Advent, Advent, die Hütte brennt! Warum Besinnlichkeit oft nur ein Wort ist

Verbringt sie gefälligst besinnlich, die Vorweihnachtszeit! Das schreien uns Medien, Nachbarn und die gewachsene Tradition Jahr für Jahr entgegen. Dieser kreischende Appell versteckt sich natürlich in einem bereits extrem besinnlichen Outfit: Wenn die Morningshow-Moderatorinnen von muckeligen Sofaabenden bei Kerzenlicht berichten, wird im Hintergrund romantische Atmo eingespielt. Websites mit DIY-Tipps kommen mit kupferfarbenen Sternen und Zuckergussfarben daher und bei Instagram dominieren perfekt arrangierte Glaskaraffen mit heißem Punsch die Timeline. (By the way: Heiße Getränke in Glaskaraffen? Trinken diese Leute eineinhalb heiße Liter auf Ex oder „genießen“ die den Punsch kalt auf dem Sofa? Ich favorisiere dann ja doch Kannen, die Getränke warmhalten. Aber gut.) Überall wird uns eingebläut, dass wir uns jetzt echt mal entspannen müssen. Ist doch Advent und so. Zeit für die Familie, für selbstgebackene Vanillekipferl und lange Wannenbäder.

Danke auch! Das macht ja echt gar keinen Druck, dass wir uns bloß keinen Stress machen sollen. Fünfe gerade sein lassen statt dessen. Natürlich erst nachdem wir mehrere Feierabende damit verbracht haben, Adventskalender für die Familie und Freunde zu basteln. Ja, basteln. Nicht etwa kaufen oder lediglich füllen, nein. Eigenhändig bis ins letzte Detail basteln! Dafür gibts ganz viele Tipps im Internet. Die Tischdeko für den Weihnachtsabend, an dem wir natürlich vier Gänge für die Gäste kochen, können wir auf diesen Seiten natürlich auch gleich mitplanen. Unzählige Fotobeispiele wie aus dem Bilderbuch zeigen uns, wie wunderbar das alles aussehen kann. Gut, wir müssen dafür natürlich immer noch die passenden Serviettenringe, Platzteller und eventuell auch Wohnzimmer kaufen, aber hey! Wir wollen es doch besinnlich!

Und bitte vergesst auch nicht die selbstgebackenen Kekse und eigenhändig mit Schokolade beträufelten Pralinen auf dem bunten Teller, der vor Eurem echt spektakulären selbstgemachten Adventskranz steht. Dass Ihr im Dezember dank all den Küchenzaubereien noch häufiger als den Rest des Jahres zum Sport geht, ist doch sicher schon im mit Weihnachtsfeiern und Adventskränzchen vollgestopften Kalender eingeplant, oder?

Nein, tut mir leid, das samstägliche Rennen durch die Kaufhäuser auf der verzweifelten Suche nach Geschenken, die die Welt noch nie gesehen hat, zählt nicht als Sport. Das müsst Ihr selbstverständlich nebenher erledigen. Vielleicht nutzt Ihr dafür besser die Mittagspausen als die Samstage. Die braucht Ihr schließlich noch zum Backen und Dekorieren. Ist doch viel praktischer, das in der Büropause zu erledigen, da seid Ihr ja eh mehr oder weniger unterwegs. Und dann denkt Ihr auch nicht über die vielen Deadlines, Budgetplanungen und Jahresabschlüsse nach, die im Dezember immer noch auf einen herniedergehen.

Und das allerbeste ist ja, dass wir wissen, wofür wir das alles tun: für die vorweihnachtliche Besinnlichkeit. Für die Momente der Ruhe und des Zurückziehen in die eigenen vier Wände. Für das Auftanken der Kraftakkus. Vorfreude ist doch auch toll! Blöd nur, wenn wird dann irgendwann auf den Kalender gucken und feststellen, dass schon der 28. Dezember ist.

Dann, spätestens dann, solltet man sich ein Bad einlassen oder in die Sauna gehen.

Dabei könnte man dann schon mal über die Vorsätze fürs neue Jahr nachdenken und die Januar-Deko für den Hausflur planen.

 

 

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

13 thoughts on “Advent, Advent, die Hütte brennt! Warum Besinnlichkeit oft nur ein Wort ist

  1. Liebe Sandra,
    Du hast ja so recht. Und dann nimmt man sich vor, im nächsten Jahr mach ich mir eher Gedanken über Geschenke und besorg sie früher und mach noch dies oder das und schwupp ist der 15.12. und man hat nix. Ich jedenfalls – keine Geschnke, keine Deko, keine Plätzchen. Dann ist endlich Weihnachten, dann geht der Stress ja weiter: hier müssen wir hin und da müssen wir hin etc.
    Ich mag die Zeit nicht: zu aufgesetzt und einfach viel zu stressig. Aber es geht auch vorbei -und dann ist Silvester!
    LG und schönen Sonntag
    Stephi

  2. Haha, klasse –
    vielen Dank, super Artikel! Gegen die Perfektionsmusfalle! 😉
    Ich bin ja auch gerne in der Adventszeit „besinnlich“ zu Hause – aber nicht auf Knopfdruck oder aus Dekozwängen… Und: Tee aus Thermoskannen, der warm bleibt, schmeckt besser!
    Herzliche Grüße
    Inga

