Work is not a Kinderspiel #9. Oder auch: Interview mit Nina vom Concept Shop BANZAK

Es ist mal wieder an der Zeit für ein Interview in meiner Reihe „Work is not a Kinderspiel“, findet Ihr nicht auch? Heute gibt uns Nina Boschke-Kutter einen Einblick, wie sie alltäglich Job und Familie jongliert. Die Hamburgerin ist zweifache Mutter – ihre Kinder sind 5 und 2 Jahre alt – und Gründerin des „Banzak Concept Shop“.  Einem Onlineshop, der Produktdesign aus Korea bietet: Accessoires, Papeterie, Kosmetik und auch ein bisschen Kindermode.

Nina Boschke-Kutter über ihren Alltag als workingmum

Nina, Du bist Halbkoreanerin und so kam es auch zu  Deiner Gründungsidee. Erzähl doch mal kurz: Wann und wie ist BANZAK entstanden?

Die Idee zu einem eigenen Shop kam mir eines Nachts im Schlaf während meiner zweiten Schwangerschaft . Damals haben mich zwei meiner koreanischen Cousinen hier in Hamburg besucht,  und ich träumte mehrere Nächte in Folge davon, einen koreanischen Shop zu besitzen. Dieses Hirngespinst ließ mich dann einfach nicht mehr los.  Auch deshalb nicht, weil meine Shoppingausbeute aus Korea seit ich denken kann großen Anklang bei meinen Freundinnen fand und ich schon hunderte Male den Gedanken hatte: „Das müsste man mal in Deutschland verkaufen“. Ich glaube, ich musste erst Mutter werde, um mir den Schritt, mit einer so persönlichen Idee in die Selbstständigkeit zu starten, zuzutrauen.

Was hast Du vor BANZAK beruflich gemacht?

Ich habe nach meinem MBA und einem Trainee-Programm ganz klassisch über zehn Jahre im nationalen und internationalen Marketing von Konsumgüter-Konzernen gearbeitet. Die ganze eCommerce und Handelswelt ist daher komplett neu für mich. Für BANZAK habe ich mich aber durch meine anfängliche Angst vor dem Programmieren und der gesamten IT-Welt gekämpft und ich lerne täglich dazu.

Wie hast Du Dir den Alltag als selbständige Unternehmerin und Mutter vorgestellt?

Wenn ich ehrlich bin, war meine größte Sorge, wie man sich die Motivation im Alltag erhält, wenn man als Selbstständige wie eine Art One-Woman-Show funktioniert. Ohne feste Timings, ohne das Support-System eines Teams, ohne die pushende Anerkennung von Vorgesetzten und Kollegen. Doch diese Angst war total unbegründet. Wenn Du etwas komplett Eigenes auf die Beine stellst, das nur durch Dich geformt und am Leben gehalten wird und Dir auch noch so viel Spaß macht, dann brennst Du dafür von ganz alleine.

Als Zweifach-Mama war mein Wunsch groß, die Kinder nicht mehr nur beim Zubettbringen zu erleben, sondern mehr Zeit mit ihnen verbringen zu dürfen. Daher war mir ziemlich schnell klar, dass die Idee eines Einzelhandelsgeschäfts mit langen Öffnungszeiten auch am Samstag nicht familientauglich ist. Somit habe ich die Concept Store-Idee auf einen Onlineshop ubertragen, damit ich am Nachmittag noch Zeit für Unternehmungen mit den Kindern habe.

Und, war es tatsächlich so oder gab es schmerzhafte „Aha-Momente“?

Als mein Sohn mit einem Jahr in die Kita eingewöhnt wurde, fühlte ich mich wie ein Marathon-Läufer im Endspurt, dessen Zielgerade immer weiter nach hinten verlegt wird. Ich wollte endlich richtig loslegen, aber immer kam wieder eine Krankheit dazwischen. Diese Phase kennt glaube ich jede Mutter, die zurück in den Job kehrt oder die, wie ich, die Selbstständigkeit wagt. Dennoch:  So wahnsinnig es mich gemacht hat, dass in dieser Zeit meine To-Do-Liste einfach nur schmerzhaft wuchs und ich sie nie abbauen konnte, so froh war ich doch, dass ich mich nicht mehr gegenüber einem Arbeitgeber rechtfertigen musste. Und die Nachhol-Nachtschichten sind nicht mehr so lästig, wenn sie für etwas so Sinnstiftendes sind wie den eigenen Shop. Es war für mich also eher ein positiver „Aha-Moment“.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag heute bei Dir aus?

Ich bin eine große Listen- und Kalenderpflegerin. Am Sonntag gehe ich meine Woche  im Voraus einmal durch und passe die Prioritäten in meinen To-Do-Listen laufend an – um dann am Ende der Woche festzustellen, dass ich nur ein Drittel dieser Punkte abgearbeitet habe. Der Alltag bringt so viele Brände mit sich,  die sofort gelöscht werden mussen, dass kein Tag so endet, wie er anfangs geplant war.

Wenn es dann doch mal planmäßig läuft, hat mein Mann die Kinder in die Kita gebracht, ich gehe morgens nach dem Frühstück direkt in unser Studio-Büro eine Straße weiter, das ich mir mit einer Fotografin und einer Graphik-Designerin teile und arbeite dort bis 15 Uhr. Ein bis zwei Mal die Woche verabrede ich mich zum Lunch, und ich genieße es jedes Mal, mir dafür soviel Zeit nehmen zu können, wie ich gerade möchte. Ein großer Luxus des Selbstständigseins!

