Eine persönliche Challenge, zwei linke Hände und drei Föhr-Erinnerungen | Bloggen mit Herz

Sonntagabend im Hoftel Föhr: Ich sitze vor einem reichhaltig mit Stiften, Klebebändern, Glitzerpulver, Scheren, Stickern und diversem anderen Bastelzeug gedeckten langen Tisch. Terra incognita! Am anderen Ende des Raumes hat es sich ein Grüppchen mit Laptops auf dem Schoss und Decken gemütlich gemacht, mein Neid auf ihre tippenden und surfenden Finger ist groß.

Tippen und surfen kann ich, basteln nicht.

Rechts von mir wird eifrig und fröhlich gewerkelt, links sieht es nicht weniger gut gelaunt aus. In der Mitte sitze ich. Stirnrunzelnd. Verzagt. Mit einem leeren ausgewaschenen Frozen Yoghurt-Glas in meinen zwei linken Händen. Ratlosigkeit im Blick.

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„Tja Sandra, dumm gelaufen, was?“, spotte ich über mich selbst. „Wer hatte denn zusammen mit Katja die Idee, das Bloggen mit Herz-Wochenende dafür zu nutzen, Bloggerinnen das tun und schreiben zu lassen, was sie sonst nicht tun?“. Jaaahaa, schon klar, zickt mein anderes Ich zurück. Ich war das.

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Also, Konzentration! Was habe ich? Ich habe das Glas. Ich habe am Strand gesammelte Stöcker und Muscheln. Ich habe das Motto der DIY-Session: Erinnerungen im Glas. (Nutella im Glas wäre mir lieber… aber gut.) Tue ich doch einfach erstmal, was das naheliegendste ist: das Strandgut ins Glas packen. Gedacht, getan. Der aufmerksame Beobachter möchte mich dabei sofort mahnend darauf hinweisen, dass das Holz doch viel zu lang für das Glas ist, aber ich mach´s trotzdem. Denn eins ist mir von Anfang an klar: Ich werde das Glas nicht zuschrauben. Ich werde kein filigranes, in sich geschlossenes Kunstwerk mit romantischen Details oder bunten Elementen zaubern. Zum einen fehlt mir dazu die detailverliebte Kreativität, zum anderen – und das ist noch viel wichtiger – würde ich es mir dann nicht mehr zuhause hinstellen. Es gäbe keinen Platz in unserem Haus, wo so etwas bei uns hineinpassen würde.

Schwuppdiwupp ist das erledigt – reicht doch für den Anfang, oder? Ich könnte mich jetzt aus dem Staub machen und meine mich am Abend noch viel stärker plagende Erkältung in der Badewanne lindern. Oder mir auch meinen Laptop und deine Decke schnappen, um mich zur digital arbeitenden Gruppe zu gesellen. Verlockend. Aber neben fehlender Bastellust kennzeichnet mich eben noch eine andere Eigenschaft: Ich mach´s mir nie leicht. Was angepackt wird, darf nicht bei erster Gelegenheit wieder abgebrochen werden. Stöcker in ein Glas stellen und Muscheln drumherum einfüllen, DAS ist selbst mir Bastelhonk zu plump. Das kann ja auch ein einäugiger Schimpanse mit Gicht. Nee, ein bißchen was muss da noch ran. Am liebsten was Sinnvolles, das das Thema trifft. Erinnerungen eben. Mhm. Welche Erinnerungen sollten den unbedingt festgehalten werden? Ich komme ad hoc auf diese drei:

1. Die Nasenduschen-Koalition zwischen Lena und mir: Lena hat ganz spontan am Tag vor meiner Abreise nach Föhr, als ich fiebrig und total krank im Bett lag, angeboten, als helping hand beim Workshop dabei zu sein. Und nicht nur das, sie holte vor Ort etwas aus ihrem Gepäck, das ich noch nie benutzt hatte: eine Nasendusche. Mit ihr, so hoffte, Lena, würde ich schnell wieder atmen können. So skurril es klingt, ich fand das unglaublich nett und einfühlsam.

2. Der Appell zum Loslassen von Selmin: Selmin hat vor gut einem Jahr ihren Job gekündigt und damit in gewisser Weise auch den üblichen Karriereambitionen adieu gesagt. Darüber hat sie am Wochenende geschrieben und das Ergebnis erinnerte mich an einen Artikel, den ich selbst vor gut zwei Jahren zu diesem Thema verfasst habe. Die Quintessenz beider Beiträge sollte dringend bewahrt werden, daher ist der Appell von Selmin auch eine Föhr-Erinnerung, die es zu konservieren gilt.

3. Der Föhrer Jung, dessen Papa aus der Bronx kam: Bericht folgt, daher verrate ich noch nichts.

Ich schrieb diese drei Erinnerungen stichwortartig auf, steckte sie in einen kleinen Umschlag und knotete sie an das Strandgut.

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Im Anschluss wurde noch der Schraubdeckel von beiden Seiten verziert, ein bißchen Deko ans Glas geklebt und gewickelt, dann war ich einigermaßen zufrieden. Ich mag es minimalistisch – daher war mir fast schon zu viel ChiChi am Ergebnis. Aber egal, raus aus der Ästhetik-Routine.

Und so stand am nächsten Tag tatsächlich auch ein Erinnerungsglas von mir in der schönen Reihe aller Gläser und ich kann sagen: „Ja, ich habe es getan. Ich habe mich kreativ betätigt!“

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Vom Garten des Hoftels ist mein Holz-Erinnerungs-Strauß im Glas inzwischen in den heimischen eingezogen. Passt irgendwie recht gut vom Look.

