In den Bergen unterwegs zu sein, ohne zu wandern? „Ausgeschlossen!“ lautete unsere Meinung , als wir unseren Kärnten-Urlaub planten. Aber natürlich war uns bewusst, dass wandern mit Kleinkind zu anderen Touren führen würde als ohne. Wir kalkulierten zwei Varianten ein: Wanderungen, bei denen einer von uns den Lütten auf dem Rücken in der Trage hat, und Wanderungen, die so kurz und mit geringer Steigung sind, dass ein Zweieinhalbjähriger sie absolvieren kann. Womit wir allerdings nicht gerechnet haben: dass der Lütte beides so richtig doof findet.
Dass er selbst in einer passenden Trage (wir hatten die Baby Björn One Air dabei) nicht sitzen wollen, sondern lieber auf den eigenen Füßen unterwegs sein würde – das überraschte uns nicht ganz so sehr. Schon seit lange Zeit marschiert der Lütte eigenständig durch die Gegend, einen Buggy nutzen wir schon seit vielen Monaten nicht mehr. Müde werden seine Beine scheinbar auch nie, selbst an langen Tagen, an denen die Familie viel unterwegs ist, läuft er ohne Murren mit.
Vor diesem Erfahrungshintergrund wunderte es mich allerdings umso mehr, dass er weder in die Trage wollte NOCH Lust auf kleine Wanderungen hatte. „Arm! Arm!“ tönte es sofort, wenn wir am Anfanktspunkt unserer wirklich kleinen Touren losliefen, vom selbständigen Gehen war er nur mit viel gutem Zureden zu überzeugen. Für ungefähr drei Minuten. Es war erstaunlich und unerwartet.
Von den folgenden drei Vorschlägen, wo ihr in Kärnten mit Kleinkind wandern gehen könnt, klappte bei uns daher nur einer gut: der Ausflug auf die Dellacher Alm. Aber ich habe ja andere Familien beobachten können und weiß daher, dass die anderen beiden auch wunderbar funkionieren können – vor allem, wenn sich das Kind tragen lässt. Und natürlich sind alle drei Orte von unserem Bauernhof Liendl am Keutscher See gut zu erreichen gewesen.
Wandern in Kärnten mit Kleinkind: Drei wunderschöne Strecken
Dellacher Alm
Hoch über Hermagor, am Karnischen Höhenfeld, findet Ihr die Almdörfer Egger Alm, Dellacher Alm und Poludnig Alm. Der Autoweg hinauf, der kurz hinter dem Garlitzen Klamm beginnt (für Familien mit älteren Kindern zu epfehlen) ist nicht ganz ohne – jedenfalls nicht, wenn Gegenverkehr herrscht. Die Straßen sind manchmal eng, die Abhänge danben steil. Es lohnt sich, vor engen Kurven zu hupen und wirklich aufmerksam zu fahren.
Oben angekommen wird man als Flachlndtiroler für den Nervenkitzel aber mehr als belohnt: Es erwartet Euch Almidylle pur. Wir sind bis zur zweiten Alm, der Dellacher Alm gefahren, haben das Auto dort abgestellt und sind zwischen weidenden Kühen mit dicken Glocken und Holzhütten über die Wiesen gelaufen. Es war herrlich!
Es gibt eine Gastronomie vor Ort, die Euch Kasnudeln & Co. auf den Tisch bringt und hinterm Haus eine Rutsche für Kinder hat. Um das ganze Gebiet erstreckt sich eine Wanderwegnetz – wer also noch weiterwanderen möchte, hat die Gelegenheit. Ich persönlich finde, dass der Ort aber ideal ist, um einfach den Anblick zu genißeden und die Seele baumeln zu lassen.
Weitere Infos zur Dellacher Alm
Gerlitzen Alpen
Ein Higlight für Kinder ist es natürlich, wenn man mit einer Gondelbahn zum Startpunkt einer kleinen Wanderung aufbricht. Genau das ist möglich, wenn ihr die Gerlitzen entdecken wollt. Der Berg (kanpp 2.000 Meter hoch) liegt direkt am Ossiacher See, auf den ihr einen wunderbaren Blick habt, wenn Euch die Gondel auf die Sonnenalm hochzieht. Von diesem Plateau aus könnt ihr auf viele Wanderstrecken abbiegen oder mit dem Sessellift noch weiter nach oben fahren.
