Logbuch unserer Kita-Eingewöhnung. Oder auch: So unspektakulär war der erste Tag.

Kita-Eingewöhnung. Dieses Wort begleitete mich in meinen Gedanken wochenlang. Ich habe mich auch hier dazu ausgelassen: Ich habe über die Gebühren geschimpft, meine emotionales Wirrwarr dargestellt und den Inhalt unseres Kita-Rucksackes zusammengefasst. Ist es da nicht nur fair, auch mal aufzuschreiben, wie die Eingewöhnung am Ende tatsächlich läuft? Ich meine: ja!

Eigentlich wollte ich Euch am Ende eine Zusammenfassung geben, aber nun habe ich mich spontan dazu entschieden, immer mal wieder im Verlauf einen kleinen Einblick zu geben. Weil einige von Euch ja wie wir gerade starten und es dann schöner ist, parallel dazu von anderen Erfahrungen zu lesen. Schön für mich wäre es natürlich, wenn Ihr in den Kommentaren ebenfalls berichtet. Täglich wird es keine Einträge geben, aber hoffentlich in regelmäßigen Abständen, wenn Meilensteine erreicht sind. Den ersten Meilenstein haben wir heute geschafft: Tag 1.

Kita-Eingewöhnung: Sanfter Start

Montagmorgen, 6:30 Uhr.

Der bevorstehende Kita-Start arbeitet unterbewusst scheinbar doch in mir – jedenfalls verraten das die Träume meiner in diesem Moment zuende gegangenen Nacht. Darin habe ich es nämlich zweimal nicht geschafft, den ersten Termin der Eingewöhnung pünktlich wahrzunehmen, sondern bin statt dessen in einem Reisebus …  ähm…hmm… Mist, hab vergessen, was da genau mit den Reisebussen war. Jedenfalls habe ich immer riesigen Anschiss bekommen, weil wir zu spät in der Kita auftauchten.

Dass diese Träume heute wahr werden – äußerst unwahrscheinlich. Wir müssen erst um 10 Uhr in der Kita sein. Das passt hervorragend, ist das doch in den letzten Monaten fast immer die Uhrzeit gewesen, zu der wir ohnehin unsere Vormittagsziele (Spielplatz/ Stadtbibliothek/ Musikgarten/ Café Sand… ) erreicht haben. Und im Grunde ist dieser erste Tag doch nichts anderes als ein Besuch auf dem Spielplatz: Gemeinsam hin, gemeinsam eine gute Stunde da bleiben, gemeinsam wieder weg.

Daher bin ich in den kommenden drei Stunden auch vollkommen unaufgeregt. In gewohnter Weise wird gefrühstückt und gespielt. Wie immer die Zähne geputzt, der Schlafanzug gegen normale Klamotten getauscht und der Kinderwagen klargemacht. Lediglich der erheblich größere Umfang der Utensilien, die heute im unteren Fach unseres Britax Go Next liegen, lassen Schlüsse darauf zu, dass heute irgendwas anders ist als sonst: Windeln, Feuchttücher, Schlafsack, Gummistiefel, Impfpass, Lieblingskuscheltier, Hausschuhe, Trösteralbum und und und… Ob ich wohl direkt als Streber-Mama gelte, wenn ich schon am allerersten Tag mit dem Ergebnis der fein säuberlich abgearbeiteten Mitbringsel-Liste anrücke?

Kurz vor 10, jetzt ist mir doch flau im Magen. Es ist halt doch kein völlig gewöhnlicher Tag, sondern der Beginn von etwas Neuem. Für uns alle. Vor allem für den Lütten und mich. Ich muss ein Stück weit Abschied nehmen von der Zeit, in der wir tagein tagaus sowohl vormittags als auch nachmittags viel gemeinsam erlebt haben. Zugegeben: Dass ich nahezu rund um die Uhr irgendwo mit dem Lütten unterwegs war, war häufig anstrengend. Ich hätte gern einfach mal einen halben Tag auf dem Sofa gelegen, während er vor sich hinspielt. Aber nein: Meinen Sohn zieht es immer nach draußen. Bei all der Anstrengung war das aber auch schön.

Neben der Tür zu seiner Gruppe sehe ich bei der Ankunft ein Foto vom Lütten. Und von zwei anderen kleinen Jungen. „Willkommen“ steht darüber. Schön finde ich das! Das Foto, das beim Kennenlernenbesuch gemacht wurde, fällt mir nach dem Öffnen der Gruppentür dann gleich nochmal ins Auge: es ziert seinen Kleiderhaken und seine Kiste für Wechselklamotten und Co. Ich gehe in den Garderobenbereich der Gruppe, der Lütte bleibt hingegen auf dem Gang stehen. Schaut fragend in den Raum, dann zurück ans Ende des Flurs zu seinem Kinderwagen, dann wieder in die Gruppe. Ich warte ab, was passiert, und ahne es bereits. Ja, tatsächlich: nach gut zwei Minuten gucken und überlegen läuft er zurück zum Eingang der Kita. Ich gehe hinterher, nehme ihn auf den Arm. Langsam betreten wir den Gruppenraum.

