassen mit Blick aufs Wasser sind unübersehbar das, was Dich begeistert. Eine indische philosophische Lehre und die europäische raue Nordsee, passt das denn überhaupt zusammen?
Ja klar. All one 🙂 Same same, but different. Den Wunsch nach Selbsterkenntnis und Freiheitsdrang gibt es hier wie dort.
Yoga auf der Sandbank – für mich ist eine Premiere, auf die ich mich unglaublich freue. Du hast das ja bestimmt schon ausprobiert, also erzähl mal: Wie fühlt sich dieses Erlebnis an?
Weeeeeit. Das Besondere daran, mitten im Wattenmeer umgeben von Wasser zu sein, ist, die Weite um uns herum dann auch in uns zu spüren. Die frische Nordseeluft tief einzuatmen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Das Erleben der Elemente – pur und intensiv.
Wieviel Vorwissen sollten die Teilnehmer_innen mitbringen?
Wissen lässt ich immer erweitern. Beim Yoga geht es ja hauptsächlich um die Praxis und das daraus entstehende Erfahrungswissen. Von daher ist es genauso möglich, die allererste Yoga-Einheit mit uns auf der Sandbank zu erleben, wie mit langjähriger Yogapraxis das Vorwissen zu vertiefen.
Nun habe ich meine Yogamatte ja dabei, wenn ich für den Yogatörn auf die Insel fahre. Wo kann ich sie an den anderen Tagen denn noch ausrollen? Verrate mir doch mal drei Plätze auf Sylt, wo man das in Ruhe und schöner Umgebung besonders gut yogen kann.
Früh morgens liebe ich die Oststrände in List und Hörnum. Am Ellenbogen ist es natürlich auch herrlich. Insgesamt sind alle Strände auf Sylt einmalig und ja auch immer in Veränderung und Bewegung. Ich bin zum Yoga auch schon in Feldern, im Park oder im Wald (naja, Wäldchen ;-)) gewesen.
Und wenn man mal etwas anderes im Sinn hat als Sport, was sollte man dann auf Sylt auf jeden Fall unternehmen? Dein ultimativer Tipp als Einheimische?
Einfach raus gehen! Die Sylter Natur begeistert mich in ihrer Vielfalt an so vielen Orten.
Da kann ich mich natürlich nur anschließen: Auf Sylt brauche ich niemals ein Tagesprogramm, die Insel ist das Tagesprogramm. Daher zähle ich ungeduldig die Tage, bis ich wieder dort bin! Und hoffe, dass ich auf der Udine nicht seekrank werde, sondern ein en unvergesslichen Tag umgeben von der Nordsee verbringen werde. Bin jedenfalls schon kribbelig…
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Der Segeltörn findet an folgenden Tagen statt: 24.05. | 13.06. | 11.07. | 08.08. Mehr Infos findet Ihr hier.
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