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Wenn nächstes Jahr der Strandkorb steht, bekommt das Föhr-Glas einfach einen passenden Platz in unmittelbarer Nähe. Zusammen mit der riesigen Palette, die wir im Winter am Strand von Sylt gefunden haben (Strandgut XXL). Freu mich schon auf diese Nordseeecke unseres Gartens!

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Dieser DIY-Beitrag ist im Rahmen von Bloggen mit Herz entstanden, einem Nordsee-Workshop, den ich zum zweiten Mal gemeinsam mit Katja auf die Beine gestellt habe. Wir hatten verschiedene Aufgabenstellungen vorbereitet, die unsere TeilnehmerInnen ermutigen sollte, einen Beitrag zu schreiben, den sie sonst nicht schreiben würden. Bei mir landete die Aufgabe „Du kannst nicht basteln? Glauben wir nicht! Erstelle einen DIY-Artikel.“ Wer mich kennt, weiß, dass ich alles bin, nur keine Bastelqueen. Aber Mission angenommen, Mission erfüllt!

Krankheitsbedingt habe ich am Wochenende nahezu keine Fotos gemacht. Macht aber nichts, denn Daniela von Ahoi Fotografie hat das gesamte Wochenende dokumentiert. Von ihr stammen die Bilder in diesem Beitrag, vielen lieben Dank!

Einen weiteren Föhr-Beitrag, der wieder mehr Wortkonfetti-like ist, folgt demnächst. Zwischenzeitlich lege ich Euch das Bloggen mit Herz-Video von Ulli ans Herz (Minute 9:35 zeigt übrigens seeeehr deutlich, wie sehr mir die DIY-Begeisterung ins Gesicht geschrieben stand *hust*).

 

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

6 thoughts on “Eine persönliche Challenge, zwei linke Hände und drei Föhr-Erinnerungen | Bloggen mit Herz

  1. Ich jedenfalls mag „dein Glas“ total, eben weil es anders ist. Und weil es viel zu entdecken gibt, deine kleinen Botschaften zum Beispiel. Und außerdem wird es eine tolle Jahreszeitendeko werden, wart’s ab! Mit Weihnachtskugeln und so 🙂

    Nicht Jeder muss eine Bastelqueen sein, aber Jeder sollte es zumindest versuchen. Mission erfüllt 🙂

    Ich drück dich!

    Katja

  2. Liebe Sandra,

    ich finde, Du hast Dich sehr tapfer geschlagen. Dein Erinnerungsglas ist wirklich sehr hübsch geworden …. wer hat schon einen Stöckchen-Strauss mit Bedeutung? Genau … nur Du und mehr ist doch nicht wichtig.

    Wie Du weißt bin ich ja auch keine DIY-Queen und war (ehrlich gesagt) an besagtem Abend auch froh, dass ich mit Nele noch anderweitig beschäftigt war und somit keine Zeit mehr fürs Basteln hatte. Aber soll ich Dir was sagen? Im Nachhinein bin ich doch irgendwie traurig, dass ich mich gedrückt habe und nun kein so tolles Glas hier zu Hause habe. Also … Du hast alles richtig gemacht und kannst stolz auf Dich sein. Sonst würde doch auch was in der Deiner baldigen Nordsee-Ecke im Garten fehlen. 🙂

    LG und bis bald,
    Sanna

  3. Liebe Sandra,
    aus Richtung links neben Dir, kann ich Dir versichern, dass von Ratlosigkeit nicht im Entferntesten auch nur der Hauch einer Andeutung vorhanden war… Mag sein, dass Du keine Bastelqueen bist. Mag sein, dass man das weiß, wenn man Dich kennt. Ich für meinen Teil, die Dich erst kennengelernt hat, hätte selbiges nicht vermutet. Kreativität braucht Raum und die richtige Stimmung. Du kannst Schreiben, also bist Du kreativ. Mag sein das Eigenbild und Fremdbild nicht übereinstimmen. Übung und Mut der Rest kommt von alleine…

    Alles Liebe und Alltagssternegrüße
    Anja

  4. Haha, dein Gesichtsausdruck ist Gold wert <3 Ich finde die Idee super, dass jeder eine Herausforderung bekommt und sich ihr im Rahmen des Workshops stellen muss. Und die Ergebnisse sprechen für sich. Das habt Ihr echt gut gemacht! Mich würde ja riesig interessieren, was ich für eine Aufgabe bekommen hätte. Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht…

  5. Liebe Sandra, ich finde, auch du hast deine Herausforderung wunderbar gemeistert, dein Glas ist superschön geworden! Ich hab es nun auch endlich geschafft – mein Perfektionismus wurde mir mal wieder zum Verhängnis. Jetzt ist er aber da, mein Post. 😉
    Vielen Dank für alles, ich habe an diesem Wochenende sehr viel für mich mitnehmen können!
    Ani

  6. Liebe Sandra, als aufmerksame Beobachterin an diesem Abend, habe ich mir bewusst einen Kommentar zur Astlänge verkniffen: Mein Glas ist gefüllt mit einem Papierbötchen, das ich meiner Nachbarin klaute und einer handvoll Ankerkonfetti, das ich gefühlt den ganzen Abend ausgestanzt habe. Umso mehr freu‘ ich mich, Bestandteil Deiner Erinnerungen im Glas zu sein. Ohne Föhr würde der Post immer noch in meinem Kopf herumdümpeln. Danke für diese anregenden Tage und bis hoffentlich bald. Liebste Grüße, Selmin

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