Wir ziehen die Schuhe aus, ich setze mich auf einen bereitstehenden Stuhl am Rand, der Lütte sitzt auf meinem Schoß. Seine Bezugserzieherin hält sich in Sachen Kontaktaufnahme zurück: sie weiß von mir bereits, dass der Lütte ein eher introvertiertes Kerlchen ist, das lange braucht, mit neuen Situationen warm zu werden. Der Lütte sitzt. Regungslos. Und guckt. Und guckt. Und guckt. Konzentriert. Hin und her. Mit klarem, fast analytischem Blick. Nach gut fünf Minuten merke ich an seiner Körperspannung, dass er bereit ist, auf eigenen Beine zu stehen. Ich stelle ihn neben mich. Er guckt. Und guckt. Und guckt. Irgendwann zeigt er auf einen Bauklotz. Die Erzieherin hält ihn ihm aus der Ferne entgegen. Der Lütte dreht sich weg, schmiegt sich an meine Seite.

Ein paar Minuten später will der Lütte sich dann doch ein bißchen umschauen. Aber nicht allein. Er schnappt sich meine Hand, ich muss mit. Wir laufen in die andere Ecke des Raumes, der Lütte findet eine pinke Puppen-Milchflasche – und steckt sich den Sauger in den Mund. Urgs!!!  Vor meinem geistigen Auge bahnen sich   diverse Fremd-Viren und -Bakterien den Weg in den Organismus meines Sohnes. Würde ich meinem spontan Reflex folgen, risse ich ihm die augenscheinlich heute schon benutze Flasche direkt aus der Hand.  Aber ich unterdrücke diese Reaktion. Was würde es bringen? Die nächsten Jahre werden  noch diverse Krankheitserreger durch die Kita flattern – und ich werd nicht als Schutzschild herhalten können. Von daher klammere ich mich an die Gewissheit: Was wir jetzt schon mitnehmen, geht uns später nicht mehr auf die Nerven.

Die Hälfte der ersten Stunde ist rum, der Lütte beobachtet, wie seine Erzieherin anderen Kindern vorliest. Kommt immer mal wieder eng an mich heran, kuschelt den Kopf an meine Beine, und traut sich dann wieder weiter weg. Irgendwann  kraxelt er auf einen kleinen Stuhl. Als er relaxt darauf sitzt, entspannt er sichtlich. Findet ihn super, den Stuhl. Seine Erzierherin bringt ihm einen Holzregenbogen*, für den er sich begeistern lässt. Sie bauen ihn gemeinsam auseinander, lassen die Teile schaukeln, fügen sie wieder zusammen.

Das Ende der Stunde naht. Ich gehe kurz hinaus auf den Flur, um den Kram aus dem Kinderwagen in die entsprechenden Fächer und Boxen einzuräumen. Der Lütte bemerkt das nicht, zu fasziniert ist er vom Spiel der anderen Kinder um ihn herum. Ich räume die Sachen weg und erfahre dabei von der Erzieherin etwas  Schockierendes: Wir haben den Kitaplatz für sechs und nicht  wie angenommen für sieben Stunden beantragt. Das bedeutet: Wir müssen den Lütten nach der Eingewöhnung schon um 14 Uhr, nicht erst um 15 Uhr abholen. Schluck! Das ist doof. Mehr als das: An manchen Tagen schlicht nicht machbar. Das muss ich dringend versuchen, in den nächsten Tagen mit der Kita-Leitung zu lösen.

11:15 Uhr. Der Lütte und ich laufen Hand in Hand den Weg von der Kita zum Spielplatz in unserer Straße. Er plappert, ist vergnügt. Plötzlich wieder ein ganz anderes als noch vor 15 Minuten. Aber das kenne ich schon. Ich bin ebenfalls guter Dinge und freue mich, dass wir einen guten Start hatten.

Rutschen, Klettern, ab nach Haus. Schupfnudeln zum Mittagessen, harmonisches Zu-Bett-Bringen für den Mittagsschlaf. Doch der klappt heute nicht auf Anhieb. Im Gegenteil: Der Lütte ist motzig. Kann nicht abschalten. Ungewöhnlich.

Ungewöhnlich auch das Aufwachen nach dem Mittagsschlaf. Weinerlich. Traurig. Ein Zufall?

