Sandra-Zeit ist später. Oder auch: Warum es kein Buch von mir gibt und LOVEBREMEN Geschichte ist.

Gestern haben wir dann doch auf „veröffentlichen“ gedrückt und nun ist es offiziell: LOVEBREMEN ist Geschichte. Eine zweijährige digitale Liebesgeschichte ist zuende gegangen. Nicht nur, aber auch, weil ich keine Zeit mehr für die Redaktionsleitung habe und niemand aus dem Team nachrücken konnte. Das Ende von LOVEBREMEN, es steht stellvertretend für viele Entscheidungen gegen spannende Projekte, die ich aktuell fälle. Aus Überzeugung.

Rückblick: Als ich 2015 schwanger wurde, verstand ich schnell, dass ich meine Selbständigkeit stundenmäßig würde reduzieren müssen.  40+ Stunden-Woche bei beiden Eltern inklusive Dienstreisen auf beiden Seiten – jo, kann man machen, war aber nicht unsere Idee für ein Familienleben. Berufliche Teilzeit bei mir, ganz klassisch, das war schnell klar. Klar war auch, dass wir privat einige Abstriche machen würden. Nicht mehr jeder Einladung gemeinsam folgen können und die Paarzeit vorübergehend gen Null gehen würde. Aber worüber ich mir ehrlich gesagt zu wenig Gedanken gemacht habe und was ich erst nach gut dem ersten Jahr mit Kind langsam gelernt habe: Auch die feinen freien Sandra-Projekte müssen reduziert werden.

Dieser Blog. LOVEBREMEN. Bloggen mit Herz. Blogger-Reisen. Unterstützung von Herzensprojekten meiner Freunde. Workshops. Mein beruflicher Blog. All die Dinge, die irgendwo zwischen Hobby und Beruf anzusiedeln, die aber vor allem meine kreative Spielwiese sind. Sandra-Projekte eben. Irgendwie habe ich mir um all die recht wenig Gedanken gemacht. Dachte, dass die schon noch zu wuppen sind. Schließlich würde ja alles andere in Teilzeit gehen müssen, meine Leidenschaften wollte ich nicht auch noch in Teilzeit schicken.

Die Realität hat mich dann doch eingeholt. Für LOVEBREMEN hatte ich kaum noch Zeit. Was ich statt dessen hatte: ein schlechtes Gewissen. Entweder gegenüber des Online- Magazins, weil ich zu wenig machte. Oder gegenüber meines Mannes, wenn ich die wenigen freien Zeitfenster am Abend mit Arbeit an LOVEBREMEN füllte. Für alles andere war ich meist zu müde oder bekam Termine nur schwer unter. Ich schleppte mich durch, machte alles ein bißchen, aber nichts richtig.

Eine Buchanfrage öffnete mir dann im Frühjahr die Augen. Als ich das Konzept vom Droste-Verlag bekam, Kontakt zur betreuenden Lektorin hatte und mit Bine am Strand von St.Peter-Ording bereits alle Inhalte für diesen Bremen-Titel theoretisch plante, war ich hellauf begeistert. Ich wollte dieses Buch hinbekommen. Unbedingt. Es passte einfach alles. Und klar, auch ich als sprachbegeisterte Hobby-Schreiberin träume seit Kindheitstagen von einem Buch mit meinem Namen drauf.

Doch dann habe ich mich mal in Ruhe hingesetzt und einen Zeitplan gemacht. Mir wurde klar: Ja, ich kann das hinbekommen – aber mein Familien- und Eheleben muss dann Abstriche machen. Deutliche Abstriche. Ich besprach mich mit meinem Mann, er gab mir Rückendeckung für das Projekt, weil er merkte, wie gern ich es machen möchte. Ein tolles Gefühl. Dennoch: Ich habe dieses Buch-Projekt schweren Herzens abgesagt!