Könntest Du Dir vorstellen, einen echten Store zu eröffnen oder ist die Online-Variante
gerade als Mutter der perfekte Verkaufsweg?

Es wäre für den Banzak Concept Shop auf jeden Fall sehr hilfreich, noch mehr offline verfügbar zu sein. Und auch mir wurde der direktere Kontakt zu meinen Kunden total viel Freude bereiten. Aber ein stationärer Laden ist momentan für mich einfach nicht zu wuppen. Da ich selbst Direkt-Importeurin meiner Ware bin, meinen Shop selbst pflege, Fotos und Inhalte kreiere und die Produkte versende, bleibt mir für einen physischen Store keine Zeit. Aber wer weiß: Sag niemals nie!

Ein krankes Kind wirft den straffen Zeitplan als Selbständige meist vollkommen aus der Bahn. Wieviel Verständnis zeigen Deine Kunden und Geschäftspartner? Und wie gehst Du selbst mit solchen Situationen um – Aufträge mit anderen abwickeln, Arbeits-pensum reduzieren oder Nachtschichten einschieben?

Ich habe immer mehr das Gefühl, dass das Problem nicht das Umfeld ist, sondern man selbst. Das egoistische Bedürfnis etwas schaffen oder abhaken zu wollen, lässt mein Nervenkostüm natürlich erst einmal flattern, wenn ein Kind krank ist und ich vor meinem inneren Auge die To-Do-Liste wachsen sehe. Mein Mann ist selbst Geschäftsführer und versucht, sein Pflege-Soll zu erfüllen, wo er kann, aber meistbleibt so ein Kinderpflegetag am Ende doch an mir hängen. Doch die kurze Erfahrung hat mir gezeigt, dass meine Kunden es entweder gar nichtmitbekommen haben, wenn ich mal out-of-order war, da ich die Pakete dann einfach abends gepackt habe oder dass sie sehr geduldig reagiert haben, wenn ich mich für Verspätungen entschuldigen musste. Das liegt natürlich auch in der Natur meinesJobs: Es stirbt keiner, wenn ich mal keine neuen Produkte einstelle oder ein Paketnicht verschickt wird. Dieser Gedanke beruhigt mich jedes Mal, wenn es drunter unddrüber läuft.

Gibt es Menschen, die Dir das Vereinbaren von Kind und Job erleichtern oder vielleicht sogar erst ermöglichen?

Ja total: Ich danke jeden Morgen innerlich den Erzieherinnen meiner Kinder! Wie toll es ist, dass wir so grandiose Kitas haben, in denen sich unsere Kinder super wohlfühlen! Leider haben unsere Kinder keine Oma mehr, aber wir haben ein wunderbares Kinder-mädchen, das unsere Kids von Geburt an kennt und zwei Mal die Woche beide aus der Kita abholt und den Nachmittag mit ihnen verbringt. Notfalls kommt sie sogar mal, um ein krankes Kind für mich zu hüten!

Welche Vorteile bietet Dir Deine Selbständigkeit mit Blick auf das Familienleben?

Ich habe für mich den größten Luxus in meinem Leben dazugewonnen: Zeit mit den Kindern verbringen zu dürfen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob es den Kindern nun besser geht, dadurch, dass ich sie schon um 15 Uhr abholen kann, aber ich freue mich einfach wirklich jeden Tag, sie früher abholen zu können, als es mir mein Konzernjob erlaubt hätte. Dass wir ihre kleinen Freunde mit nach Hause nehmen können, wir einen Ausflug in den Zoo, zum Spielplatz oder zu meinen Freunden mit Kindern unternehmen können, fühlt sich immer noch nicht wie eine Selbstverständlichkeit an.

Dein ultimativer Tipp, wie Selbständigkeit und Familienleben gut unter einen Hut gebracht werden können?

Ich kann nicht für jede Selbstständigkeit sprechen, es ist sicherlich ein komplett anderes Bild, wenn man beispielsweise alleinerziehend oder der Vollzeit-Hauptverdiener in der Familie ist. Aber für mich ist das A und O eine gute Kita-Betreuung, die es mir erlaubt, mich während der Arbeitszeit auf meinen Job zu konzentrieren, ohne, dass ich mich dabei sorgen muss, ob es meinen Kindern wohl gut geht. Dann hilft es auf jeden Fall auch, sich davon freizumachen, dass nur man selbst das Kind gut betreuen kann. Der Vater, die Oma, der Opa, ein Babysitter oder auch mal die Eltern von kleinen Kitafreunden können das genauso gut. Es ist so schön, ein solches Netzwerk zu nutzen und selbst dazuzugehören – und so auch mal für ein anderes Kind da zu sein.

Seit Kurzem habe ich außerdem gelernt, Mails amNachmittag einfach nicht mehr zu öffnen.  So bin ich für die Kids präsenter und nichtmehr mit einer Gehirnhälfte am Vorformulieren einer Mail, die ich sowieso erst nach 20 Uhr schreiben kann.

Wie nahezu immer, wenn ich die Antworten meiner Interviewpartnerinnen lese, erkenne ich viele meiner Erfahrungen und Gedanken wieder. Umso schöner, dass Menschen wie Nina sie hier mit Euch und mir teilen. Wenn Ihr wissen wollt, wie es bei Nina weiter geht, folgt Ihr doch gern bei Facebook oder Instagram. Zum Kindermoden-Sortiment von BANZAK geht es hier.

Ihr habt Interviews aus der Work is not a Kinderspiel-Reihe verpasst? Dann schaut einmal in die Übersicht und lest kluge Gedanken von Frauen wie Ninia LaGrande oder  Rike Drust.

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert