Ab ins Grüne – ach ja, schön wär´s. Doch das Schietwetter vorm Fenster macht es in den vergangenen Tagen zu keinem großen Vergnügen, viel Zeit draußen zu verbringen. Daher hieß es für mich vor Kurzem: Ab ins Blaue.
Das gleichnamige Café am Hulsberg habe ich viel zu lange nur von draußen bewundert, wenn ich mit der Linie 2 oder mit dem Rad ins Viertel gefahren bin. Als ich mir jüngst familienfreie Stunden verordnete, um ein paar Dinge vom Kopf aufs Papier zu bringen, setzte ich mich aber endlich mal hinein, um Atmosphäre, Leckereien und Kaffee zu testen.
Im Inneren trifft Blau-weiß auf Holz. Hinter der Theke in besonders heimeliger und vermeintlich friesischer Weise: Die wunderschöne Kachelwand, auf die ich beim Schlürfen meines frischen Ingwertees schaue (ja, ich habe mich spontan gegen einen Kaffee von Cross Coffee entschieden) ist für mich das Highlight im Raum. Bei näherer Betrachtung und mithilfe der Hinweise von Gesine, die an diesem Tag für mein Leib und Wohl sorgt, entdecke ich dann aber, dass sich auf den Kacheln kuriose und überraschende Motive verstecken. Pin Up-Girls auf Motorollern, Mountainbiker in altertümlicher Kleidung oder auch Stand Up-Paddler. Die Motive des Fliesenspiegel wurden speziell für das Café von „De Waterloo“ Tegelbakkerij in Bremen angefertigt.
Auf fast schon versteckte Weise zeigen die Betreiber Tessa und Jens auf den Kacheln, was ihnen neben guter Gastronomie am Herzen liegt: Mountainbiken und Wellenreiten. Sport ud Draußensein. Ursprünglich stand das Label Ins Blaue nämlich für Reisen in die Berge, ans Meer oder ins Bremer Umland, die von Tessa und Jens organisiert werden. Das Café Ins Blaue kam erst seit Sommer 2016 hinzu. Hier findet ihr deshalb auch Radfahr- und reisetaugliche Rucksäcke und Taschen von three legs and a model.
Für den kleinen Hunger gibt es währenddessen jederzeit hausgemachte Kuchen, werktags Suppen und Currys. Außerdem bekommt Ihr ein Stück Schwabenländle auf den Teller, wenn Ihr mögt. Ins Blaue hat nämlich selbstgebackene Seelen auf der Karte. Seelen… äh, was war das doch noch gleich? Musste ich Gesine auch noch mal fragen. Seelen sind baguetteartiges Gebäck aus Dinkel, das eben ursprünglich aus dem Schwäbischen kommt. In Ins Blaue gibt es vegane, vegetarische aber auch fleischhaltige Varianten der süddeutschen Spezialität.
Fazit: Das Café am Hulsberg 17 tut dem Stadtteil wirklich gut. Ich war an einem Sonntag dort und nach und nach füllten sich die 9 Tische mit Menschen, die es sichtlich genossen, es sich an einem grauen Tag drinnen in netter Gesellschaft gemütlich zu machen. Hier treffen Nachbarn aufeinander, die sich beim Bezahlen mit Kleingeld aushelfen, und Siebzigjährige Rentner sitzen neben drei quirlig plaudernden jungen Mädels. Entspannt ist es im Ins Blaue.
Das Angebot, übrigens vorwiegend Bio, ist genau richtig für alle, die nicht reichhaltig essen, aber einen kleinen Happen zu sich nehmen wollen. Zum Thema Babytauglichkeit: Ja, mit einem (oder auch zwei) Kinderwagen käme man durchaus hinein, allerdings ist es entspannter, ihn draußen stehen zu lassen. Durch das große Fenster hat man ihn dann permanent im Blick. Einen Hochstuhl oder einen Wickeltisch gibt es nicht. Für einen kurzen Stop mit Mini ist das Café geeignet, für längere Aufenthalte oder gar Mutti-Treffs würde ich etwas anderes aufsuchen. Aber für mich allein war es ganz wunderbar dort!
2 thoughts on “Ins Blaue. Oder auch: Wo sich friesische Kacheln als kuriose Kunsthappen made in Bremen entpuppen”