  3. Liebe Sandra,

    toller Artikel, ehrliche Worte und ja … kann ich genauso unterschreiben. Vielen Dank dafür.
    Denn jedes Jahr ist es bei mir das gleiche Spiel. Ich nehme mir so viel vor, finde so tolle Ideen auf den ganzen tollen Blogs und will am liebsten alles nachmachen und fertig haben bis Ende November, um dann im Dezember keinen Stress mehr zu haben. Aber, sind wir mal ehrlich, das funktioniert hinten und vorne nicht. Und seitdem ich selber einen Blog habe kommt noch hinzu, dass ich ja selber auch gerne auf den eigenen Seiten irgendwas dazu zeigen oder schreiben will. Aber alles geht einfach nicht. Also versuche ich mich jetzt auf ein paar Kleinigkeiten einzuschränken und mir zu überlegen, was mir wirklich wichtig ist und was ich realistisch schaffen kann. Und alles andere fällt halt hinten runter. Tut mir dann aber trotzdem immer leid. Hab aber auch noch kein Rezept dafür gefunden.

    Viele liebe Grüße,
    Sanna

  4. Liebste Sandra,
    du sprichst mir aus der Seele. Wie gut, dass ich nicht alleine bin. Bei all der Besinnlichkeit, die da so im Netz rumschwirrt.

    Ich drücke dich!
    Sarah

  5. Och, also in der VORweihnachtszeit bin ich total entspannt. Trotz Basteln, Dekorieren und Backen. Mir macht das total viel Spaß, wenn ich dann mit nem guten Buch auf der Couch liege, überall Kerzen brennen und es nach Zimt und Plätzchen riecht. Dass ich dafür vorher ran muss ist für mich kein Stress, sondern totale Entspannung.

    ABER… spätestens ab dem 23. hab ich dann wieder so gar keine Lust mehr auf Weihnachten. Es gibt ein Gehetze von den Eltern zu den andern Eltern, über Tanten, Omas und sonstige Verwandte. Überall wird natürlich ordentlich aufgetischt oder am besten gleich Essen gegangen. Ich steh nicht auf Mittags Essen gehen und schon gar nicht an 4 Tagen hintereinander – verteilt auf 4 Städte in 2 Bundesländern. Wenns nach mir ginge, würde ich meine Verwandtschaft nur noch dann besuchen, wenn ich es möchte. Und auch nur weil ich es möchte. Und nicht, weil Weihnachten ist und man das halt so macht. Mich nervt dieser Stress total und das hat so gar nix besinnliches an sich.

    Da lob ich mir tatsächlich den „Stress“ der Vorweihnachtszeit, für den nur ich selbst verantwortlich bin und den ich dementsprechend auch einfach abstellen kann, wenn ich möchte.

  6. Genial! ♥
    **Und das allerbeste ist ja, dass wir wissen, wofür wir das alles tun: für die vorweihnachtliche Besinnlichkeit……**
    Liebste Grüße von Umzu
    Gabi

  7. Perfekt geschrieben 😉 Und ich stehe gerne mit fotografischen Beweismitteln zur Verfügung mit einer noch völlig unweihnachtlichen, nicht geputzten und leicht chaotischen Wohnung – als Trost für all´die ach so besinnlichen wunderschön dekorierten Wohnlandschaftsbilder mit Wohnfühlcharakter.

    Ich biete im Gegenzug Papierstapel, Bastelkram vom Kind, Gummibänder, abgebrochene Bleistifte, Zettel, leere Kartons, vergessene Bonbonpapiere, Hundeknochen,den dazu passenden Wischmop von Hund, schmutzige Schuhe, Türvorleger, Schmutzwäsche, Trinkbecher von gestern und vieles mehr an …das erleichtert bestimmt ungemein. Im Angebot hätte ich dazu noch NULL Weihnachtsgeschenke, für ein Kind, fünf Neffen, diverse Verwandte + Freunde, sowie ein Hochzeitsgeschenk für die allerbeste Freundin, die 22 Tage vorher gestern eingeladen hat.

    Arbeiten? Ach, das geht man nebenbei, die Artztermine mit den Kind sind doch genauswo wenig ein Problem, wie die 5 Klassenarbeiten die die nächsten 2 Wochen noch anstehen … hallo?

    Jeztt erstmal einen Punsch, ne´heiße Badewanne und dann eine Runde gechillt auf dem Sofa, oder etwa nicht??

    Liebe Grüße
    Nicole

  8. Den Text finde ich wirklich sehr amüsant und toll geschrieben. Zum Glück kann ich das Gegenteil behaupten. Bei mir wird es auf der Arbeit imm ruhiger zu Weihnachten (mag wohl am Baugeschäft liegen). Die Geschenke kaufe ich entweder schon im November oder erst am letzten Tag. Ich vermeide es durch die Geschäfte zu laufen wenn das noch 1000 andere tun. Wenn man z.B. eine Stunde vor Ladenschluss geht, sind die meisten Leute schon zuhause, dann ist es wieder recht entspannt. ich hoffe du kannst den heutigen 1sten Advent genießen bzw. entspannt sein. Liebe Grüße, Julia

  9. Das hat mich echt zum Lachen gebracht … aber so ist es 🙂
    Man sollte vielleicht mit dem ganzen organisatorischen Kram schon im Hochsommer anfangen, damit man sich am 1. Dezember mit einem zufriedenen Seufzer einfach nur noch zurücklehnen kann 🙂

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