Wir steuerten die Steinwenderhütte an, die ungefähr 45 Gehminuten verlangt. Mit Kind natürlich deutlich mehr. Bis zum Ziel haben wir es nicht geschafft, weil der Lütte permanent auf dem Arm getragen werden wollte udn sich irgendwann das Wette zuzog. Es war jammerschade, dass wir die Tour daher nicht genießen konnten, denn grundsätzlich ist das ein wirkliche schöner waldiger Weg, der nahezu keine Steigung mit sich bringt. Mit Buggy kann man ihn auf jeden Fall auch absolvieren, es gibt keine Unebenheiten im Weg.
Wer mit einem geländetauglichen Kinderwagen unterwegs ist, könnte alternativ von der Sonnenalm aus auch noch die Waldschenke Edelweiss ansteuern.
Villacher Alpenstraße / Dobratsch
Über die Villacher Alpenstraße geht es hinauf zum Dobratsch (oder auch „Villacher Alpe“). Für die Nutzung der Straße zahlt ihr eine Gebühr (ich glaube, es waren so 15 Euro), auf dem Weg nach oben gibt es zahlreiche Aussichtpunkte mit Parkplatz, die sich vor allem bei gutem Wetter sehr lohnen. Überhaupt solltet Ihr für eine Dobratsch-Tour einen ganzen Tag einplanen.
Und ihr müsst eine Trage oder Kraxe im Gepäck haben – ein Kleinkind kann die Wanderung hinauf auf keinen Fall absolvieren. Das liegt zum einen an der Steigung, zum anderen am Geröll-haltigen Weg hinauf, auf dem man hier und da auch als Erwachsener ins Rutschen kommen kann. Meine Eltern sind mit mir – das untenstehende Bild beweist es – auf den Dobratsch gewandert, als ich fünf war.
Wer sowohl eine durchschnittliche bis gute Kondition als auch ein tragewilliges Kind hat, der kann es aber auf jeden Fall bis zum Gipfel schaffen. Unanstrengend ist das nicht, aber absolut machbar. Wir haben es leider nicht bis ganz nach oben geschafft, weil der Lütte einfach kreuzunglücklich in der Trage war. Er ist einfach kein Tragekind. Das hat er uns so unmissverständlich kundgetan, dass ich fast bezweifle, dass ihm eine professionelle Kraxe besser gefallen hätte.
Das Panorama der Villacher Alpe ist phantatsisch. Der Wanderweg gibt an jeder Stelle den Blick in die Ferne und auf massive felsige Berge frei. Sollte man gesehen haben! Eine Gastronomie und einen Spielplatz gibt es übrigens am Parkplatz, von dem man startet auch. Beides profitieren von der eindrucksvollen Kulisse, sind aber leider ansonsten nicht so einladend. Vor allem beim Spielplatz musste man in diesem Sommer sehr auf sein Kind achtgeben – die Verkehrssicherheit war überhaupt nicht gegeben. Schade, denn die Anlage an sich und die malerische Lage sind super. Bleibt einfach zu hoffen, dass die Betreiber inzwischen alles wieder unfallsicher hergestellt haben.
Wenn wir uns aufgrund der Wanderunlust des Lütten noch für weitere Touren entschieden hätten, wären wir auf jeden Fall noch einen Tag zur Nockalmstraße aufgebrochen. Pia von Little Lilies Diary hat dazu einen verlockenden Artikel für Euch am Start, in dem sie noch andere Kärntnen-Tipps für Euch zusammengefasst hat. Schaut mal:
Little Lilies Diary: Tipps für Kärnten
Für uns ist klar: Wir wollen wieder als Familie nach Kärnten – und wir wollen dort dann wandern. Heißt daher auch, dass wir wohl noch zwei, drei Jahre warten müssen, bis das besser möglich ist. Aber dann!
Seid Ihr schon mit Kleinkind in den Bergen unterwegs gewesen und wie hat das bei Euch geklappt? Und habt Ihr für Kärnten noch Touren-Tipps, die Ihr ergänzen könnt? Dann haut in die Tasten und hinterlasst mir einen Kommentar!