Spielplatz Robinsönchen. Oder auch: So hab ich auf den positiven Schwangerschaftstest reagiert

Ein Hauch von Frühling lag in der vergangenen Woche in der Luft – und damit haben wir die allererste Spielplatzsaison für den Lütten eröffnet. Bei bestem Wetter landeten wir auf dem Robinsönchen – einem Spielplatz im Herzen von Bremens. Toller Ort, tolle Betreuung, tolle Atmosphäre. Aber das ist nicht der Grund, warum dieser Spielplatz für mich seit einem Montag im Mai 2015 eine besondere Bedeutung hat.

Ich werde diesen frühlingshaften Tag nie vergessen. Ein Arbeitstag wie jede Woche, ich radelte morgens gegen 8 Uhr durchs Bremer Viertel. Kurz bevor ich das Büro erreichte, legte ich einen kleinen Stopp ein, bei der Apotheke. Das berühmte Bauchgefühl ließ mich einen Schwangerschaftstest kaufen. Ein Stück weit war es aber auch mein Eigenschaft, immer auf Nummer sicher zu gehen. Ich hatte am Wochenende ein paar Gläschen Rotwein getrunken, war gleichzeitig ein paar Tage überfällig, war aber felsenfest davon überzeugt, dass ich eine halbe Stunde später mit einem Kopfschütteln und dem Gedanken „Mann Sandra, dass Du dich immer gleich so verrückt machst. Wieder völlig übertrieben“ auf meinem Bürostuhl sitzen würde. War es doch schließlich der erste Zyklus überhaupt, den ich nicht verhütete.

Eine halbe Stunde später saß ich auf dem Bürostuhl und versuchte wie es sich für einen normalen Montag gehört zu arbeiten. Ich drehte mich aber alle zehn Minuten um, zog den Schwangerschaftstest aus der Tasche und schaute auf die zwei Streifen. Mhm, die sind ja immer noch da?! Ich beantwortete Mails, erledigte ToDos und versuchte Texte zu schreiben. Und wartete auf ein Gefühl zu dem, was der Schwangerschaftstest mir zu sagen versuchte.

In der Mittagspause stiefelte ich in die Stadt, kaufte einen zweiten Schwangerschaftstest und vorsichtshalber eine Packung Folsäure. Ich hatte meine Hose auf der Toilette im Kontorhaus noch nicht ganz wieder zu, da leuchteten mir zum zweiten Mal an diesem Tag zwei Streifen entgegen.

Oh. Okay. Der erste war also doch nicht kaputt.

Öhm.

Ich horchte auf Bauch und Herz. Kommt da jetzt irgendwo ein Gefühl? Nö. Aber die Vernunft meldete sich: „Du musst genau wissen, was jetzt zu tun ist.“ Also lief ich in die Buchhandlung und kaufte einen dicken Schwangerschafts-Wälzer, der mir vertrauenswürdig erschien. Und ging zurück ins Büro.

So sehr ich es auch versuchte, das mit dem Arbeiten klappte nicht. Und das mit dem Realisieren auch nicht. Ich konnte emotional partout nicht verstehen, was das mit den zwei Streifen bedeutet. Ich bekomme ein Kind? Ich werde Mutter? Mein Bauch wird wachsen? Mein Leben wird sich verändern? Muss sich da nicht irgendwas mal regen? Schock? Freudentaumel? Irgendwas? Aber ich merkte: Zwei Streifen sind einfach zu abstrakt.

Also schnappte ich mir meine Jacke und lief rüber auf den Spielplatz Robinsönchen. Er war gut besucht und ich kam mir wie ein Eindringling vor, als ich mich neben eine andere Mutter auf eine der Bänke setzte und die Kinder beim Spielen beobachtete. Genau hinschaute, wie die Mütter ihre Kinder mit Apfelstückchen aus Tupperware versorgten und beim Backen von Sandkuchen halfen. So sieht sie also aus, meine Zukunft. Ich blinzelte durch die Sonne.

Vergangene Woche blinzelte ich ebenfalls durch die Sonne, dem Lütten entgegen. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass das, was ich trotz des Spielplatzbesuches im Mai vor zwei Jahren nicht so recht kapiert habe, sich irgendwann so selbstverständlich und gut anfühlen würde.

P.s. Nein, ich gehe normalerweise nicht mit weißen Hosen auf den Spielplatz. Ich kam direkt aus dem Büro 😉

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

2 thoughts on “Spielplatz Robinsönchen. Oder auch: So hab ich auf den positiven Schwangerschaftstest reagiert

  1. Sehr schöner Text. Mir ging es ähnlich. Es gab da ein Gefühl, aber es war auch erst der erste Zyklus. Ich hab nen Test gekauft, aber ihn vor mir hergeschoben, weil es könnte ja noch was kommen. Irgendwann hab ich ihn gemacht, aber der zweite Streifen war so dünn… zweiter Test hat nicht funktioniert, der dritte hatte ein digitales Plus;-). Tja, und dann? Wirklich realisiert hab ich das erst im sechsten oder siebten Monat.
    Und so richtig real ist es auch nach neun Wochen noch nicht, dass ich nun Mama bin…
    LG Stephi

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