So langsam neigt sich das Jahr dem Ende zu. Ein Jahr, von dem ich unbedingt wollte, dass es kräfteschonender wird als das vorangehende. Einges hatte ich mir dazu vorgenommen – ich werde im Dezember mal ausführlicher erzählen, was davon eine gute Idee war, welche Veränderungen sich auszahlten und wo ich noch immer keine zufriedenstellende Lösung gefunden habe.
Am meisten habe ich im Büroalltag verändert, ausprobiert und dazugelernt. Es waren vor allem drei Learnings, die am Ende simpel erscheinen, die meinem Kräftehaushalt zugute kamen. So banal sie klingen, so schwer war und ist es manchmal noch, sie zu beherzigen. In den Phasen, in denen mir das gut gelungen ist, fühlte ich mich aber deutlich entspannter, zufriedener und „sortierter“. Daher möchte ich sie heute mit Euch teilen.
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Realistische ToDo-Listen schreiben
Was waren meine Listen Anfang des Jahres noch lang. Wann immer einige Stunden im Büro vor mir lagen, notierte ich am Morgen, was ich in diesen Stunden schaffen möchte. Große Aufgaben wie Konzepte und Texte, kleine Aufgaben wie Mails und Bildbearbeitung, Netzwerk-Erinnerungen, manchmal private Terminvereinbarungen… Am Ende des Arbeitstages war ich regelmäßig am Ende. Ich bin durch die Liste geheizt wie ne Irre, um am Ende doch frustriert zu sein, weil ich sie nicht vollständig abgearbeitet habe.
Und so kürzte ich meine Listen. Immer weiter und weiter. Und das schmerzte. Wenn man sich selbst immer über Leistungsfähigkeit und das Talent, schnell und effizient zu sein, definierte, kommen einem vier Stichworte auf einer ToDo-Liste sehr seltsam vor. Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, eine totale Versagerin zu sein, weil ich nur noch so wenig wuppe. Vermeintlich. Denn wie ich jetzt weiß, schaffe ich auch mit diesen kurzen Listen, auf denen manchmal nur eine große Aufgabe und zwei, drei Kleinigkeiten stehen, eine ganze Menge. Allein deshalb, weil ich mich nicht so von ToDos und der Uhr gejagt fühle. Weil ich nciht zwischen verschiedenen Dingen hin- und herspringe. Und weil ich am Ende des Tages einfach noch ein paar Kräfte übrig habe.
Weniger ToDos aufschreiben ist daher meine erste Empfehlung, solltet Ihr selbständig sein und permanent auf dem Vereinbarkeitszahnfleisch gehen. Vielleicht verliert ihr ein wenig an Geschwindigkeit, aber meiner Erfahrung nach ist man dann doch immer noch schnell genug.
2. Mit eiserner Disziplin abarbeiten
Wenn Ihr Eure kurz-knackige ToDo-Liste geschrieben habt, müsst Ihr aber eines unbedingt sein: diszipliniert. In Teilzeit ist fokussiertes Arbeiten ohne Prokrastinieren unabdingbar. Das weiß ich so gut, weil ich natürlich auch noch Tage habe, an denen ich den Schlendrian einlade, mit mir Sprachnachrichten zu beantworten, Instagram-Stories zu gucken oder nach Buchempfehlungen für den Lüttten zu schauen.
Das rächt sich. Denn dann schleppt man ToDos rüber in den nächsten Tag und der ganze Wochenplan geht hops. Zur Disziplin gehört für mich übrigens auch das EInhalten meiner selbstdefinierten Bürozeiten – und die gehen oft mit einem sehr frühen Aufstehen am Morgen einher. Wenn es mir allerdings gelingt, 15 Minuten eher als sonst unter die Dusche zu springen und dadurch manchmal sogar eine halbe Stunde eher als sonst im Büro zu sein, bin ich den ganzen Tag Gewinnerin. Mein zweiter Ratschlag lautet also: Arbeitet konzentriert und ohne Ablenkung diszipliniert Eure ToDo-Liste ab. Ist sie realistisch geschrieben, gelingt Euch das gut.
3. Erkennen, wann eine Pause nötig ist
Nun habt Ihr also Eure realistischen ToDo-Listen, Eure eiserne Disziplin und kommt in den meisten Fällen gut durch die Bürowoche, habt aber dennoch Phasen, wo Ihr deutlich angestrengter seid als gewöhnlich. Weil Ihr auf Dienstreise wart, weil Euer Kind nachmittags überdurchschnittlich fordernd war oder Ihr einfach mal einen Riotwein zu viel beim Essen mit Freunden getrunken oder schlecht geschalfen habt. Wenn Ihr Euch dann morgens trotzdem mit eiserner Disziplin in den Tag schleppt, Euch am Arbeitsplatz mehr die Augen reibt als produktiv zu sein – dann ist Zeit für eine Pause. Für einen arbeitsfreien Tag. Allen ToDos zum Trotz.
Das ist für mich der schwerste Punkt, nach wie vor. Aber ich arbeite daran. Aktuell plane ich beispielsweise nach Dienstreisen über Wochenende einen freien Tag in der Woche ein. Wenn der nicht arbeitsfrei sein kann, dann nutze ich zumindest die Möglichkeit des Homeoffice. Oder ich gehe eine Viertelstunde eher als sonst aus dem Büro, um meine Mittagspause zu vergrößern. Was mir leider noch nicht gelingt: anstrengende Phasen mit einem freien Tag zu unterbrechen und an diesem Tag dann wirklich etwas für mich tun. Meist mache ich dann was im Haushalt, hänge ein bißchen nur auf dem Sofa und schreibe doch die ein oder andere Mail. Besser wäre es, in die Sauna zu gehen, zum Sport oder zum Frühstücken in mein Lieblingscafé. Das möchte ich gern noch hinbekommen – mir die Freiheit für soetwas nehmen. Ohne schlechtes Gewissen.
Wie gesagt: diese drei Punkte sind weder innovativ noch neu. Jedenfalls nicht in Ratgeberbüchern oder Coachings. In ihrer Summe in meinem Leben allerdings schon.
Welche Erfahrungen und Learnings haben bei Euch dazu geführt, dass am Ende des Arbeitstages noch ausreichend Kraft für Euren Familienalltag vorhanden ist? Teilt Eure Tipps gern in den Kommentare!
Liebe Sandra,
das klingt richtig gut, was du so umsetzt – und ich stimme dir zu, dass die bekannten Ratschläge oft nicht so leicht umzusetzen sind. Ich kenne das gut, auch ohne selbständig zu sein, dass die Energie nicht reicht für alle Teile meines Lebens. Das ist wohl auch ein andauernder Prozess, wo man immer wieder neu justieren muss, um Balance im Alltag zu haben. Aber leicht ist das nicht ;-). Ich freue mich immer, von deinen Erfahrungen zu lesen:-).
Wow, jetzt sehe ich gerade, dass du Rike Drust getroffen hast! Ich bin Riesenfan!:-)