Ich habe für mich nach einigem Hadern und In-mich-Hineinhörens die Entscheidung getroffen, dass dies aktuell nicht die Jahre sind, in denen ich sämtliche Chancen für Sandra-Projekte ergreifen werde. Es sind keine Sandra-Jahre, es sind  Familien-Jahre. Versteht mich nicht falsch: Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass man mit Kind seine Träume begraben soll. Dass das individuelle Leben damit zuende ist. Aber ich meine, dass ich persönlich realistisch mit mir, meinem Kraftakku und meinem Familienleben umgehen sollte. Und dass Angst davor, dass Chancen nicht wiederkommen, kein guter Ratgeber ist. Vielleicht kommen sie nicht wieder, ja. Vielleicht kommen dafür später andere, vielleicht nicht. Was aber definitiv nicht wiederkommt ist die Kindheit des Lütten. Wiederkehren werden dafür in einigen Jahren die Zeiten, in denen  Projekte wie LOVEBREMEN oder ein Buch grundsätzlich wieder möglich werden. Weil das Kind älter und die Routinen verlässlicher sind.

Seitdem ich diese Entscheidung für mich getroffen habe, ist mein Leben ein Stück entspannter geworden. Wann immer Chancen vorbeifliegen, fällt es mir leichter, sie ziehen zu lassen. Denn ich weiß, warum ich sie nicht ergreife: Weil viele Sandra-Projekte auch in einigen Jahren noch möglich sind. Das Projekt „Sandra lebt sich als Mama ordentlich aus und sieht dem Lütten im Ruhe (!) beim Großwerden zu“ allerdings nicht.

Vielleicht hadert Ihr seit der Geburt Eures Kindes auch mit solchen Chancen und es tut gut zu hören, dass Ihr damit nicht allein seid? Welchen Weg habt Ihr gefunden, damit umzugehen? Würde mich über Eure persönlichen Gedanken dazu in den Kommentaren freuen.

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

6 thoughts on “Sandra-Zeit ist später. Oder auch: Warum es kein Buch von mir gibt und LOVEBREMEN Geschichte ist.

  1. Liebe Sandra,

    schön, dass du deinen Weg gefunden hast und ja – du machst mir Mut! Unter Kreativen habe ich zuletzt oft einen gewissen Druck gespürt, den Job nach der Elternzeit wieder über die Familie zu stellen. Will ich aber gar nicht! So, jetzt hab ich es gesagt 😉 Danke, dass du deine Gedanken mit uns geteilt hast!

    Bremische Grüße

    1. Ich weiß, was Du meinst. Es fühlt sich fast schon spießig an zu sagen „Ich will für meine Familie dasein und ordne meine eigenen Projekte unter“. Aber hör da unbedingt auf Dein Bauchgefühl!!

      Liebe Grüße
      Sandra

  2. Liebe Sandra,
    auch ich habe die Karriere zwischenzeitlich hinten angestellt. Als 3fachMama bin ich mit 30 bzw. derzeit 20h Arbeitszeit gut ausgelastet. Irgendwann wird sich die Gelegenheit bieten, weiter voran zu kommen, sich beruflich weiter zu entwickeln. Alles im Leben hat seine Zeit, derzeit ist Familienzeit, Zeit mit den Kindern. Und das ist auch gut so, ist die Zeitspanne, in der wir unsere Kinder begleiten sich sowieso nur klein.
    Alles Liebe für dich.
    LG, Stefanie

    1. Oh ja, da warten noch einige Arbeitsjahre, in denen man sich beweisen kann – und hoffentlich auch darf. Ich finde ja, drei Kinder erfolgreich großzuziehen ist das beste Zeichen für jeden Chef, dass man es da mit einer kompetenten engagierten und fähigen Frau zu tun hat, die eine Beförderung mehr als verdient.

      Alles Liebe auch für Euch!

  3. Liebe Sandra!
    Klasse, dass du in der Lage bist, einen präzisen und realistischen Zeitplan aufzustellen und ganz klar zu deinen Prioritäten zu stehen. Ich glaube das können nicht viele.
    Es ist natürlich schade, dass lovebremen geht und ich hätte wahnsinnig gerne ein Buch von dir gelesen. Aber du hast recht: es gibt für alles eine Zeit und die Zeit mit dem Lütten solltest du unbedingt genießen! Das Buch kommt dann halt später. 🙂
    Liebste Grüße!
    Anja

  4. Liebe Sandra, mensch, da hast Du ja eine unheimlich ERWACHSENE Entscheidung getroffen. Speziell ein Buch abzusagen, stelle ich mir irre schwierig vor. Das wird Deinen Sohn später bestimmt mal schwer beeindrucken (wenn er ungefähr 40 ist; vorher werden Eltern ja meistens nur kritisiert 😉 Von mir aber schon jetzt: Chapeau! Und liebe Grüße, Stefanie

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