Es gibt sie noch, die großzügigen Menschen | Mittagspause am Europahafen

Es war der Abend, an dem die Golden City Hafenbar eröffnet wurde. Bine und ich waren früh dran, als wir unsere Fahrräder am Kopfe des Europahafens anschlossen. Ganz bewusst waren wir eher gekommen, denn das Wetter war vergleichsweise gut und wir wollten vor dem Halligalli mit Ramona Ariola & Co. noch ein bißchen aufs Wasser gucken, ein paar Sonnenstrahlen einfangen – und etwas essen. Also ICH wollte unbedingt etwas essen, denn mein Magen knurrte gewaltig.

Nun ist das aber gar nicht mal so einfach mit dem gastronomischen Angebot im neuen Teil der Überseestadt. Zwar gibt es sehr gute Restaurants (beispielsweise das El Mundo, das Hansen oder neu das Al Dar), aber es fehlt eine Auswahl an Location, bei der man schnell etwas Gutes – auch Kleinigkeiten – zu essen bekommt. Ein Italiener mit guten Paninis zum Mitnehmen, ein Bistro mit kleiner Mittagskarte – so etwas. Nur eine Location gibt es, die bei solch einem Wunsch die richtige ist:  das „JAYA“. Allerdings hat das sehr eingeschränkte Öffnungszeiten, wie ich am Golden City-Abend feststellen musste. Aber ich wurde dann doch noch sehr überrascht…

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Es war nämlich so: Wir bummelten am Hafenbecken entlang und kamen schnell am Jaya an. Ich war an dem kleinen  Laden schon häufig vorbeigeradelt, drinnen war ich noch nie. Weil es in der Regel geschlossen war. An diesem Abend stand jedoch die Kreidetafel auf dem Gehweg, verkündete von Mango Lassi für 3 Euro und die Eingangstür war auch geöffnet. Super, dachte ich mir, asiatisch ist jetzt genau das richtige, rein da! Drinnen angekommen ahnte ich dann schon, dass irgendwas doch nicht so ist, wie ich es annehme, denn es standen einige Kartons und Behälter im Weg. Aber es wurde gekocht: Hinterm Tresen sah ich einen geschäftigen Mann, der uns freundlich empfang. Aber auf meine Frage, ob ich eine Kleinigkeit essen könnte, antwortete er, dass leider geschlossen sei. Auf meinen verdutzten Blick auf die lecker gefüllten Pfannen, die vom Herd aus einen köstlichen Geruch verströmten, reagierte er mit der Erklärung, dass er gerade für die Band kochen würde, die nachher im Golden City spiele.

Seufz! Blieb also die Erkenntnis übrig, dass mein Magen sehr tapfer bleiben muss , denn für ein echtes Abendessen im Restaurant fehlte die Zeit. Und die Lust eigentlich auch. „Soll ich Dir vielleicht schnell einen Salat machen?“, bot mir der Mann freundlich an. „Nein, nein, passt schon. Wir schauen einfach weiter.“ „Dann kriegt Ihr aber zumindest einen Mango Lassi.“ So geschah es dann auch. Bezahlen mussten wir ihn nicht.

Vor dem Jaya stand an diesem Nachmittag eine riesige Hängematte, ebenso ein paar andere Sitzgelegenheiten mit Blick auf den Bootsanleger „Marina“. Wenn es schon nichts zu essen gibt, dann wenigstens einen tollen Ausblick – nach dem Motto machten wir es uns dort mit unseren beiden Lassi gemütlich.

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So faulenzten wir also vor uns hin, quatschten über dies und das, ignorierten meinen Hunger und steckten die Nase in die frische Luft. Als plötzlich und unerwartet von hinten kommend einige Teller unseren Blick kreuzten, die dann vor uns auf dem Tisch landetet. Der Jaya-Mann kredenzte uns plötzlich doch etwas zu essen. Und zwar etwas, was toll anzusehen war, wunderbar schmeckte und mit leckerem Dip daher kam. Keine schmale „Hier! Ein in den Teller geworfener Salat“-Lösung, sondern eine „Das ist das Beste, was ich auf die Schnelle improvisieren konnte“-Variante. Wir waren baff!

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Mein Magen frohlockte, aber auch ich. Über so viel Empathie und Servicewillen. Man konnte quasi spüren, wie leid es ihm tat, dass er nicht regulär geöffnet hatte. Ich war happy, Und bald satt und zufrieden. Und nun stellt Euch vor: Also ich anschließend reinging, um zu bezahlen, winkte unser Essensretter in der Not ab: „Ach was. Schenkt mir einfach ein Like auf Facebook.“ Na, das war für uns natürlich selbstverständlich bei so viel Großzügigkeit.

Und so bekomme ich jetzt regelmäßig Ansichten von ganz toll gefüllten Tellern in meine Timeline gespült. Und beneide alle, die ihre Mittagspause am Europahafen verbringen und diese Teller leeren können. Sieht immer phantastisch und lecker aus. Darüber hinaus erinnert mich jedes Posting des Jaya daran, wie glücklich man Menschen machen kann, wenn man ihre Bedürfnisse wahrnimmt und auf sie reagiert.

In diesem Sinne empfehle ich Euch gern , dort auch einmal vorbeizuschauen. Der Inhaber hat das Herz am rechten Fleck!

 

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

4 thoughts on “Es gibt sie noch, die großzügigen Menschen | Mittagspause am Europahafen

    1. Nicht wahr? Eigentlich traurig, dass man solch ein Verhalten als „positive Ausnahme“ erlebt. Aber da muss man sich wohl selbst mal an die Nase fasten – bei all dem Umherhasten vergisst man schnell den Blick für die anderen…

      Liebe Grüße an Dich!

  1. Hört sich sehr sympathisch an, sieht superlecker aus – schon notiert! 🙂
    Danke für den Tip!
    Liebe Grüße, Jenn

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