Coffee to go ohne schlechtes Gewissen. Oder auch: Kennt Ihr schon Cup2Date?

Jeden Tag das gleiche Bild in der Bremer Bahnhofsvorstadt: überquellende Mülleimer, Abfälle auf der Straße und eine Armee vorbeisausender Pendler, Studenten und Touristen mit heißem Coffee to go in der Hand. Einwegbecher, die früher oder später in der Tonne landen. Das war 2017 – und hat den Bremer Walter Steinhauer ordentlich genervt. So sehr, dass er Cup2date entwickelt hat. Ich habe mit Walter über seinen Beitrag zur Müllvermeidung gesprochen.

Erstmal ein paar Fakten: Deutschland ist die Nummer 1, wenn es um die weltweite Müllproduktion geht. Allein in Bremen produziert jeder Einwohner etwa 225 Kilo Restmüll jährlich. Das ist unglaublich viel und lässt unseren wunderschönen Stadtstaat zusammen mit Hamburg und Berlin im Bundesvergleich der Länder eher in schlechtem Licht dastehen.

Ich kann mich selbst auch nicht davon freisprechen: Wenn ich unterwegs bin, kaufe ich mir zwischendurch – und meist spontan – hin und wieder meinen Lieblingskaffee oder einen frischgepressten Saft zum Mitnehmen. Und schon im nächsten Moment verfluche ich mich innerlich selbst: „Mist, du hast doch einen eigenen Mehrwegbecher. Beim nächsten Mal nimmst du den mit!“So sehr ich versuche, meine eigene Flasche oder meinen Thermobecher dabei zu haben – es klappt einfach nicht immer.

Genau dieses Problem hat auch Walter Steinhauer genervt. Der 27-jährige Bremer wollte etwas gegen den Müll vor seiner Haustür (und in ganz Bremen) tun. 2017 hat er dann die Chance ergriffen und mit einer vagen Idee das Startup Weekend Bremen besucht.

„Mein ursprünglicher Plan: Ich wollte einen smarten Becher mit NFC-Chip zum bargeldlosen Bezahlen entwickeln.“

Bei einem leckeren Kaffee (aus der Tasse!) im Café Heinrich erzählt mir Walter mehr von der Geburt seines Ciao-Pappbecher-Plans: „Beim Startup Weekend haben wir meine Idee genauer unter die Lupe genommen, hin und her überlegt und sind am Ende darauf gekommen: Bremen braucht ein Becherpfandsystem.“

Mehrweg ist toll! Aber irgendwie nicht das Wahre.

Becherpfand? In Zeiten, in denen es wiederverwendbare Becher zum Mitnehmen in allen Formen, Farben und Größen gibt? Ab mit denen in den Rucksack, fertig – oder? Tja, in der Theorie ist die Auswahl an Zubehör für den #lesswaste-Lifestyle zwar groß, aber in der Praxis wird sie nicht ausgeschöpft, weiß Walter: „Zu groß, undicht, nimmt Platz weg – das sind die Top 3-Antworten auf meine Frage, warum jemand keinen Mehrwegbecher benutzt. Aber auf seinen Coffee to go will trotzdem keiner verzichten.“ Erwischt.

Mit der runden Idee im Gepäck (die übrigens im Rahmen einer Seminararbeit entstanden ist – die sehr gute Note versteht sich von selbst!) war die erste große Hürde: Woher das Startkapital nehmen? Wie finanziert sich das Projekt? Ganz allein musste sich Walter diesen Gründeraufgaben zum Glück nicht stellen: Zusammen mit seinem Kommilitonen, Partner und Co-Geschäftsführer Lucian „Lui“ Suhrhoff waren die ersten Akquiseoffensiven schnell abgehakt, die  erste Finanzspritze eingetütet. Das war kurz vor Weihnachten 2017. Und schon im Januar 2018 ging das Projekt Cup2Date in die einwöchige Pilotphase mit mehr als zehn interessierten Teilnehmern. Das Ergebnis: Cup2Date hat überzeugt! Schon am Ende der Pilotwoche waren rund 20 Bremer Lokale von Walters Konzept überzeugt.

Wie funktioniert Cup2Date?

Das Prinzip hinter Cup2Date ist total simpel: Überall, wo die Mehrwegbecher angeboten werden, kannst du deinen Kaffee oder Tee in einem Cup2Date ordern. Du bezahlst einen Euro Becherpfand und kannst dein Getränk wie gewohnt unterwegs trinken. Ist dein Becher leer, kannst du ihn bei jedem Partner abgeben, bekommst dein Pfand zurück und musst nicht extra dorthin gehen, wo du den Becher geliehen hast. Total praktisch also, vor allem, weil das Netzwerk von Cup2Date immer weiter wächst. Die Becher sind super leicht, natürlich lebensmittelecht und recyclebar. Außerdem sind sie BPA-frei, in Deutschland produziert und das Beste: Sie können rund 500x wiederverwendet werden.

Mittlerweile hat Cup2Date 56 Partner – Tendenz steigend. Etwa  10.000 Becher sind momentan im Umlauf.  „Aber wir sind noch lang nicht am Ende “, erzählt der junge Gründer.

„Wir wollen auch in anderen Städten dazu beitragen, unnötigen Müll zu vermeiden. Und zwar nicht nur in Sachen Becher. Unsere Vision ist es, das Pfandsystem auf Eisbecher, Brotdosen und Co. ausdehnen.“

Übrigens: Schon jetzt beschränkt sich Cup2Date nicht nur auf das Becherpfandsystem für jeden Tag.  Walter und Lucian statten auch Events wie das Horn to be Wild Festival oder den Open Campus Day an der Uni mit ihren Bechern aus – wer weiß, vielleicht sieht man Cup2Date ja auch bei der nächsten Breminale?

Mein Fazit: Cup2Date ist ein grandioses Projekt!

Das Becherpfandsystem ist nicht nur super bequem für mich als leidenschaftliche Kaffeetrinkerin, die ohnehin versucht, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Nein. Auch für die teilnehmenden Partner ist Walters Start-up ressourcenschonend, weil sie keine Pappbecher und zukünftig keine anderen Wegwerf-Verpackungen mehr einkaufen müssen.

Habt ihr Cup2Date schon ausprobiert? Vielleicht ist auch eins eurer Lieblingscafés unter den Partnern dabei. Und wenn nicht, dann leistet am besten direkt Überzeugungsarbeit!

About Julia Makowski

Julia macht, wie könnte es auch anders sein, irgendwas mit Medien, als Projektmanagerin in einer Agentur. Und macht sie das gerade mal nicht, streift sie unermüdlich durch ihre Wahl-Heimat Bremen, an die sie vor sieben Jahren ihr Herz verloren hat. Themen, die ihr besonders am Herzen liegen: Musik, Theater, Kino, Gastro - und sozialer Zusammenhalt.

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