Ich schnappe unsere sieben Sachen und düse mit dem Lütten zur Kinder- und Jugendfarm Habenhausen. Dort ist seine Welt wieder vollkommen in Ordnung. Die Klamotten werden dreckig, die Esel gestreichelt, die Schweine angelacht – alles wie es sein muss. Ich genieße die zwei Stunden und überlege, wie es wohl in einigen Wochen um die Energie meines Sohnes am Nachmittag bestellt sein wird. Machen wir noch solche Ausflüge oder ist er k.o.? Seine blendende Laube auf der Farm bestätigt währenddessen eins: Es ist super, dass wir eine Kita mit großem Außenbereich ausgewählt haben. Das wird er sicher ausgiebig erobern in den nächsten Jahren. Er braucht das Draußen-Sein einfach.

Fazit: Tag 1, er war unspektakulär. Aber ich weiß allzu gut: Die emotionalen Momente können noch kommen. In erster Linie für mich. Aber damit, wie es heute war, bin ich erst einmal sehr zufrieden.

About Sandra

Ich schreibe hier über drei Dinge, die mich jeden Tag aufs Neue beschäftigen: meine Heimatstadt Bremen, meine berufliche Selbständigkeit und mein Alltag als Mutter eines Kleinkindes. Was mir am Herzen liegt: Euch anzustiften! Zu Unternehmungen an der Weser, zu Mut im Berufsleben und zu einem humorvoll-offenen Herzen für Eure Kinder. Allen Herausforderungen zum Trotz. Dass es nicht immer einfach ist, Familie und Job zu vereinbaren, darum geht es hier nämlich auch ab und zu.

6 thoughts on “Logbuch unserer Kita-Eingewöhnung. Oder auch: So unspektakulär war der erste Tag.

  1. Das liest sich doch ganz schön! 🙂 bei uns war es am ersten Tag ähnlich, ich war sogar eine Weile draußen aufm Flur und die Zuckerschnute hat es nicht mal bemerkt.
    Seitdem ist es allerdings total anders. Wir sind jetzt bei Tag 4 und die Erzieherinnen beißen sich an unserer kleine Maus die Zähne aus. Sie ist zurückhaltend und sehr schüchtern und nur schwer aus der Reserve zu locken.
    Und hängt viel an mir. Ich frage mich, was ich tun kann, um ihr mehr zu helfen. Und mir. Denn meine anfängliche Zuversicht wandelt sich langsam in Fragen. Fragen, ob das alles so richtig ist. Ob sie überfordert ist. Ob sie sich jemals wohlfühlen wird. Hätten wir doch lieber eine Tagesmutter wählen sollen?
    Und dann wieder: die KiTa mit ihren Augen sehen. Alle(s) neu, alles so groß, so viele Kinder, fremde Erwachsene… vielleicht braucht sie einfach viel Zeit. Mehr Zeit, als andere. Auch wenn ich es anders erwartet hätte, ich werde ihr einfach die Zeit geben, die sie braucht. Und an ihrer Seite sein, wenn sie mich braucht.

    Bin gespannt, wie es bei euch weitergehen wird…

    <3 Katja

  2. Oh, das finde ich toll so mitzulesen. Bei uns gings ja einmal schief bzw. wir Eltern haben abgebrochen, weil wir das nicht auf den Zwang und mit „Gewalt“/gegen den deutlich sichtbaren Willen des Kindes wollten, und jetzt starte ich nach einen überraschend schönen zweiten Jahr versetzt im September nochmal. Kann also keine Berichte geben, bis dahin klappt es bei euch hoffentlich.
    Das mit der Uhrzeit ist ja richtig, richtig mies!!! ich drücke dir alle Daumen, dass du das gut geklärt bekommst!
    Und ja, solche Ausflüge zur Kinder und Jugendfarm sind bestimmt noch drin. Gerade, wenn der Lütte sich dort so wohlfühlt (und Schande über mein Haupt, ich war da immer noch nicht, und das obwohl wir sogar ganz in der Nähe unseren Garten haben).
    Liebe Grüße
    Nanne

  3. Bei uns ist es heute auch der erste Tag gewesen und es lief total gut. Vor den Ferien waren wir für ein paar Tage mal da , einfach so zum gucken und spielen… quasi wie Probe Eingewöhnung.Das hat uns heute den Vorteil gebracht, das ich quasi uninteressant war und der kleine Mann sich nicht für mich interessiert hat.
    Er ist gleich raus und zu den anderen Kindern draußen in den Sand und ich war für die nächsten 3 Stunden abgeschrieben.
    Morgen /Dienstag soll ich dann mich ins Elterncafe im 2 Stock und wir gucken dann mal wie er so alleine spielt.Wenn die anderen dann Mittagessen dürfen wir dann wieder gehen.

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